Start Erzgebirge Der EHV und ein renommierter Mord-Verteidiger
Artikel von: Sven Günther
07.10.2022

Der EHV und ein renommierter Mord-Verteidiger

Veikko Bartel wurde schnell im Strafrecht heimisch. Eine Frau, die ihr Baby tötet und zwei Tage kocht. Ein Auftragsmörder, der 18 Menschen umbrachte. Eine Gattin, die ihren Mann mit 23 Messerstichen in einem wahren Blutrausch tötet. Mandanten, die Bartel verteidigt, Fälle, in denen er in seinen Lesungen (manchmal begleitet von einer Johnny-Cash-Band) erzählt. Eine Sache ist in allen Fällen wichtig: Man braucht eine Verteidigungsstrategie. Was das mit dem EHV Aue zu tun hat? Bei uns erfahren Sie es. Foto: privat

Eine Frage der Strategie

Von Sven Günther

Lößnitz. Das hätte er sich niemals träumen lassen, damals, als ihn EHV-Kulttrainer Reiner Leonhardt immer wieder ermahnte, die Verteidigung nicht zu vernachlässigen. Von 1981 bis 1984 spielte Veikko Bartel in der Juniorenoberliga im Dress der Handballer von Wismut Aue. “Ich war ziemlich stolz, als ich das erste Mal das furchtbar lilafarbene Trikot der BSG Wismut Aue überstreifen durfte und die Zuschauer in der alten Handballhalle auf dem Zeller Berg meinen Namen brüllten.”

Kein Gedanke daran, dass er, Veikko Bartel, und die Verteidigung eine Beziehung fürs Leben eingehen… Geboren in Schwarzenberg kam er zum Handball, wurde nach dem Abi Berufssoldat und blieb es bis 1990. Bartel: “Nachdem ich zwei Monate in Sanssouci als Museumsführer gearbeitet hatte, trieb ich ab April in diesem Gebäude (fast) täglich mein Unwesen. An der Freien Universität Berlin studierte ich Rechtswissenschaften und ging schon sechs Semester später ins 1. Staatsexamen. Danach folgte das Referendariat beim Kammergericht.”

In seiner Vita steht weiter: “Nebenbei arbeitete ich im ICC Berlin als Kellner, verkaufte in der Waldbühne und der Messe Berlin Getränke und Würstchen, wurde über Nacht plötzlich Geschäftsführer einer Wohnungsverwaltungsgesellschaft und hatte in einem aus Bamberg nach Berlin ‘immigrierten’ Rechtsanwalt einen grandiosen Lehrer. 1996 war ich fertig mit allem und konnte mir endlich die Robe überstreifen.”

Veikko Bartel wurde schnell im Strafrecht heimisch. Eine Frau, die ihr Baby tötet und zwei Tage kocht. Ein Auftragsmörder, der 18 Menschen umbrachte. Eine Gattin, die ihren Mann mit einem Messer in einem wahren Blutrausch aus dem Leben sticht . Mandanten, die Bartel verteidigt, Fälle, in denen er in seinen Lesungen erzählt. Eine Sache ist in allen Verhandlungen wichtig: Man braucht eine Verteidigungsstrategie.

Eine Verteidigungsstrategie hatte auch der EHV Aue im Auswärtsspiel beim Oranienburger HC, dem neuen Team des EX-EHVlers Kevin Lux. Am Ende siegten die Erzgebirger mit 37:31. Der fünfte Sieg im fünften Spiel in der 3. Handball-Bundesliga.

Überragend! Sebastian Paraschiv (hier gegen Havel Werder) führte in Oranienburg klug Regie und warf zehn Tore. Foto: Manja Gehlert

Am Sonntag empfängt der EHV 17 Uhr mit den Füchsen Berlin II den Tabellen-Achten der Staffel Ost und gleichzeitig die Talentschmiede Nummer 1 in Deutschland.
Seit 2008 wird der Verein durch die Handball-Bundesliga für seine exzellente Jugendarbeit ausgezeichnet. Ab 2015 erhalten die Füchse Berlin um Manager-Ikone Bob Hanning dieses Zertifikat mittlerweile mit extra Stern, welcher für besonders herausragende Arbeit steht.
Zahlreiche Jugend-/ Junioren- und A-Nationalspieler, wie Fabian Wiede und Paul Drux, gingen aus der Jugendarbeit hervor und sind Vorbilder für die jungen Talente.
Mit insgesamt 13 Deutschen Meistertiteln in A- und B-Jugend leisten die Füchse zweifellos die beste Nachwuchsarbeit des Landes. Die neue Generation der Jungfüchse strebt ebenso nach Erfolgen.
Nach zuletzt zwei Niederlagen gegen die 2. Mannschaften aus Erlangen und Magdeburg wollen die Jungfüchse sicherlich wieder Beute machen. Dies möchte der EHV Aue um den – zuletzt stark aufspielenden – Sebastian Paraschiv natürlich verhindern.
Mit viel Selbstvertrauen aus dem Sieg in Oranienburg im Tank, möchten sich die Männer von Trainer Stephan Just mit einem doppelten Punktgewinn in die zweiwöchige Nationalmannschaftpause verabschieden. Hierzu bedarf es einer ebenso konzentrierten und abgeklärten Leistung wie am vergangenen Sonnabend.
„Von Anfang an 100 Prozent in allen Bereichen“ heißt das Motto. Die Spielanteile sollen möglichst wieder auf mehreren Schultern verteilt und Torgefahr von allen Positionen ausgestrahlt werden. Im letzten Spiel waren mit Elias Gansau, Sebastian Paraschiv und Kevin Roch drei Spieler für 31 von insgesamt 37 Toren verantwortlich. Gerade die rechte Seite um Dieudonne Mubenzem und Elias Bombelka muss die Torwurfeffektivität deutlich nach oben schrauben, und über den Kreis mit Iulian Jerebie und Petr Slachta soll mehr gespielt werden, um flexibler und weniger ausrechenbar zu sein.
Personell wird sich im Vergleich zur Vorwoche wenig ändern: obwohl Jan Blecha am Donnerstag nach seinem komplizierten Fingerbruchwieder wieder ins Mannschafttraining einsteigen konnte, bleibt abzuwarten, ob es schon für seinen ersten Kurzeinsatz in dieser Saison reichen wird. Weiterhin verzichten muss Trainer Stephan Just auf Maximilian Lux und die langzeitverletzten Bengt Bornhorn und Nico Schneider.
Der EHV Aue hofft im ersten Sonntagsspiel der Saison auf zahlreiche Zuschauer in der Erzgebirgshalle. Tickets gibt es wie immer online unter www.ehv-aue.de oder am Spieltag ab 16 Uhr an der Tageskasse.

Ganz sicher wird es spannend und es kommt auf eine gute Verteidigung an. Wer die spannenden Lesungen des Strafverteidigers Veikko Bartel erleben möchte, kann dies im nächsten Jahr in Chemnitz oder Mittweida tun. Hier geht es zu den Terminen