Start Der EHV und ein Gassenhauer
Artikel von: Sven Günther
05.02.2024

Der EHV und ein Gassenhauer

Dynamik, Härte und Spannung verspricht das Jahr 2024 in der 2. HBL. Die Spieler des EHV, wie hier Sebastian Paraschiv werden alles geben, um die Klasse zu halten.
Dynamik, Härte und Spannung verspricht das Jahr 2024 in der 2. HBL. Die Spieler des EHV, wie hier Sebastian Paraschiv werden alles geben, um die Klasse zu halten. Foto: Manja Gehlert

Live ist Life! Beim EHV gehts wieder rund

Von Sven Günther
Region. Es sind Namen, die weitgehend unbekannt sindt: Ewald Pfleger, Kurt Rene Plisnier, Gunter Grasmuck, Niki Gruber und Herwig Rüdisser. Nie gehört – und doch ist ihr Werk in aller Ohren. Die fünf Herren aus Österreich nennen sich OPUS und seit 1984 kann sich kaum einer des Mitsingens erwehren, wenn er deren Hit „Live is Life“ hört. „Nana na na na…“
Ein Lied, das dafür sorgte, dass die deutsche Band OPUS sich in PUR umbenannte. Ein Song, der fast etwas Philosophisches im Titel trägt. Live is Life! Das wahre Leben spielt im Hier und Jetzt. Spürt den Moment! Und zwar in der Realität und nicht durch flimmernde Smartphones-Displays. Anfassen! Riechen! Erleben!

Millionen Fans fieberten vor den TV-Geräten mit unseren Handballern mit, brachen emotional vor der Mattscheibe aus, freuten sich, warfen die Arme eruptiv himmelwärts oder um den Nebenmann.
Es ist an der Zeit, sich dieses Gefühl im wahren Leben zu gönnen. Besuchen Sie ein Spiel der Handballer des EHV Aue in der 2. Bundesliga in der Erzgebirgshalle Lößnitz. Am 9. Februar geht es los. Ich kann Ihnen versprechen: Live is Life…
Vor dem Start gab Geschäftsführer Rüdiger Jurke dem Wochen-ENDspiegel dieses Interview

Es geht um den EHV

WOCHENENDSPIEGEL:
Als ein Freund der Harmonie musstest Du die Entscheidung treffen, Stephan „Apollo“ Just zu entlassen. Wie schwer ist Dir das gefallen?

RÜDIGER JURKE:
Eine Trainerentlassung ist nie schön! In meinen 28 Jahren als Geschäftsführer musste ich dies drei Mal tun.
Zwei Trainer haben ihr Amt zur Verfügung gestellt. Das ist keine so schlechte Bilanz. Wenn man den Job – Trainer oder Geschäftsführer macht – weiß man, worauf man sich einlässt. Das ist oft bitter. Es geht hier jedoch um den Verein, nicht um Stephan Just oder Rüdiger Jurke.
Übrigens habe ich zu allen fünf ehemaligen Trainern noch guten Kontakt und bin mit manchen sogar befreundet.

WOCHENENDSPIEGEL:
Es gab aber keinen positiven Effekt, der durch einen Trainerwechsel oft erhofft wird. Warum ist das aus Deiner Sicht nicht eingetreten?

RÜDIGER JURKE:
Ich sehe es ein klein wenig anders. Für uns war klar, dass sich die Siege nicht sofort nach dem Wechsel einstellen.
Genauso klar war auch, dass die 2. Liga unheimlich schwer werden wird. Alles braucht seine Zeit. Die hat Olafur nicht gehabt. Wir hoffen, dass die vier Wochen im Januar uns weiterhelfen.
Die 2. Halbzeit im Testspiel gegen die DHfK und das Spiel in Plzen sehe ich positiv. Übrigens bin ich der festen Überzeugung, dass – wenn einer es schafft, mit den Jungs die 2. Liga zu halten – dann Olafur.

Als Spieler hätte der EHV Olafur nicht holen können

WOCHENENDSPIEGEL:
Viele Fans haben sich gefragt, woher der EHV das Geld hat, einen Trainer mit solch einem Namen zu verpflichten. Verrätst Du uns das Geheimnis?

RÜDIGER JURKE:
Ich habe den Eindruck, dass viele eine vollkommen falsche Vorstellung von dem Gehaltsgefüge von Olafur haben. Er ist jetzt Trainer und nicht mehr der weltbeste Linkshänder auf dem Spielfeld. Als Spieler hätten wir ihn nicht holen können. Natürlich musste zusätzlich Geld aufgetrieben werden.
Es gab hier nicht die einzelnen großen Geldgeber, welche ihren Beitrag in die Runde geworfen haben, wie das bei anderen Vereinen oft so üblich ist. Mein Dank geht daher zu allererst an unsere Vorstandsmitglieder, welche alle ihren Teil zur Finanzierung beigetragen haben. Und dann bin ich ja als großer „Bettler“ bekannt und habe viele Sponsorenpartner und Freunde unseres Vereins angesprochen.
Danke an alle, welche bei der Finanzierung der Trainerverpflichtung mitgeholfen haben!

Rüdiger Jurke (li.) mit Olafur Stefansson und Sportchef Stephan Swat (re.). Foto: EHV AUE

WOCHENENDSPIEGEL:
Ein anderer Name wird in Foren von den Fans diskutiert: Petr Slachta. Erst war Schlüsselspieler in der Abwehr, stand dann nicht einmal mehr im Kader oder war nur Wechselspieler. Und das bei beiden Trainern. Deshalb an Dich die Frage: Was ist da los?

RÜDIGER JURKE:
Diese Frage wäre wohl eher eine Frage an den Trainer. Bereits unter Kirsten Weber, Stephan Just und jetzt auch bei Olafur Stefansson spielt Petr Slachta nicht mehr die Rolle wie bei Runar Sigtryggsson.
Allerdings sind die Spiele in den letzten vier Jahren schneller geworden und es gibt sehr gute 1:1-Spieler. Wenn Mika Sajenev in Aue ist – was eine absolute Verstärkung darstellt – haben wir mit Iulian Jerebie, Torben Lange und Petr Slachta vier Kreisläufer. Drei können jedoch nur spielen. Torben Lange hat sich super entwickelt. Ihm gehört die Zukunft. Außerdem wird jeder Trainer immer die Spieler aufstellen, welche im Training überzeugt haben und von denen er überzeugt ist. Damit wären wir wieder bei meinen Worten zum Eingang: die Aufstellung der Mannschaft ist und bleibt Trainersache!

WOCHENENDSPIEGEL:
Ein Blick auf die Liga: Was hat Dich überrascht – und warum glaubst Du, dass der EHV die Klasse hält?

RÜDIGER JURKE:
So viel hat mich nicht überrascht. Ich wusste um die Erschwernisse der 2. Liga. Etwas hat mich dann allerdings doch die enorm gestiegene wirtschaftliche Kraft der Vereine überrascht.
Man darf eben nicht vergessen, dass zwölf der Zweitligamannschaften – also 2/3 – bereits in der 1. Liga gespielt haben. Unser Ziel war, den Anschluss an die Tabelle bis Weihnachten nicht abreißen zu lassen.
Fünf Punkte Abstand sind viel, aber immer noch machbar. Für viele sind wir die klaren ersten Absteiger der Saison. Wie jedoch ein „älterer Herr“ schon einmal sagte: „Totgesagte leben länger.“ 1989 hatte er damit zwar nicht Recht, aber vielleicht gelingt es uns mit Olafur, der für mich ein besonderer Trainer ist. Aufgeben ist ohnehin keine Option!