Start Erzgebirge Der EHV und ein geiles Spiel
Artikel von: Sven Günther
27.04.2023

Der EHV und ein geiles Spiel

In der Aufstiegsrunde zur 2. Handball-Bundesliga trennte sich der EHV Aue vom TV Emsdetten nach einem packenden Spiel 25:25 Unentschieden.
In der Aufstiegsrunde zur 2. Handball-Bundesliga trennte sich der EHV Aue vom TV Emsdetten nach einem packenden Spiel 25:25 Unentschieden. Sveinbjörn “Bubi” Petursson (im Foto gegen Söhre) im Tor des EHV hatte einen großen Anteil daran. Foto: Manja Gehlert

EHV: Ein Fest vor 1.910 Fans

Lößnitz. Spätestens seit B. Bruce & Bongo Dub 1986 mit ihrem Disco-Mix „ Geil ” die Hitparaden stürmten, nahmen Menschen das bis dahin nur scheu geflüsterte Wort lauthals in den Mund. Plötzlich war alles, was gut war, geil. Später wurde selbst dem Geiz das Adjektiv angehängt, das seinen sexuellen Hintergrund komplett verloren hatte.
Nicht die erste inhaltliche Wende, stand geil doch im Althochdeutschen für übermütig oder überheblich. Weil auch („Lexikon der bedrohten Wörter”), junge senkrecht stehende Zweige als „geile Triebe” bezeichnet wurden, bekam das Wörtchen seinen lusthabenden Inhalt.

Bleiben wir im Hier und Jetzt – und schreiben vom EHV Aue. Der bescherte am Mittwoch (26. April) den 1.920 Fans in der Halle und tausenden auf www.sportdeutschland.tv einen unterhaltsamen, einen geilen Abend. Auch dank der Unterstützung des TV Emsdetten. Das Team bot Paroli und reiste am Ende mit einem 25:25 in die über 500 Kilometer entfernte Heimat zwischen Osnabrück und Münster zurück.
Selbst der sonst bei Niederlagen oder Punktverlust grantelnde EHV-Geschäftssführer Rüdiger Jurke lobte: “Es war ein tolles Handballspiel mit einem gerechten Ergebnis. Und das vor einer tollen Kulisse. Werbung für den Handball, Werbung für unseren Verein. Das war Leidenschaft pur und Kampfgeist auf Zweitliganiveau.” Werbung für den Handball, die sich auch die Fußballer des FC Erzgebirge anschauten, die in der Erzgebirgs-Halle waren.

EHV mit Problemen

Dabei ging nicht gut los für die Gastgeber. Paraschiv verfehlte das Tor, Lux scheiterte mit einem Siebenmeter – und die Werfer von Emsdetten trafen. Insbesondere Tobias “Ippe” Reichmann, der 106 Länderspiele in der Vita stehen hat, mit dem THW Kiel Meister und Championsleaguesieger war.
2:5 hieß es in der zehnten Minute gegen den EHV – und es hätte noch schlimmer können. Aber Elias Gansau hechtet nach einem schlampigen Anspiel von Dieudonné Mubenzem nach dem Ball, konnte ihn sichern. Wille. Leidenschaft. Einsatz.

Bubi, immer wieder Bubi

Dann begann etwas, was die zusehenden Journalisten ab sofort das ganze Spiel über tun würden: Striche für gelungene Großparaden hinter dem Namen Sveinbjörn “Bubi” Petursson machen. In der 13. Minute entschärfte der EHV-Keeper einen Wurf von Marcel Schliedermann, der frei am Kreis aufgetaucht war. Später kaufte er Dirk Holzner einen Ball ab und auch Reichmann scheiterte.
So konnte der EHV verkürzen, in der 18. Minute ausgleichen, weil Paraschiv spektakulär in den Winkel, Lux sehenswert von außen traf. In der 22. Minute gab es die erste Führung für die Auer, die nach weiteren Bubi-Szenen hätte zur Halbzeit noch deutlicher ausfallen können. Allein Unkonzentriertheiten der Erzgebirger verhinderten das.

“Fehlbesetzung” am Mikrofon

Diese und viele weiteren Szenen wurden auf www.sportdeutschland.tv trefflich vom verletzten EHV Kreisläufer Bengt Bornhorn an der Seite von Moderator Hendrik Heidrich kommentiert. Bestens vorbereitet („Jakob Schwabe hat als Hobby Kreuzheben”, „Tobias Reichmann verläßt Emsdetten”) und emotional nahm er die Zuschauer mit.
UND DOCH: Auf dem Parkett hätte er mehr geholfen. Denn weder Iulian Jerebie noch Petr Slachta waren gegen den TVE am Kreis wirkungsvoll. Nur ein Treffer aus dieser Position ist zu wenig.

EHV verschenkt Führung

Nach dem Wiederanpfiff stotterte es beim EHV weiter. Zweimal den Ball am Kreis nicht gefangen, Siebenmeter verworfen, frei vom Kreis nicht getroffen und immer wieder Paraden von TV-Keeper Oliver Krechel sorgten für eine 21:19-Führung der Gäste in der 45. Minute.
Zum Glück konnte Petursson in Unterzahl in der 47. Minuten einen ganz freien Wurf von Yannick Terhaer entschärfen, weitere Paraden zeigen und Bruno Levak in der 49. Minute zum 22:22 treffen.
Als dann Mubenzem den Ball in Unterzahl bei noch einer wegen Zeitspiels möglichen Aktion ins Angel hängte, verkippte Co-Moderator Bornhorn sein Bier – und die Zuschauer flippten aus. Ekstatisch wurden sie nach einer weiteren Glanztat von Peturrson (Bornhorn: “Das ist ein Teufelskerl. Der bekommt einen Snus von mir nach dem Spiel”).

Dramatisches Finale

Das Ende der Partie war so dramatisch wie das ganze Spiel. Dirk Holzner glich vom Siebenmeterpunkt mittels “Über-Kopf-Leger” aus, Slachta bekam am Kreis den Ball beim letzten EHV-Angriff nicht unter Kontrolle und Jan Blecha unterbrach den Konter der Gäste.
Das Fazit beider Trainer: “Das Unentschieden war verdient. Wir gewinnen jetzt beide die restlichen Spiele und steigen gemeinsam auf.” Wäre geil!