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Artikel von: Sven Günther
30.11.2021

Der EHV Aue und Murphys Gesetz

Arnar Birkir Halfdansson. Gegen Eisenach hatte er eine Bilanz von einem Tor bei acht Fehlwürfen. Foto: Manja Gehlert

Rechte Aussetzer

Von Sven Günther
Lößnitz. Edward Aloysius Murphy Jr. war ein wackerer Mann. Der Pilot und Ingenieur der US-Air-Force lebte von 1918 bis 1990. Berühmt wurde er 1949, als bei einem Raketenschlitten-Experiment ALLE 16 Sensoren fehlerhaft installiert worden waren. Der Wissenschaftler formulierte: „Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet oder sonst wie unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, dann wird es jemand genau so machen.“

Murphys Gesetz war geboren, das verkürzt – “Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“ – immer dann ins Felde geführt wird, wenn es nicht läuft, Dinge danebengehen, ohnehin geschwächte Sportmannschaften noch schwächere Leistungen abliefern als zu erwarten. Vielleicht trifft es ein weltmeisterliches Zitat von Fußballspieler Andreas Brehme noch besser: “Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.”

Ein Wechsel der Extremitäten bringt uns zu den Handballern des EHV Aue. Drei böse Klatschen mussten die Fans hintereinander ertragen. 35:26 gingen die Erzgebirger beim Tabellendritten in Hüttenberg unter, 37:23 hieß es beim Tabellenführer Gummersbach und das Derby gegen den 16. aus Eisenach versemmelte das Team historisch mit 24:33.

Dahin all das gesammelte Selbstbewusstsein nach anfänglichen Erfolgen in Bad Schwartau, in Hamm und gegen Ludwigsburg. Die Spieler haben plötzlich Zitterhändchen, bekommen die Bälle nicht mehr in gegnerische Tore, scheitern an Torhütern und eigenen Unzulänglichkeiten.

Warum? Rätselhaft!

Es besteht kein Zweifel daran – um die Misere beispielhaft an zwei Spielern zu dokumentieren – dass Arnar Birkir Halfdansson zusammen mit Maximilian Lux eine rechte Seite bilden können, die zu den besten der 2. Handballbundesliga gehört.

Die Bilanz der beiden Rechten in den letzten drei Spielen?
Halfdansson SECHS Tore und ZWEIUNDZWANZIG Fehlwürfe – 6/22
Lux ZEHN Tore und EINUNDZWANZIG Fehlwürfe – 10/21

Natürlich liegt es nicht ihnen allein, natürlich fehlt Adrian Kammlodt, natürlich sind Goncalo Ribeiro und Bengt Bornhorn lädiert, natürlich zehrt jeder weitere Fehlwurf an den Nerven.

UND NATÜRLICH WARTET JETZT DER NÄCHSTE BROCKEN.

Am Mittwoch (1. Dezember) muss der EHV Aue beim großen Turnverein Großwallstadt 1888 ran, ein Verein, bei dem Handballfans Namen wie Kurt Klühspieß, Jackson Richardson, Martin Schwalb, Manfred Freisler oder Peter Kovas einfallen.
Zuletzt hatte der einst ruhmreiche Klub (u.a. sechsmal Deutscher Meister) Probleme, konnten sich erst durch zwei aktuelle Erfolge gegen Dormagen und Rostock aus Regionen siegen, in denen jetzt der EHV steckt. Die Stars im Team: Savvas Savvas, der mit 85 Treffern auf Rang drei der Liga-Torschützenliste steht und Keeper Jan Steffen Minerva (100 Paraden/Rang 7).

Trainer Kirsten Weber vom EHV Aue schüttelt den Kopf: “Nein, es geht nicht um die beiden. Wir müssen das sehr strukturierte Angriffsspiel des TV Großwallstadt insgesamt unterbinden, Laufwege zumachen, ganz einfach in der Abwehr zugreifen. Es gilt, das Team zu stoppen, nicht einzelne Spieler.”

Zuletzt hatte die EHV-Sechsnull-Deckung gegen Eisenach die ersten 15 Minuten gut funktioniert, als man nur fünf Treffer zuließ. Selbst im Angriff konnte man sich in freie Wurfpositionen spielen. Doch dann kamen erst die Fehlwürfe, dann die Fehlabspiele und schließlich ergab man sich der Niederlage. EHV-Coach Stephan Swat sah “Angsthasen- und keinen Männer-Handball. Die Verantwortung wurde weitergeschoben.” Manager Rüdiger Jurke stürmte – was Seltenheitswert hat – nach dem Spiel stocksauer in die Kabine, fand deutliche Worte.

Maximilian Lux verlängerte seinen Vertrag in Aue, warf gegen Eisenach kein Tor und fehlt in Großwallstadt. Foto: Manja Gehlert

Am Sonntag wurde die Niederlage dann noch einmal ausführlich analysiert. Kirsten Weber: “Wir haben uns kritisch mit den Fehlern auseinandergesetzt, sind hoffentlich noch enger zusammengerückt.” Am Dienstag kam dann noch die positive Nachricht, dass Maximilian Lux seinen Vertrag bis 2024 verlängert. Stephan Swat: „Wir freuen uns, dass wir mit Maximilian Lux auch weiterhin auf einen erfahrenen Spieler auf Rechtsaußen setzen können.“

Doch die Pechsträhne geht weiter. Kirsten Weber wird in Großwallstadt auf Keeper Erik Töpfer (94 Paraden/Rang8), Maximilian Lux und Aki Egilsnes (zuletzt mit aufsteigender Form) verzichten müssen.

Was bleibt ist die Hoffnung oder Yhprums Gesetz (engl. Yhprum’s Law). Das ist die Umkehrung von Murphys Gesetz, wobei Yhprum ein Ananym von Murphy ist, und lautet: “Alles, was funktionieren kann, wird auch funktionieren.“