Start Der EHV und ein verbotenes Ritual
Artikel von: Sven Günther
04.06.2023

Der EHV und ein verbotenes Ritual

Kaum zu halten. Bengt Bornhorn war einer der besten Kreisläufer in der zweiten Handball-Bundesliga und ein sicherer Siebenmeterschütze. Foto: Manja Hesse.

Warum Bengt Bornhorn immer gegen die Regeln verstieß

Lößnitz. Am Ende war das Knie einfach stärker als dieser Hüne. Bengt Bornhorn. 1,93 Meter groß, 106 Kilogramm schwer. Ein Meister im Armdrücken, der auf Malle mit seiner Kraft so manche Runde gewonnen hat. Gegen die grässlichen Salze, die seine Knie auch nach drei Operationen immer wieder entzündlich anschwellen ließen, hatte der Kreisläufer keine Chance. „Ich habe es nach jedem Training mit Umschlägen samt entzündungshemmender Gewürze versucht“, verrät er und sagt: “Dazu habe ich auf Fleisch verzichtet, fast jeden Tag eine Packung Lachs wegen der guten Omega-3-Fettsäuren gegessen. Nichts hat geholfen. Am Ende muss man die Konsequenz ziehen. Ende. Aus. Vorbei. Lehrerzimmmer statt Umkleidekabine. Unterrichtsvorbereitung statt Training.”

Staatsexamen statt Siegesfeier beim EHV

Bengt Bornhorn: „Ich konnte nicht einmal zur Siegesfeier nach dem Hildesheim-Spiel allzulang bleiben, weil ich am Dienstag mein Staatexamen hatte.“ Er hat bestanden, wird nun in Würzburg oder Nürnberg sein Referendariat antreten, Ende Juni nach Würzburg zu seiner Freundin Lisa umziehen. Beim EHV Aue liest man: „Unter Rúnar Sigtryggsson, und später Stephan Swat, entwickelte er sich zu einem der besten Offensiv-Kreisläufer der Liga, sodass sogar Nettelstedt Interesse an ihm zeigte. Abwehr war nicht so seine Stärke. Man kann aber nicht alles können! Bengt war in seiner Zeit in Aue nicht nur als Spieler enorm wichtig, sondern auch als Antreiber und Impulsgeber innerhalb der Mannschaft. Seine Stimme zählte in der Mannschaft. So wurde er – neben Kevin – Kapitän.“ Dabei hat er ständig gegen eine eiserne Regel verstoßen: Vor dem Sport sollte man nie baden! Bengt lächelt: „Ich gebe zu, dass ich mich daran nicht gehalten habe. Vor jedem Spiel gab es abends einen großen Salat mit Schafskäse und dann habe ich mich in die heiße Wanne gelegt. Mir hat das gutgetan – und die Leistung hat ja auch gestimmt.“

Die Mandschaft schenkte Bengt zum Abschied ein originales Trikot von Claudio Pizarro, über das sich der Werder-Fan riesig freute. Fotos: Privat

Die Erinnerung ans Erzgebirge und den EHV bleibt

An die Zeit im Erzgebirge wird sich das Nordlicht, Bengt stammt aus Bremen, immer gern erinnern. „Es ist schon eine tolle Leistung, was hier in Aue passiert“, sagt Bornhorn. „Wenn ich daran denke, dass Rüdiger Jurkes Mutter uns zu den Auswärtsspielen bekocht, wie viele Menschen ehrenamtlich in der Halle bei Heimspielen helfen, da kann man nur den Hut ziehen. Familiärer kann es in einem Verein nicht zugehen.“ Familiär. So empfand er auch das Abschiedsgeschenk, das ihm die Mannschaft gemacht hat. Der kantige Kreisläufer: „Ich bin Fan von Werder Bremen und habe ein originales Trikot von Claudio Pizarro bekommen. Darüber habe ich mich riesig gefreut und dafür möchte ich mich auch hier noch einmal ganz herzlich bedanken.“