Start Erzgebirge Der EHV und ein Gedanke aus dem Hause Knigge
Artikel von: Sven Günther
14.06.2021

Der EHV und ein Gedanke aus dem Hause Knigge

Adrian Kammlodt warf gegen den VfL Gummersbach fünf Tore, konnte sich über einen lehrreichen Sieg freuen. Foto: Manja Gehlert/sport concepte Bad Schlema

Die Lehrstunde

Von Sven Günther

Lößnitz. Liest man den Namen Agnes Anna Jarosch, bilden sich bei den meisten Menschen imaginäre Fragezeichen über den Köpfen. Agnes Anna WER??? Es stimmt. Man muss die Dame nicht kennen. Weiß man aber, dass die Kommunikations-Trainerin Initiatorin und Gründungsmitglied des Deutschen „Knigge-Rats“ war und über ein Jahrzehnt den Referenz-Ratgeber „Der große Knigge“ als Chefredakteurin verantwortete, ahnt man, dass es sich lohnt, ihre Zitate zu kennen. Eines lautet:

“Um etwas zu lernen, muss man es tun, bevor man es kann.”

Ist man auf den EHV fixiert, fällt einem dazu Jörg “Jockel” Meinhardt ein, der am Samstag mit seinem Team das 50. Spiel in der Zweiten Handballbundesliga LIVE auf www.sportdeutschland.tv übertrug (“Gratulation vom WochenENDspiegel”) und sich in der aktuellen EHV-Post der Anfänge erinnerte, als binnen kürzester Zeit ein Team zusammengestellt werden musste, das die Übertragungen stemmte und mit Katja Lippmann-Wagner eine bezaubernde Co-Kommentatorin fand.

Auch die zeigte, dass sie gelernt hat, weil sie etwas tat, was sie nicht konnte. Die Journalisten (Freie Presse, R.SA, Radio Erzgebirge, Podcast Erzengel on tour) hatte kaum Ahnung vom Handball, als sie ins Übertragungsteam einstieg, räumte selbst ein, dass sie kein gutes Gefühl hatte.

Inzwischen ist sie firm, legte sich beim Spiel gegen Gummersbach vor allen anderen in der 47. Minute fest, dass der EHV gewinnen würde, weil die Erzgebirger in dieser Minute erstmals den Ausgleich gegen die bis dahin dominanten Gäste schafften.

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Die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson, war eher ins Erzgebirger gereist, hatte im Annaberg-Buchholzer Hotel “Waldschlösschen” übernachtet und führte bis weit in die zweite Halbzeit, in der 42. Minute gar mit vier Toren.

Die Mannschaft des VfL Gummersbach hatte sich im Annaberg-Buchholzer Hotel “Waldschlösschen” einquartiert, freute sich über die gute Verpflegung, das freundliche Personal und die schöne Umgebung. Foto: privat

Statt den Vorsprung aber weiter auszubauen, scheiterte man immer wieder am großartigen Sveinbjörn Peturrson im Auer Tor, kassierte schließlich den Ausgleich. Vorn trafen für den EHV Bengt Bornhorn (acht Tore), Adrian Kammlodt (6), Maximilian Lux (5), Goncalo Ribeiro (5), Arnar Birkir Halfdansson (3) und Kevin Roch (2).

Petursson. Der Keeper mit dem gelben Sweater im EHV-Tor lernte in dem rassigen Spiel ebenfalls etwas dazu: Wie man sich zum spieltagbesten Torhüter der 2. Liga pariert! Mit 14 gehaltenen Bällen kam er auf 48 Prozent, was dem Isländer einen HPI-Wert von 179 und eine Nominierung in das Team der Woche einbrachten. Vor allem in der wichtigen Phase in den letzten Minuten konnte er einige Würfe aus Nahdistanz halten.

Sveinbjörn Peturrson konnte 14 Paraden zeigen. Liga-Bestwert an diesem Spieltag. Foto: Manja Gehlert/sport concepte Bad Schlema

Noch eine lehrreiche Novität gab es am Samstag in der Erzgebirgshalle zu beobachten. Den Schiedsrichtern Sascha Standke und Steven Heine ist etwas gelungen, was jeder Handball-Fachmann ins Reich der Fabeln und Mythen kategorisiert hätte. Die Unparteiischen brachten das durchaus umkämpfte Spiel über die Bühne, ohne eine einzige Zweiminuten-Strafe zu verhängen – und keiner der Spieler hatte sich beklagt.

Zuletzt sind da die EHV-Trainer. Kirsten Weber und Michael Hilbig saßen zwar nicht das erste Mal auf der Bank des EHV, lernten im Spiel gegen den Liga-Krösus Gummersbach, weiter dazu. Zum Beispiel, dass sie sich auf Ihr Bauchgefühl verlassen können. Sie wechselten früh genug im Tor, ließ immer wieder neue Abwehrsysteme spielen und fanden auch in der Halbzeit die richtigen Worte: Wenn wir nur lange genug dran bleiben, werden die Gummersbacher nervös. Das ist unsere Chance.

In der Pressekonferenz gab es von Kirsten Weber auch Gedanken zum Thema Lernen. Der Trainer: “Die Mannschaft lernt von Woche zu Woche wie gut sie sein kann, wenn jeder an seine Leistungsgrenze geht.”

Die Spieler können das Gelernte am Sonntag ab 17 Uhr in Dessau und am 26. Juni ab 18 Uhr im letzten Spiel der Saison daheim gegen Wilhelmshaven zeigen, vielleicht sogar vor Publikum.