Start Erzgebirge Der EHV und der Disput der Denker
Artikel von: Sven Günther
10.09.2021

Der EHV und der Disput der Denker

Lutz Lorenz, der Präsident des EHV Aue. Foto: EHV Aue

Nicht reinreden – machen lassen

Von Sven Günther
Lößnitz. Kaum ein anderer Gemütszustand wird von Denkern so antagonistisch debattiert wie die Zufriedenheit. „Es ist mein Job, nie zufrieden zu sein“, sagte Physiker Wernher von Braun. Von Schriftsteller Benjamin Franklin liest man: „Zufriedenheit ist der Stein der Weisen. Sie wandelt in Gold, was immer sie berührt.“
Kurz: Die Gelehrten streiten, ob Zufriedenheit Stillstand und Stillstand Rückschritt ist. Oder ob Zufriedenheit unser bestes Gut ist (Shakespeare).

EHV-Präsident Lutz Lorenz ist zufrieden. Zufrieden mit der letzten Saison, zufrieden mit der Vorbereitung auf die neue und zufrieden mit der Situation des Vereins. Aber er weiß um die Gefahren. Der Rechtsanwalt steht in seiner Kanzlei im Zentrum von Aue und sagt: „Dass wir im Moment so gut dastehen, ist keine Selbstverständlichkeit. Das finanzielle und sportliche Überleben des EHV zu sichern, ist eine tagtägliche Aufgabe, an der viele Menschen beteiligt sind.“

Er denkt zehn Jahre zurück. Damals wurden die Weichen gestellt. Lorenz: „Wir hatten uns entschieden, konsequent auf den Nachwuchs zu setzen, junge Spieler aus der A-Jugend zu integrieren, die bei der SG Nickelhütte sehr gut ausgebildet werden. Das trägt jetzt Früchte.“
Elf Auer Eigengewächse stehen im Zweitliga-Kader. Ein Kader, der im letzten Jahr trotz Corona, trotz der Erkrankung von Cheftrainer Stephan Swat, trotz des Todes von Rudi Jurke in der Halle, trotz Einbruch und trotz Brandanschlägen einen sensationellen 5. Platz erreicht hat.

Lorenz: „Ein wahnsinniges Ergebnis, dessen konkreter Anfang im Jahr 2019 liegt, als Stephan Swat und Rüdiger Jurke begonnen haben, die aktuelle Mannschaft zu planen. Auch jetzt kompensieren wir Abgänge durch Spieler aus den eigenen Reihen. Es sei denn, wir können eine Position nicht adäquat besetzten. Dann muss man jemand von außen holen, wie aktuell Aki Egilsnes, der auf Empfehlung unseres Ex-Trainers Runar Sigtryggsson kam.“ Der Präsident lächelt, sagt: „Runar ist so etwas wie unsere Scouting-Abteilung.“

Die letzte Entscheidung liegt dann beim Manager und den Trainern. Auch hier hat der Lorenz eine klare Ansicht: Nicht reinreden – machen lassen. Der Präsident: „Ich erinnere mich noch genau an ein Telefonat am 28. Februar 2020 mit Rüdiger, Jurke als das Ungemach Corona auf uns zukam. Damals war mir klar, dass es kaum noch möglich sein würde, Dinge auf Vereinsebene zu besprechen. Also habe ich ihm freie Hand gegeben, habe gesagt, dass ich jede Entscheidung decken werde. Das war genau richtig. Rüdiger hat die Krise mit seinem Team hervorragend gemeistert.“

Inzwischen läuft die Vereinsarbeit wieder, werden Vorstands- und Präsidiumssitzungen durchgeführt und geplant. Lorenz: „Aus dem operativen Geschäft halten wir uns weiter raus, wenngleich es natürlich immer Gespräche und Austausch gibt.“

Auch die Entscheidung, dass Kirsten Weber die Mannschaft trainiert, trägt der Präsident mit, lobt: „Er hat sich unglaublich profiliert. Er war schon als Nachwuchstrainer bei Nickelhütte maßgeblich an der Entwicklung von Spielern beteiligt, hat von Stephan und Runar sehr viel gelernt.“ Lorenz lächelt wieder: „Jetzt ist er erfolgreich, ist der einzige ungeschlagene Trainer der Liga und hat mit dem Team den Sprung in die 2. Pokalrunde geschafft. Das gab es auch lange nicht.“

Die 2. Pokalrunde beschert dem EHV einen Handball-Festtag! Am 5. Oktober werden die Erzgebirger den großen THW Kiel in Lößnitz empfangen.

Sicher wird auch dieses Spiel live auf www.sportdeutschland.tv zu sehen sein. Auch das Auer Übertragungsteam wird von Lutz Lorenz gelobt. „Jockel Meinhardt hat da etwas ganz Tolles auf die Beine gestellt, liefert mit seinem Team die professionellste Arbeit der Liga in diesem Bereich ab. Auch die Entscheidung, Katja Lippmann-Wagner als Moderatorin mit einzubinden, war goldrichtig. Übrigens: Auch hier galt: Nicht reinreden – machen lassen.“

Jetzt freut sich der Präsident, dass die neue Saison losgeht. Lutz Lorenz: „Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist nochmal besser geworden. Alle sind sich einig, dass der Erfolg der letzten Saison Grundlage für die weitere Entwicklung sein muss.“

Oder anders: Das bisher Erreichte sorgt beim EHV zwar für Zufriedenheit, soll aber nur Basis für die weitere Entwicklung sein.