Start Der EHV und die ferne Zukunft
Artikel von: Sven Günther
14.04.2021

Der EHV und die ferne Zukunft

Nackenschläge & Hoffnungsschimmer

Von Sven Günther
Lößnitz. Denkt man kurz, sieht man schwarz! Die Zweitligahandballer des EHV Aue beziehen zurzeit Prügel. 22:35 im Derby gegen Dresden, 28:35-Pleite in Emsdetten, immerhin ein 24:24-Remis in Eisenach, dann der 31:20-Untergang in Bietigheim und zuletzt eine deutliche 25:33-Heimniederlage gegen die Spitzenmannschaft des TUS N.-Lübbecke.
Der Blick zurück macht missmutig, die Betrachtung der nächsten Tage gibt wenige Anlass zur Hoffnung. Am Freitag muss das Team beim Tabellenfünften in Dormagen ran, schon am Dienstag ist man bei Spitzenreiter Hamburg zu Gast.
Dazu noch ein Schock am Mittwochmorgen: Idioten hatten das Auto des EHV-Japaners Hiromi Tsuyama und einen Vereinsbus abgefackelt. Dazu der Einbruch in der Geschäftsstelle nach dem Eisenach-Derby, bei dem Geld geklaut worden war. Rüdiger Jurke: “Ein grausames Jahr. Im Dezember haben wir fast unseren Trainer wegen seiner Coronaerkrankung verloren, dann fielen Spiele aus, Sponsoren konnten nicht mehr zahlen, Zuschauer konnten nicht in der Halle sein, unser Ticketanbieter hat uns betrogen. Aber das mit den Autos ist der Tiefpunkt. Da steht unser Japaner vor mir, weint und sagt, er habe Angst. Wie verrückt ist die Welt geworden?”

Die emotionale Ansprache von Rüdiger Jurke hören Sie hier

 

Nackenschläge! Man muss den Kopf heben, um Hoffnungsschimmer zu sehen!

Die ersten Lichtblicke gab es schon gegen den TUS N.-Lübbecke. Trainer Stephan Swat saß erstmals wieder als Zuschauer in der Halle, sah auf der Bank Keeper Erik Töpfer, der nach Knie- und Schulter-Verletzungen wieder im Kader steht. Und die Fans freuten sich über Jannik Dutschke. Der Nachwuchsspieler warf fünf Tore, überzeugte auf Linksaußen.

Jetzt machte Manager Rüdiger Jurke die nächsten Schritte in Richtung Zukunft. Nachdem Leistungsträger Kammloth, Slachta, Halfdarssonn, Bornhorn und Petursson verlängert haben, bekommen die Talente Jannik Dutschke und Elias Bombelka Dreijahresverträge. Jurke: „Vielleicht werden beide in zwei bis drei Jahren unsere Flügelzange – Elias rechts und Jannik links. Zwei talentierte Jungs. Zusammen mit Pascal Bochmann (bekam gerade eine Einladung zum Online-Lehrgang der U19-Nationalmannschaft) gleich drei aus einem Jahrgang. Das zeigt die gute Nachwuchsarbeit der SG Nickelhütte. Immerhin spielen zehn Spieler aus dem eigenen Nachwuchs der SG Nickelhütte im Kader der 1. Mannschaft. Das gibt es nicht so oft in der 2. Liga!“

Nicht so oft, aber beim nächsten Gegner schon. Denn auch beim Turn- und Sportverein Bayer Dormagen setzt man seit Anfang der 2000er Jahre konsequent auf die Jugendarbeit. Trainer Dusko Bilanovic: “Dem gesamten Kader unseres Zweitligateams gehören neun Spieler aus der eigenen Jugend an. Da zahlt sich die tolle Nachwuchsarbeit aus.”

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An das Hinspiel erinnert sich der Coach noch gut: “Für uns waren es auf unserer ‘Ost-Tour’ Anfang März zwei Spiele innerhalb von drei Tagen. Nach dem klaren Sieg in Dessau hätten wir die beiden Punkte natürlich auch gerne aus Aue mitgenommen. Das wäre möglich gewesen, aber in der Schlussphase fehlte uns auch ein wenig das Glück. 28 Tore sollten eigentlich reichen, ein Auswärtsspiel zu gewinnen. Wir haben es versäumt, unseren Vorsprung in der ersten Hälfte auszubauen – auch aufgrund von zu vielen Fehlern und unvorbereiteten Würfen. Das müssen wir am Freitag besser machen.”

Das war erst am 4. März und ein anderer junger Spieler hatte maßgeblich zum 29:28-Sieg beigetragen: Nico Schneider. Der 21-Jährige wurde von Interimstrainer Runar Sigtryggsson ins Spiel gebracht worden, als beim Stand von 6:11 und nach einigen Unzulänglichkeiten ein Debakel drohte. Eine Maßnahme, die Erfolg brachte. Schneider warf fünf Tore, überzeugte als vorgezogener Spieler in der Abwehr und sorgte mit dafür, dass Aue die Partie drehen konnte.

Damals spielte der EHV wie im Rausch, hatte sechs Partien nicht verloren. Das ist jetzt anders. Die Auer stecken in einer Niederlagenserie, müssen neben den Langzeitverletzten Franz Schauer (Sehnenabriss im Finger) und Julius Schröder (Schulter) auch auf Kevin Roch (Meniskus), Pascal Ebert (Fuß) und Kevin Lux (Sperre) verzichten.

TUS-Trainer Dusko Bilanovic: “Auch bei uns war und ist die Verletztenliste immer noch sehr lang. Unser Linksaußen Joshua Reuland wurde nach seinem Kreuzbandriss am Montag erfolgreich operiert und wird uns leider lange fehlen. Torwart Martin Juzbasic fällt auch noch länger aus. Und unsere Nachwuchsspieler Fynn Johannmeyer und Lucas Rehfus stehen im Rückraum nach ihren Verletzungen noch nicht wieder als Alternative zur Verfügung. Bei Alexander Senden und Andre Meuser müssen wir abwarten.”