Start Der EHV und der doppelte Verlust
Artikel von: Sven Günther
02.06.2023

Der EHV und der doppelte Verlust

Jubel nach dem Aufstieg. Kevin Roch im Königskostüm, neben ihm sein Sohn Henry. Foto: Robert Hesse

Warum ein König und ein kleiner Prinz den EHV verlassen

Lößnitz. Der WochenENDspiegel erwischte ihn telefonisch, als er mit seinem Sohn Henry (4) puzzelte. Bezeichnend für den EHV-Kapitän Kevin Roch, der den EHV nach 517 Spielen, über 1.200 Toren und 14 rote Karten verlässt, seine Karriere beim SV Oberlosa Plauen in der vierten Liga ausklingen lässt: Roch ist Familienmensch und knallharter Profihandballer in einer Person. Jetzt hat er sich für Beruf und Familie entschieden, sagt: „Es gab jetzt die Möglichkeit, im Helios-Klinikum eine Vollzeitstelle zu bekommen. Die Chance wollte ich nutzen, bin als studierter Sozialpädagoge im Entlassungsmanagement tätig. Wir sorgen dafür, dass die Patienten nach der Behandlung bei uns weiter versorgt werden, es ihnen gut geht.“

Gut gehen. Davon konnten die Angreifer, die auch Roch im Mittelblock trafen, nur träumen. Der Kapitän war ein Bollwerk. Doch auch ihn bewegten die letzten Spiele: „Es ist schon besonders, einen Aufstieg zu erleben, weil man die ganze Saison auf einer Erfolgswelle schwimmt. Aber jetzt, mit diesem überraschenden Finale beim Spiel gegen Hildesheim, war es nochmal etwas ganz besonderes.“

Umringt: König Kevin inmitten seines „Gefolges“. Foto: Robert Hesse

Die guten Erinnerungen an die Zeit in Aue bleiben

Natürlich erinnert er sich an die Ausflüge mit dem EHV nach Japan und Hongkong, an die Pokal-Kämpfe gegen die Top-Mannschaften aus Kiel, Hamburg oder Flensburg. Und an den Rüffel, den er einst von seinem Trainer Runar Sigtryggsson bekam. Roch: „Er war nach einem schlechten Spiel so aufgebracht, dass er schrie: ‚Kevin, Du bist doch wie der König von Aue. Du kannst Dir ja alles erlauben.‘“ Die Worte blieben beim Team hängen – und deshalb musste der Kapitän bei seiner Verabschiedung das Königskostüm anziehen.

Das Geschenk der Mannschaft. Dieses Gemälde mit Kevins Gesicht und Handball hing zur Überraschung im Auer Restaurant Cavallino. Foto: privat

Bei den Partyfeierlichkeiten in dieser Woche tauchte er dann als Bischof auf, verriet: „Auch wenn ich zu den Älteren in der Mannschaft gehöre, bin ich beim Feiern voll mit dabei, muss mich aber sammeln, weil ich die Verantwortung für Mannschaftskasse habe.“ Ganz der König eben, zu dem auch der Prinz der Mannschaft gehört: Der kleine Henry. Roch ist aktuell der einzige Papa im Team und seinen Sohnemann haben auch die anderen Spieler ins Herz geschlossen. Fazit: Ein doppelter Verlust für den EHV.

Eine Antwort bleibt der Kapitän schuldig: Wer soll in Zukunft dem Siebenmeterwerfer den Ball zutippen? Dieses Ritual gibt es schon seit der Zeit, in der noch Eric Meinhardt vom Punkt warf. Bengt Bornhorn und Maximilian Lux behielten es bei. Roch: „Ich denke, die Jungs werden da in der kommenden Saison sicher eine Lösung finden.“

Am Ende seiner erfolgreichen Karriere kann „King Kevin“ sich „Handball-Legende“ nennen, reiht sich in die Liste großer Namen wie Reiner Leonhardt, Harry Zörnack, Joachim Steinbach, Georg Rothenburger, Ulf Rumberg, René Jahn, Clemens Kurzweg oder Eric Meinhardt ein.