Start Erzgebirge Der EHV und ein selbstbewusster Präsident
Artikel von: Sven Günther
01.10.2020

Der EHV und ein selbstbewusster Präsident

Rechtsanwalt und EHV-Präsident Lutz Lorenz freut sich wie alle Handballfreunde auf die Saison 2020/2021 mit ihren besonderen Herausforderungen. Foto: Gregor Lorenz, Foto-Atelier LORENZ

Lorenz: Corona-Tests für 40.000 Euro

Aue. Wer dem Auer Handballsport besonders nahe steht, erinnert sich möglicherweise an den 22. August 2016. Damals hielt EHV-Präsident Lutz Lorenz seine Festrede anlässlich „90 Jahre Handball in Aue“ und „25 Jahre Erzgebirgischer Handballverein“. Er erinnerte daran, dass 1926 gemeinsam mit Oberturnwart Georg Langer die erste Feldhandballmannschaft unter dem Namen AT Aue 1862 gebildet wurde. In der Saison 2020/2021 werden beide Jubiläen erneut vorbereitet; allerdings mit den stolzen „Geburtstagszahlen“ 95 und 30. Die bevorstehende Spielzeit steht außerdem unter dem Anspruch „Bewältigung der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Einschränkungen. “ Dr. Hans-Joachim Schwochow sprach über letztgenannte Herausforderung mit dem EHV-Präsenten Lutz Lorenz.

Wie reagierten Vorstand und Präsidium auf den Ausbruch der Corona-Pandemie?
Nach der regulären Absage des Spielbetriebs im März wurde umgehend für das Team und alle Mitarbeiter das Kurzarbeitergeld beantragt und die Geschäftsstelle auf Minimalbetrieb umgestellt. Präsidium und Vorstand danken ausdrücklich dem Geschäftsführer der EHV Aue Marketing und Spielbetriebs GmbH Rüdiger Jurke sowie dem Cheftrainer Stephan Swat dafür, dass sie sehr umsichtig und eigenverantwortlich die Lizenzierung und Mannschaftsplanung voranbrachten und erfolgreich gestalteten. Dadurch kam unser Traditionsverein relativ gut durch den Lockdown. Leider war es uns aber nicht möglich, die den Verein verlassenden Spieler Benas Petreikis, Vilius Rasimas, Sebastian Neumann und Ladislav Brykner in gebührender Form zu verabschieden. Mir persönlich tut das sehr leid.

Standen die Sponsoren in schwerer Zeit zu „ihrem“ Verein?
Klare Antwort: Ja! Fast alle Sponsoren standen und stehen zu ihren finanziellen Verpflichtungen. Dabei sind wir uns bewusst, dass die Unternehmen unter den Corona-Folgen noch einige Zeit zu leiden haben. Eine abschließende Bewertung der wirtschaftlichen Situation unseres Vereins ist vor diesem Hintergrund kaum möglich. Wiederum möchten wir Rüdiger Jurke dafür danken, dass er durch seine engen Kontakte zu den Sponsoren schlimme finanzielle Einbußen verhinderte. Dennoch müssen wir gegenwärtig jede Kostenposition auf den Prüfstand stellen.

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Erhielt der Verein in schwieriger Corona-Zeit finanzielle Hilfe von außen?
Ja! Das Kurzarbeitergeld erwähnte ich bereits. Außerdem flossen finanzielle Mittel aus Hilfsfonds in Form von zinslosen Darlehen. Gegenwärtig bemühen wir uns, bessere Konditionen für die Rückzahlung zu verhandeln. Gleiches gilt auch für die Finanzierung der verbindlichen Corona-Tests. Der DHB hat hierfür die entsprechenden Vorgaben erlassen. Sie belasten unseren Verein mit etwa 40.000 Euro. Ich möchte an dieser Stelle der Gesundheitsbehörde des Landratsamtes danken, die uns beratend zur Seite stand.

Wie schätzen sie die Stärke des EHV-Zweitliga-Teams ein?
Präsidium und Verstand haben sich bereits im November 2019 mit Fragen der Teambildung beschäftigt. Das entsprechende Konzept wurde durch Rüdiger Jurke und Stephan Swat akribisch, klug und besonnen umgesetzt. Eine weitere Herausforderung entstand durch die Verletzung von Eric Töpfer. Unsere Neuverpflichtungen Maximilian Lux, Goncalo Ribeiro, „Rückkehrer“ Sveinbjörn Petursson, Arnar Birkir Halfdansson, Anadin Suljakovic und Hiromi Tsuyama haben das Team punktuell weiter verstärkt. Ich möchte keine Vorschusslorbeeren verteilen, aber ich habe das Gefühl, dass unser Traditionsverein in der kommenden Saison über eine besonders spielstarke Mannschaft verfügt.

Und der eigene Nachwuchs?
Für jeden Insider ist nachvollzierbar, dass ich mich über jeden Nachwuchsspieler, der den Weg in „die Erste“ schafft, besonders freue. Einfach deshalb, weil wir nun die Früchte jahrelanger Arbeit einfahren. Ich denke an die Spielgemeinschaft Nickelhütte Aue/EHV Aue, an den Einsatz des Regionaltrainers Jens Denecke, die Arbeit von Kirsten Weber oder die Anerkennung als Landesleistungszentrum Handball. Darauf können wir auch in Zukunft bauen.

Was gibt der Präsident als Saisonziel aus?
Es gibt keine unverrückbare Vorgabe. Vielmehr gilt es, den Klassenerhalt zu sichern. Das ist angesichts der aktuellen Corona-Situation schwer genug. Wenn wir allerdings in unserem Jubiläumsjahr „95 Jahre Handball in Aue“ und „30 Jahre Erzgebirgischer Handballverein“ einen einstelligen Tabellenplatz erreichen würden, hätte ich natürlich auch nichts dagegen. Aber wir sollten aller miteinander realistisch bleiben.

Wie realistisch sind die Pläne für einen Erweiterungsbau der Erzgebirgshalle?
Durch die Pandemie haben wir diesbezügliche Aktivitäten auf Eis gelegt. Obwohl und die Stadt Lößnitz und die Große Kreisstadt Aue-Bad Schlema in den letzten Jahren in die „alte Dame“ investiert haben, bleibt natürlich als Zielstellung, einen derartigen Anbau umzusetzen. Die rasante Entwicklung des Handballsports, aber auch die technischen Auflagen des DHB erfordern konkrete Maßnahmen. Die Stadt Lößnitz hat den Planungsprozess zwischenzeitlich auf den Weg gebracht. Dafür sind wir Bürgermeister Alexander Troll und den Stadträten sehr dankbar.