Start Erzgebirge Der EHV und die fatale Macht der Bilder
Artikel von: Sven Günther
28.10.2022

Der EHV und die fatale Macht der Bilder

Elias Gansau warf gegen Leipzig neun Tore. Doch mit welchem Spielgerät eigentlich???? Foto: Robert Hesse

Newsflash: Der EHV spielt Football!

Von Sven Günther
Lößnitz. Es gibt keinen Zweifel. Die Fotos von Robert Hesse haben diese Sensation festgehalten, belegen sie. Was man sieht, kann man auch glauben: Der EHV Aue gewann das Spitzenspiel in der 3. Bundesliga gegen den Tabellendritten SC DHfK Leipzig II mit einem ganz gemeinen Trick. Statt mit einem Handball agierten Gansau, Roch & Co mit einem Football.

Glauben Sie nicht? Ok. Dann schauen Sie sich diese Bilder an.

Und nun? Tja, da staunen Sie.

Aber keine Angst: Wir wollen Ihnen “kein X für ein U vormachen”*, bleiben bei der Realität. Und die fasst EHV-Sportchef Stephan Swat in seiner Einschätzung zum Spiel zusammen.

Nach sechs gespielten Minuten stand es bereits 4:1 für die Hausherren durch Tore von Gansau 2 x, Roch und Lux. Gästetrainer Enrico Henoch griff bereits nach 8:23 Minuten zur grünen Karte und rief seine Jungs zur Besprechung. So richtig fruchten wollten die taktischen Anweisungen jedoch noch nicht bei seinen Jungs. Die Gastgeber spielten weiter konzentriert und erhöhten in der 11. Minute durch Kapitän Kevin Roch auf 6:1! Eine Startphase nach Maß für die Hausherren. Doch ab diesem Zeitpunkt schlichen sich Unkonzentriertheiten, ob der vermeintlich sichern Führung ins Auer Spiel ein. Fünf Angriffe in Folge konnten die Auer nicht im Kasten der Leipziger unterbringen. Vergaben teilweise klarste Chancen. Leipzig konnte auf 6:4 (19. Minute) aufschließen. Einem in der ersten Halbzeit glänzend aufgelegten Pascal Bochmann und einer bärenstarken Abwehr um Abwehrchef Iulian Jerebie war es zu verdanken, dass Leipzig dennoch nicht ausgleichen konnte. Nur vier Gegentreffer nach 21 Minuten gegen einen Gegner, welcher zuvor im Schnitt fast 31 Tore pro Spiel erzielte, ist stark! Die Auer fingen sich wieder und erhöhten in der 21. Minute durch Mubenzem und Paraschiv auf 8:4. Bis zum Halbzeitstand von 12:8 gestaltete sich das Spiel ausgeglichen.

 

Auch in der zweiten Hälfte blieb es spannend.

 

Die ersten sieben Minuten der 2. Halbzeit gestalteten sich zum Torfestival. 16:13 nach 37 Minuten. Leipzig hatte sich also gefangen im Angriff und die Auer bekamen kaum noch zu Griff auf die Leipziger Jungs. Bis zum 19:15 in der 42. Minute hielt der 4-Tore-Vorsprung aus der Halbzeitpause. Ab 44. Minute wurde es hektisch. Die Schiedsrichter verhängten binnen kürzester Zeit Zeitstrafen gegen Mubenzem und Paraschiv, allerdings nicht wegen übermäßig harten Einsatzes in der Abwehr, sondern zweimal aufgrund von Kopftreffern gegen den Leipziger Torhüter. Die Regelauslegung sollten die Schiedsrichter nochmals überprüfen, sehr harte Entscheidungen gegen die Auer, erfolgten die Würfe doch jeweils unter Gegnerkontakt und somit nicht als kontrollierte und freie Würfe. Doppelte Unterzahl für Aue! Die 1103 Zuschauer kochten. Die vier verbliebenen Feldspieler fighten in der Abwehr und Pascal Bochmann war ebenfalls wieder zur Stelle und parierte in dieser Phase überragend gegen den Linksaußen von Leipzig. So gelang Leipzig lediglich ein Treffer in dieser Zeit und das Auer Publikum war da und feierte seine Jungs. Zwischen der 45. und 52. Minute starteten die Männer von Trainer Stephan Just, angestachelt von dem frenetischen Heimpublikum, die stärkste Phase in der 2. Halbzeit und zogen auf 24:18 davon. Beim 24:19 erneut Unverständnis beim Auer Publikum. Zeitstrafe gegen Gansau. Erneut im Angriff, diesmal angeblich wegen Halten?! Die dritte Zeitstrafe gegen Auer Angreifer! Die Gäste versuchten es mit einer Manndeckung gegen Gansau und später mit einer kompletten Manndeckung, aber die Hausherren blieben cool und schaukelten, den in dieser Höhe auch verdienten Sieg mit 27:21 nach Hause.

Fazit: Aue festigte den ersten Tabellenplatz und konnte den Abstand auf Platz drei auf 5 Pluspunkte erhöhen. Der Sieg war mehr als verdient. Ein sogenannter Start-Ziel-Sieg. Die Abwehr in Zusammenarbeit mit dem Torhüter (Bochmann 14 Paraden!!!) leistete großartige Arbeit. Die 1103 Zuschauer auf einen Mittwochabend bedeuten Zuschauerrekord in dieser Saison.

1103 Zuschauer, die bezeugen können, dass der EHV mit einem Ball und nicht mit einem Football agiert hat. Wenn man live in der Halle ist, sieht man nicht nur die Realität, man spürt auch die Intensität des Sports. Die nächste Gelegenheit gibt es am 19. November, 17 Uhr, wenn der EHV in der Erzgebirgshalle gegen den Northeimer HC spielt.

*Die Redewendung bezieht sich auf die lateinischen Zahlzeichen „X“ (10) und „V“ (5). Durch Verlängerung der Striche des „V“ nach unten entstand ein „X“ und damit gegebenenfalls die doppelte Summe (bei Schulden, Zeche und so weiter). Bis ins 17. Jahrhundert wurde in der Schrift nicht zwischen den Buchstaben „U“ und „V“ unterschieden, daher lautete die frühere Version „jemandem ein X für ein V vormachen“ (Quelle: Wiktionary)