Start Erzgebirge Der EHV und eigentlich...
Artikel von: Sven Günther
09.06.2021

Der EHV und eigentlich…

Überflieger! Adrian Kammlodt warf mit 167 Treffern die meisten Feldtor der 2. Bundesliga. Foto: Manja Gehlert/sport-concepte Bad Schlema

Runars nächster Deal

Von Sven Günther
Lößnitz. Eigentlich. Das Adverb schiebt man gern ein, wenn etwas anders gekommen ist als vermutet.
Eigentlich müssten der EHV Aue in der Zweitligatabelle im hinteren Drittel stehen, immer noch darum kämpfen, die Klasse zu halten.
Eigentlich müssten Spieler und Verantwortliche kratertiefe Sorgenfalten in den Gesichtern haben, so tief, dass Mick Jagger & Co. als Babyfaces durchgehen würden.
Eigentlich…

Was hat die Mannschaft nicht alles mitgemacht, was mussten das Team aushalten?

– die schwere Erkrankung von Cheftrainer Stephan Swat
– die durch Corona bedingten Spielausfälle
– den Einbruch von Idioten in die Geschäftsstelle
– den Brandanschlag von schwachköpfigen Kriminellen auf den Vereinsbus und das Auto des Japaners Hiromi Tsuyama
– den Betrug bei den Eintrittskarten
– nicht zuletzt den tragischen Tod von Rudi Jurke in der Erzgebirgshalle.

Eigentlich müsste Heulen und Zähneklappern herrschen bei den Spielern und Experten müssten raunen: Das kann an einer Mannschaft nicht spurlos vorbeigehen.
Eigentlich…

Die Realität sieht anders aus. Der EHV Aue hat den Klassenerhalt sicher in der Tasche, die letzten sieben Spiele nicht verloren. Manager Rüdiger Jurke schwärmte nach der letzten Auswärts-Partie in Hamm in höchsten Tönen von der Truppe: “Ein ganz starker Auftritt. Respekt, was die Jungs hier geleistet haben. Das Team von Hamm hat gegen uns das erste Mal in der Saison in voller Besetzung gespielt, hat dann einen der besten Kader der Liga. Dass wir trotz doppelter Unterzahl kurz vor Schluss einen Punkt mitnehmen, ist wirklich grandios.”
Jurke lobt auch die Trainer Kristen Weber und Michael Hilbig, die den EHV bis Saisonende trainieren, nachdem Interimscoach Runar Sigtryggsson nach erfüllter Mission Klassenerhalt wieder nach Island zurückgekehrt ist.

Der Manager lächelt, sagt das leise: “Seit mein Vater Rudi im Himmel ist, hat er wohl einen Platz neben dem Handballgott, passt auf uns auf und hilft uns hin und wieder. Wir haben seit seiem Tod kein Spiel mehr verloren.”

Stattdessen gab es unglaublich Leistung zu sehen. Darunter einen 24:33-Auswärtssieg in Großwallstadt, ein bärenstarkes 34:26 im Heimspiel gegen Lübeck und ein dominantes 21:33 in Fürstenfeldbruck, bei dem Torhüter Erik Töpfer einen Rekord von wohl historischen Ausmaß aufstellte. Er parierte 23 geworfene Bälle, lieferte zwei Torvorlagen und traf einmal selbst, was zu einem HPI-Wert von 250 führte! Mit diesem Wert lassen sich die Leistungen der Handballer auf allen Positionen miteinander vergleichen. Mit 250 führt der EHV Goalie in der Ersten und Zweiten Liga diese Rangliste klar an.

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In der Tabelle liegen die Erzgebirger mit 35:31 Punkten auf Platz und Rüdiger Jurke kann die nächste Saison planen. Ein Partner bleibt an der Seite des EHV. Der Manager: “Nicht nur der Tabellenstand des EHV Aue sieht gut aus – für gutes Aussehen bei Männern und Frauen sorgt auch die Firma MBR medical beauty research mit Sitz in Bad Schlema. Das Unternehmen wird den Verein auch in der kommenden Saison als Co-Sponsor unterstützen.” Der Geschäftsführer und Inhaber der “MBR medical beauty research”, Willi Hermann Watkowiak und Rüdiger Jurke unterschrieben vor einigen Tagen im Beisein von Kapitän Kevin Roch den Vertrag.

Der Geschäftsführer und Inhaber der “MBR medical beauty research”, Willi Hermann Watkowiak und Rüdiger Jurke unterschrieben vor einigen Tagen im Beisein von Kapitän Kevin Roch den Vertrag. Foto: EHV

Eine weitere Unterschrift hat Runar Sigtryggsson initiert. Aki Egilsnes wird für die kommenden zwei Jahre das Trikot des EHV Aue tragen. Der 24-jährige Linkshänder wurde in Westmanns auf den Färöer-Inseln geboren. Er spielte zwölf Mal für die Nationalmannschaft und erzielte dabei 38 Treffer. In der laufenden Saison traf er in 18 Spielen 90 Mal für den isländischen Erstligisten KA Akureyri. Rüdiger Jurke: „Wir freuen uns, einen Spieler gefunden zu haben, der uns auf dieser Position verstärken wird. Bisher haben wir sehr gute Erfahrungen mit Spielern aus Island bzw. der isländischen Liga gemacht. Danke dafür auch noch einmal an Runar, der uns bei der Vermittlung geholfen hat.“

Mit diesen guten Nachrichten erwarten die EHV-Handballer am Samstag 17 Uhr den Aufstiegskandidaten VfL Gummersbach in Lößnitz. Gegen den Tabellendritten sind die Erzgebirger Außenseiter. Eigentlich…