Start Der EHV und die gesenkten Köpfe
Artikel von: Sven Günther
23.05.2023

Der EHV und die gesenkten Köpfe

Doch, da steht es! Krefeld hat verloren und Emsdetten hat unentschieden gespielt. EHV-Sportchef Stephan Swat zeigt Geschäftsführer Rüdiger Jurke auf dem Handy, dass Aue in die 2. Liga aufgestiegen ist. Sekunden später kennt der Jubel keine Grenzen.
Doch, da steht es! Krefeld hat verloren und Emsdetten hat unentschieden gespielt. EHV-Sportchef Stephan Swat zeigt Geschäftsführer Rüdiger Jurke auf dem Handy, dass Aue in die 2. Liga aufgestiegen ist. Sekunden später kennt der Jubel keine Grenzen. Fotos: Frank Kruczynski

Unerwartete Aufstiegsfeier

Lößnitz. Sie konnten es sich nur noch partiell mit ansehen, hielten die Köpfe immer wieder gesenkt und schauten auf ihre Mobiltelefone. Viele der sagenhaften 2.050 EHV-Fans waren gefesselt von Ereignissen, die 550 Kilometer entfernt in Emsdetten und 370 Kilometer weit weg in Oppenweiler zeitgleich stattfanden.

EHV siegt sicher

Nur bei den kurzen Blicken auf das Spielfeld sahen die handyabgelenkten Fans den sicheren 27:24-Heimsieg des EHV, registrierten die Tore von Maximilian Lux (8), Elias Gansau (4), Kevin Roch (4) oder Sebastian Paraschiv (3). Woanders spielte die Musik, der Live-Ticker auf www.handball.net fesselte viele der Fans.

Denn in Emsdetten und Backnang passierten Dinge, die dem EHV Aue den Aufstieg in die 2. Handball-Bundesliga sicherten.

Spannung in der Ferne

Tatort Oppenweiler. Die Gäste der HSG Krefeld Niederrhein, bis dato nur mit vier Minuspunkten belastet und letzter Gegner des EHV am Samstag, sind 35 Sekunden vor Schluss im Angriff, spielen beim Stand von 34:34 in Überzahl. Ein Pass, noch ein Pass – und Steffen Hahn bekommt den Ball total frei, springt von seiner Rechtsaußen-Position in den Kreis, wirft – und scheitert am Standbein von Keeper Stefan Koppmeier. Auch den Abpraller, der bei Merten Krings landet, entschärft der Torhüter spektakulär.
Eine letzte Auszeit von Oppenweiler, ein letzter Angriff und Daniel Schliedermann sichert mit seinem sechsten Tor den Sieg.

Fazit: Krefeld ist aus dem Aufstiegsrennen

Auch Emsdetten patzt

Tatort Emsdetten. Der gastgebende TV spielt gegen Ferndorf, führt sieben Minuten vor Ende mit 23:20. Doch der Vorsprung schmilzt. Beim Stand von 23:22 kracht Emsdettens Dirk Holzner einen Siebenmeter an die Latte, im Gegenzug trifft Rene Mihaljevic vom Kreis zum Ausgleich.
Als die Uhr 58:22 zeigt, ist klar, dass Krefeld verloren hat und nicht mehr aufsteigen kann. Emsdetten – mit vier Minuspunkten – schöpft Hoffnung: Wenn wir gewinnen und Krefeld am letzten Spieltag Aue schlägt, sind wir in der 2. Liga…
Anton Rúnarsson besorgt die Führung für den TV, die Mihaljevic erneut egalisiert.

Noch 30 Sekunden zu gehen. Emsdetten nimmt eine Auszeit und 15 Sekunden vor Ultimo trifft wieder Rúnarsson zur umjubelten 25:24-Führung, die die Fans weiter träumen lässt. Nur fünf Sekunden später kommt der Ferndorfer Marko Karaula an den Ball, tankt sich durch und trifft per Aufsetzer. 25:25! Den schnellen Anwurf blockt – wegen eines 7. Ferndorfer Feldspielers war das Tor leer – Kreisläufer Rene Mihaljevic. Ende.

Fazit: Emsdetten ist aus dem Aufstiegsrennen.

Sekt und Tränen

In Aue reißen die auf die Telefone schauenden EHV-Fans die Köpfe hoch und die Arme in die Luft! 2. Liga – Aue ist dabei! Kurz vor dem Moment, in dem Kapitän Kevin Roch von den Fans verabschiedet werden sollte, platzte die Nachricht aus Emsdetten in die Erzgebirgshalle. Goldkonfetti wirbelt durch die Luft, Sekt spritzt, EHV-Geschäftsführer Rüdiger Jurke hat Tränen in den Augen. Der Dank an Bengt Bornhorn, Maximillian Lux und Kevin Roch – die Spieler verlassen den Verein respektive beenden ihre Karrieren – wird zu einer Aufstiegs-Jubel-Party. Kevin Roch zum MDR: “Das war nach dem Abpfiff alles so unwirklich, als es auf einmal hieß, wir sind zurück in der 2. Liga. Da habe ich ein bisschen gebraucht, bis ich es realisiert hatte. Besser kann man sich einen Abschied in eigener Halle nicht vorstellen.
Kevin Roch wechselt wie Nico Schneider zum SV 04 Oberlosa nach Plauen. Dort wird er in der kommenden Saison wieder versuchen aufzusteigen. Von der vierten in die dritte Liga. Und das gemeinsam mit anderen ehemaligen EHV-Spielern. Pascal Ebert, Franz Schauer, Sebastian Naumann, Torsten Wetzel, Linus Roth, Paul Richter, Sebastian Duschek spielten schon für Aue und Trainer Ladislav Brykner war jahrelang ein Leistungsträger des EHV in der 2. Bundesliga.