Start Erzgebirge Der EHV Aue und die Regel 7:12
Artikel von: Sven Günther
09.03.2020

Der EHV Aue und die Regel 7:12

Auszeit. Stephan Swat ließ am Ende auf Sieg spielen. Foto: Manja Gehlert

EHV Aue: 5. 7? 3!

Von Sven Günther
Lößnitz. Er machte das, was die meisten Trainer tun, wenn sie der Meinung sind, man müsse Druck von der Mannschaft nehmen. EHV-Coach Stephan Swat stellte sich in der Pressekonferenz nach der 23:24-Niederlage gegen die HSG Konstanz vor seine Spieler, sprach davon, dass es ein Stück weit sein Fehler gewesen sei, 35 Sekunden vor Schluss eine Kombination einzufordern, die mit einem Kempa-Trick hätte enden sollen, aber nicht funktionierte!

Der Ball ging verloren, der Gegner spielte schnell, spielte vor allem schnell auf den bis dahin achtfachen Torschützen Tom Wolf. Dessen Wurf konnten die EHV-Verteidiger verhindern, sein Abspiel zu Joschua Braun nicht. Der 21-Jährige traf vorbei an Vilius Rasimas ins Auer Tor. Auswärtssieg. Jubeltänze. Himmelwärts zuckende HSG-Siegesfäuste. Bei Swat sank das Kinn auf die Brust.
Einen Vorwurf muss er sich nicht machen. Betrachtet man sich die Szene genau, steckten die EHV-Recken in einer misslichen Zwangslage! Die Uhr zeigte 59.25 Minuten, als Swat die Auszeit nahm und dort forderte, auf Sieg zu spielen.

Was er nicht ahnen konnte: Nur fünf Sekunden nach dem Wiederanpfiff gingen die Arme der Schiedsrichter André Kolb und Markus Kauth nach oben: Obacht! Zeitspiel droht! Damit war klar, dass ein Torabschluss schnell folgen muss! In der Handballregel 7:12 heißt es: „Wird von der angreifenden Mannschaft nach maximal 6 Pässen kein Torwurf ausgeführt, wird auf Freiwurf gegen die ballbesitzende Mannschaft entschieden.“

Benas Petreikis (1) zu Sebastian Paraschiv – Sebastian Paraschiv (2) zu Benas Petreikis – Benas Petreikis (3) zum Adrian Kammlodt – Adrian Kammlodt (4) zu Sebastian Paraschiv – Sebastian Paraschiv (5) zu Felix Roth – Felix Roth (6) zu Benas Petreikis. Letzterer war von der halblinken Position angelaufen, in der Kreis gesprungen und bekam den Ball um wenige Zentimeter nicht zu fassen. Zu Kevin Roch fiel das Spielgerät – doch die Schiris pfiffen ab, weil Petreikis im Kreis gelandet war, auf Zeitspiel hätte ohnehin entschieden werden müssen. Gegenzug – Tor – Punkte weg!

5 hatte der EHV Aue vor dem Spiel Vorsprung auf Konstanz.
7 wären es gewesen, hätte der Kempa-Trick (wie beim Unentschieden in Hamburg) geklappt.
3 sind es aktuell

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Stephan Swat: “Das ist jetzt die Drucksituation, die wir von Anfang an in dieser Saison erwartet hatten. Abstiegskampf ist angesagt.” Schaut Swat auf die gesamten 60 Minuten, wird er seiner Mannschaft gegenüber kritischer, sagt: “Es gelingt uns momentan nicht, mit dem Druck umzugehen. Wir werfen zu viele Bälle sinnlos durch die Gegend, begehen technische Fehler und haben beim Abschluss den Kopf nicht oben. 1.30 Minuten vor Schluß schmeißen wir bei einem Konter dem Torhüter den Ball auf den Ranzen. Das darf nicht sein.”

Adrian Kammlodt war es, der diese Chance mittels unsinnigen Wurfes versemmelte. Gewiss in dem Glauben, dass der Ball den Weg ins Tor schon finden würde, wie bei seinen beiden Treffern zum 22:21 und zum 23:23 unmittelbar vorher, die ebenfalls aus nicht klarer Wurfposition im Netz einschlugen, HSG Keeper Simon Tölke passierend.
Die Torhüter. Bei der HSG überzeugten Michael Haßferter und Tölke mit zusammen zwölf Paraden. Im Tor des EHV begann Anadin Suljakovic, hielt gut, parierte einen Siebenmeter. Ab Hälfte zwei stand Vilius Rasimas zwischen den Pfosten, konnte vor allem am Ende überzeugen, als er ebenfalls einen Siebenmeter und einige aus freien Positionen geworfene Bälle halten konnte.

Dass der EHV sich über die gesamten 60 Minuten nicht absetzen konnte, lag an einigen Faktoren! Es gelang nie, Bengt Bornhorn am Kreis richtig in Szene zu setzen. Die aggressive Abwehr der Gäste konnte Kammlodt und De Santis auf den EHV-Halbpositionen eliminieren. Mit Ladislav Brykner fehlt eine Alternative. Der eingesetzte Sebastian Paraschiv sorgte zusammen mit Benas Petreikis für Tempo im Auer Angriff, was dem EHV-Mittelaufbauspieler Raum für drei wichtige Tore beim Stand von 11:16 schaffte. Benas traf, Naumann traf, Bornhorn traf, Roch traf – 17:17 Unentschieden in der 41. Minute. Zeit für einen Zwischenspurt, Zeit für eine Vorentscheidung, zumal Slachta einen Wurf blockte, Rasimas einen Ball hielt. Doch Fehlwürfe (Petreikis, Kammlodt) verhinderten die Führung. Vielleicht ein Knackpunkt.

Am Ende ging es hin und her. HSG-Trainer Daniel Eblen sprach von der besten Defensiv-Leistung seiner Mannschaft und EHV-Manager Rüdiger Jurke sah im Sieg der Gäste einen verdienten. Jurke: “Wir haben einfach schlecht gespielt. Es war schlimm, wie ängstlich manche Spieler agierten. Der Klassenerhalt wird schwer. Aber wir haben es immer noch in der eigenen Hand, fahren jetzt zum Derby nach Dresden und wollen gegen den HC Elbfllorenz etwas mitnehmen.”