Start Erzgebirge Der EHV Aue und der geduldige Lette
Artikel von: Sven Günther
29.12.2019

Der EHV Aue und der geduldige Lette

Austris Tuminskis warf gegen Dormagen fünf Tore. Foto: Manja Gehlert

EHV Aue: “Nullnummer” erlegt die Wiesel

Von Sven Günther
Lößnitz. Sucht man im Internet nach berühmten Letten, erfährt man Erstaunliches. Heinz Erhardt, der legendäre Wortreim-Akrobat, war einer, wurde 1909 in Riga geboren. Schon weniger bekannt sind Regisseur Sergei Eisenstein (Panzerkreuzer Potemkin), Schachspieler Michael Tal und Chemie-Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald. Fußball-Fans werden rufen: Ich kenne noch einen! Den Ivanauskas! Falsch! Der u.a. für den HSV sturmlaufende Valdas Ivanauskas ist Littauer.
Karlis Baumanis, den Dichter der lettischen Nationalhymne, Violist Gidon Markowitsch Kremer oder Dichter Andrejs Pumpurs sind nur Lettland-Kennern ein Begriff.
Am Samstag schickte sich einer an, zu zeigen, dass auch er das Potential hat, auf die Liste bekannter Letten gesetzt zu werden: Austris Tuminskis. Der linke Rückraum-Riese (1,98 m, 98 kg) wuchtete beim 32:29 Sieg des EHV Aue am ersten Spieltag der Rückrunde kurz vor Jahresende fünf Bälle ins Netz der Gäste, vier davon (nur von einem Roch-Tor unterbrochen) direkt hintereinander kurz vor der Pause.

Die Statisik von Austris Tuminskis.

Tore von einem, der in der Statistik auf www.liquimoly-hbl.de bis auf eine 2 in der Sparte Fehlwürfe und je einer 1 bei Assists und technischen Fehlern ausschließlich Nullen zu stehen hatte. Einer, der immer auf der Bank saß und noch nicht einmal die Trainingsjacke ausziehen durfte, weil der Trainer ihm zuraunte: “Mach dich warm, Austris!”. Ein geduldiger Lette, Nationalspieler immerhin, der wartete, bis sein Stündlein schlagen würde. Gegen Dormagen war es soweit. Tuminskis wurde von Coach Stephan Swat für den schwächelnden Andrian Kammlodt gebracht – und überzeugte. Was muss das für ein Gefühl sein? In 17 Spielen nur der Bankdrücker, jetzt die anerkennend zuschlagende Hände der Kameraden auf Rücken und Brust zu spüren, den EHV-Trainer loben zu hören “Er hat es bei uns nicht immer leicht, beißt sich aber durch und ist ein toller Handballer.”

Tuminskis, der wieder bärenstarke Keeper Erik Töpfer (12 Paraden davon zwei Siebenmeter) und der enorm sichere Bengt Bornhorn (9 Treffer) sorgten dafür, dass es nach 30 Minuten 14:14 stand. Nach der Pause waren es dann der Littauer Benas Petreikis mit drei Toren, Bornhorn und Kevin Roch,die das Ergebnis auf 19:15 schraubten. Die Vorentscheidung!

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Und die Mannschaft aus Dormagen, die sich die Wiesel nennt? Die spielte flink, raffiniert und hat mit Reuland, Richter und Rebelo sehenswerte Handballer in ihren Reihen. Trickreich, wurfvariabel, schnell. Dagegen ist der furchteinflößende Andre Meuser im rechten Rückraum der Wiesel  mit seinen 2.06 Metern nur groß. Sie alle konnten aber gegen die Mannschaft des EHV Aue, der man höchstens mangelnde Chancenverwertung (vor allem von den Außenpositionen) vorwerfen kann, nichts ausrichten.

EHV-Manager Rüdiger Jurke: “Zum Abschluss des Jahres die Krönung. Wir gewinnen mit 32:26 gegen Dormagen. Ein tolles Spiel, eine tolle Kulisse mit knapp 2000 Zuschauern. So richtig kann man aus dem Team keinen hervorheben, weil alle gut gespielt haben.” Er tut es dann aber doch, nennt Töpfer, Bornhorn und Tuminskis, den geduldigen Letten, der sich jetzt zunächst bei den Handballfans einen Namen gemacht hat.

Erik Töpfer überzeugte auch gegen Dormagen mit starken Paraden. Foto: Manja Gehlert