Start Erzgebirge Der EHV und der Abschied des Unaussprechlichen
Artikel von: Sven Günther
25.05.2021

Der EHV und der Abschied des Unaussprechlichen

EHV-Interimstrainer Runar Sigtryggsson wartet auf den Zug in Richtung Heimat. Foto: Silvio Bürger

Danke, Runar

Von Sven Günther
Lößnitz. Eigentlich müsste man ein wenig böse mit ihm sein. Kaum hat man es drauf, den Namen des Unaussprechlichen mit Verzicht auf copy-and-paste einigermaßen frei von Fehlern zu schreiben, da düst dieser S I G T R Y G G S S O N in Richtung Heimat davon. Wenigsten ist der Vorname einfach: Runar. Und woher die Endung -son stammt, erfuhren WochenENDspiegel-Leser hier.

Der ICE 1556 von Leipzig über Frankfurt/M nach Wiesbaden wird jeden Moment einfahren. EHV-Interimstrainer Runar Sigtryggsson sitzt auf seiner schwarzen Hummel-Reisetasche, wartet auf den Zug. Seine Mission “Klassenerhalt mit dem EHV Aue” ist erfolgreich beendet. Am Sonntag 15.33 Uhr ging sein ICE in Richtung Flughafen Frankfurt, wo er in das Flugzeug nach Island stieg. Im Gepäck: Ein großes DANKE der erzgebirgischen Handball-Fans.
Der Isländer, der von 2012 bis 2016 die Auer Zweitliga-Handballer trainierte, hatte sich im Dezember bereit erklärt, die Mannschaft so lange zu coachen, bis der an Corona erkrankte Cheftrainer Stephan Swat wieder gesund ist. Mit dem überragenden 33:21-Sieg am Samstag im Fürstenfeldbruck steht fest, dass der EHV die Liga halten wird. In den letzten Spielen wird die Mannschaft von Kristen Weber und Michael Hilbig trainiert.

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Die Rückfahrt aus Fürstenfeldbruck am Samstag war garantiert mit einigen Wernesgrüner Bierchen gewürzt. Mit 33:21 siegten die Handballer des EHV Aue, haben nach den weiteren zwei Punkten jetzt den Klassenerhalt in der Tasche. Bereits zur Pause lagen die Erzgebirger deutlich mit 19:7 in Front. Sieben Gegentore in 30 Minuten? Eine Seltenheit im Handball. Möglich macht dies der wieder überragende Erik Töpfer im EHV-Tor, der am Ende 23 auf sein Tor geworfene Bälle halten konnte. Im Angrifff war es vor allem Adrian Kammlodt, der nicht zu bremsen war. 13 Tore warf der linke Rückraumspieler.
Am Ende konnte FFB-Coach Martin Wild seinem Gegenüber, Interimscoach Runar Sigtryggsson, nur zu einem „absolut verdienten Sieg“ gratulieren: „Aue war in allen Belangen überlegen, wir haben heute nichts zusammengebracht.“
Der Gelobte nickte nordisch nobel, lobt die ganze Mannschaft und packte dann seine Sachen. Auf Runar Sigtryggsson wartete am Sonntag das Flugzeug in Richtung Island. EHV-Manager Rüdiger Jurke: “Was Runar gemacht hat, war einfach Klasse. Ein wahrer Freund zeigt sich dann, wenn es einem nicht so gut geht. Er war sofort zur Stelle und hat uns geholfen.”
Vor allem die letzten Spiele des EHV unter der Regie des Coaches waren spektakulär. 25:19-Sieg gegen Hüttenberg, 33:24-Sieg in Großwallstadt, 34:26-Sieg gegen Lübeck und zuletzt das 33:21 in Fürstenfeldbruck. Besser geht es nicht.
Das sieht auch Sigtryggsson so, sagte dem WochenENDspiegel: “In der momentanen Verfassung kann der EHV um einen einstelligen Tabellenplatz spielen. Für die Zukunft muss die Halle modernisiert werden, um mehr Zuschauer und damit mehr Einnahmen zu haben. Da muss was gemacht werden. Die Konkurrenz schläft nicht.”
Dann lächelt er, sagt: “Wenn man die kleinen Kabinen sieht, könnte man denken, es würden Zwerge beim EHV spielen.” Leider kann er die Partien des EHV in Island auf www.sportdeutschland.tv nicht sehen, weil sie dort nicht zu empfangen sind. Runar verspricht: “Wenn etwas im MDR kommt, werde ich einschalten.”

Seine Gedanken werden sicher häufig im Erzgebirge sein. Zu prägend waren die Monate, die er beim EHV verbracht hat. Berührt hat ihn besonders der Tod von Rudi Jurke während des Heimspieles gegen Konstanz. Rudi, der Vater von EHV-Manager Rüdiger Jurke, war die gute Seele des Vereins. Zum Manager hat der Trainer ein besonders inniges Verhältnis. Auf die Frage, was er am Erzgebirge am meisten vermissen wird, gibt der Isländer nur ein Wort als Antwort: “Moppel” – der Spitzname Jurkes

Negative Coronatests machen es möglich: Manager Rüdiger Jurke und Interims-Trainer Runar Sigtryggsson verabschieden sich im Bahnhof Leipzig herzlich voneinander. Foto: Silvio Bürger