Start Erzgebirge Der EHV und ein Hauch von Edgar Allan Poe
Artikel von: Sven Günther
31.03.2022

Der EHV und ein Hauch von Edgar Allan Poe

Auch Erik Töpfer konnte die Niederlage in Rimpar nicht verhindern. Foto: Manja Gehlert

Am Boden

Von Sven Günther
Lößnitz. Eine der unbekannteren Novellen des amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe heißt “Ein verbrauchter Mann. Anekdote aus dem letzten bugabukickapunischen Kriege”. Ein Freund führt den Erzähler darin bei John A. B. C. Smith ein, einem „wahrlich schneidigen Burschen“, der in vielen Schlachten Heldentaten vollbracht haben soll. Mit seinem „Haupthaar“, das einem Brutus „Ehre gemacht“ hätte, dem Ebenmaß der Brust, den Schultern, die Apollon beschämt hätten, und der wohltönenden Stimme scheint er das Ideal eines Mannes zu sein.
Im Verlauf der Handlung stellt sich heraus, dass er – Brevet Brigadier-General John A. B. C. Smith – aus Korkbeinen, Glasaugen, weiteren Teilen und einer Perücke zusammensetzt ist.
Die Quintessenz: Mehr Schein als Sein – was Phantasievolle an den EHV Aue denken lässt, der am Mittwoch in Rimpar mit 24:28 unterlag, immer tiefer in Richtung Abstieg taumelt.
Dabei gingen die Spieler als wahrlich schneidige Burschen in die Saison, hatten durch den 5. Tabellenplatz in der Spielzeit 2020/2021 Selbstvertrauen getankt, sprachen intern von einem einstelligen Tabellenplatz, auch wenn das Vereinsziel Klassenerhalt hieß. Das Team war im Prinzip zusammengeblieben, hatte mit Adrian Kammlodt und Bengt Bornhorn zwei Spieler in den Torschützen-Top-Ten. Der Auftakt verlief entsprechend. Knappe Niederlage gegen Essen, Sieg in Lübeck, Unentschieden in Hamm, Sieg gegen Ludwigshafen.

Nur Fragmente davon sind aktuell übrig geblieben. Nur phasenweise gelingt es den Spielern des EHV Aue ihr Leistungsvermögen zu zeigen, immer wieder bringen Sie sich durch Unkonzentriertheiten um mögliche Punkte. So war es in Essen, im Derby gegen Dresden, bei der 27:29 Heimniederlage gegen Bietigheim und so war es auch beim 24:28 in Rimpar.

Eine Niederlage, die EHV-Manager Rüdiger Jurke zu einer Generalabrechnung drängte, die Sie hier hören:

Was bleibt ist die Hoffnung – und der Fakt, dass es noch genügend Spiele gibt. Am Sonntag kommt der HSC 2000 Coburg 17 Uhr in die Erzgebirgshalle, am 9. April tritt der EHV in Ferndorf an. Vielleicht erholt man sich wieder wie Brevet Brigadier-General John A. B. C. Smith, der, nachdem man ihn wieder zusammengesetzt und er seinen künstlichen Gaumen erhalten hat, wieder in alter Pracht vor dem Erzähler steht und seine melodische Stimme erklingen lässt.