Start Erzgebirge Der EHV Aue und der Code 3-2-1
Artikel von: Sven Günther
17.10.2019

Der EHV Aue und der Code 3-2-1

Bei der 31:26- Heimniederlage im Dezember war Kevin Roch mit sieben Toren bester Auer Werfer. Foto: Birgit Hiemer

TV 05/07? Kein bisschen 08/15!

Von Sven Günther
Lößnitz. Wo verflixt liegt Hüttenberg? Nur Handball-Kenner können mit dem Namen des nächsten Gegners des EHV Aue in der 2. Handballbundesliga etwas anfangen. Hört man den Experten zu, erfährt man erstaunliche Dinge.
Zum Beispiel, dass der Turnverein 05/07 aus dem Raum Wetzlar/Gießen die wohl rasanteste Fahrstuhlmannschaft der letzten Jahre im deutschen Handball ist. 2011 stieg Hüttenberg aus der 1. Bundesliga ab, musste 2015 den Spielbetrieb sogar in Liga 3 fortsetzen.

2017 geschah Einmaliges! Als Aufsteiger schloss man die Zweitliga-Saison auf Platz zwei ab, stieg direkt ins Oberhaus auf, aus dem sich der TV 05/07 ein Jahr später wieder verabschiedete.
TV 05/07? Im Jahr 1969 schlossen sich die beiden Traditionsvereine TV Hochelheim (gegründet 1905) und TV Hörnsheim (gegründet 1907) zum TV 05/07 Hüttenberg zusammen. Eins steht fest: Beim TV 05/07 ist nichts 08/15…

Zurück ins Hier und Heute

Allein schon die Tabellensituation zeigt die Brisanz des Spiels am Freitagabend. Hüttenberg auf Rang 16 mit 5:11, Aue auf Platz 14 mit 6:10 Punkten. EHV-Trainer Stephan Swat zum WochenENDspiegel: “Wir müssen die Spannung aus dem Derby gegen Dresden mitnehmen. Uns erwartet ein heißes Duell. Die Erwartungshaltung in Hüttenberg ist definitiv höher als der Tabellenplatz.”

So sieht es auch TV-Coach Frederick Griesbach: “Den Druck, den wir jetzt definitiv haben, müssen wir für uns nutzen, um Freitag die zwei Punkte gegen Aue zu holen. Es muss nicht schön sein, sondern der Ball muss einfach ins Tor. Und dann werden wir das Spiel gewinnen.”
Dabei schaut der Übungsleiter besorgt auf die Krankenliste, sagt: “Der aktuelle Krankenstand sieht momentan die definitiven Ausfälle von Mubenzem, Stegefelt und Hahn. Angeschlagen sind Zörb, Lambrecht und Klein. Ich denke aber, dass sie bis Freitag einsatzfähig sind – zumindest für einige wenige Minuten.”

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Es gilt den Code 3-2-1 zu knacken

Die Verletztenliste des kommenden Gegners interessiert Stephan Swat nur am Rande. Er weiß: “Die Mannschaft ist im Tor, am Kreis und im Mittelaufbau mit Spielern besetzt, die schon in der ersten Bundesliga gespielt haben. Außerdem müssen wir die unangenehme und aggressive 3-2-1-Abwehr der Hüttenberger knacken. Dafür ist eine hohe Passqualität und ein guter Zug zum Tor unerlässlich.”

Eine 3-2-1-Abwehr, wie sie der HC Elbflorenz zeitweise beim Derby in Aue gespielt hat. Da gelang es den Erzgebirgen über einen beweglichen Benas Petreikis, einen dynamischen Ladislav Brykner, einen selbstbewussten Nico Schneider einen wieselflinken Pascal Ebert und einen fang- und treffsicheren Bengt Bornhorn am Kreis den Defensiv-Code der Gäste zu knacken.

Bengt Bornhorn, der avancierte gegen Dresden zum Auer Siebenmeterschützen. Nachdem Petreikis, Ebert und Kammlodt gescheitert waren, traf er fünfmal erfolgreich vom Punkt. Gegen Hüttenberg kann er zeigen, wie kalt sein nordisches Vollstrecker-Gemüt wirklich ist.

Denn im TV-Tor steht mit Nikolai Müller (38) nicht nur ein erfahrener und überragender Keeper (u.a. 1. Liga mit Wetzlar), sondern auch der Siebenmeter-Killer der Liga. Schon neun Strafwürfe konnte er abwehren, vier allein im letzten Spiel gegen Nettelstedt-Lübbecke, das Hüttenberg 25:20 verlor.

Doch auch EHV-Keeper Erik Töpfer weiß, dass er Siebenmeter halten kann. Zwei entschärfte er gegen Dresden, glänzte hinter einer starken Abwehr mit 17 Paraden und sicherte den Derby-Sieg.

Kampf auf Biegen und Brechen

Einen Sieg, den auch Frederick Griesbach beobachtet hat. Der TV-Trainer: “Mit Aue kommt eine konstitutionell sehr gute Kampfmannschaft zu uns, die es häufig schafft, das mit ihrer handballerischen Qualität zu vereinen. Letztlich eine Mannschaft, die uns durchaus in einigen Bereichen sehr ähnelt. Ich rechne mit einem Kampf auf Biegen und Brechen, in dem wir aber auf unsere Fans und unsere Halle vertrauen. Wir werden taktisch gut vorbereitet ins Spiel gehen und versuchen, bis über die Grenze zu gehen – genau wie Aue wahrscheinlich auch.”