Start Erzgebirge Der EHV und eine geheime Variante
Artikel von: Sven Günther
10.09.2021

Der EHV und eine geheime Variante

Ohren auf! Kirsten Weber erklärt den Spielern neue taktische Varianten. Foto: EHV Aue

Der alte Neue

Von Sven Günther
Lößnitz. Er ist seit 1987 im Verein, arbeitete jahrelang bei Nickelhütte Aue im Nachwuchsbereich des EHV Aue. Jetzt sitzt Kirsten Weber, bis Cheftrainer Stephan Swat wieder voll bei Kräften ist, als verantwortlicher Trainer auf der Bank des Zweitligisten. Dem WochenENDspiegel gab er dieses Interview.

WOCHENENDSPIEGEL:
Wie bist Du mit dem Stand der Vorbereitung zufrieden?

KIRSTEN WEBER:
Die Pause war für die Spieler in diesem Jahr so kurz wie noch nie. Das war aber gar nicht negativ, denn die Jungs sind sehr fit aus dem Urlaub wiedergekommen, haben eine absolut professionelle Einstellung gezeigt und in der freien Zeit an sich gearbeitet. Wir haben am 26. Juli mit der Vorbereitung auf die neue Saison begonnen und bei den Fitness-Tests hat sich herausgestellt, dass sich einige Spieler sich körperlich sogar verbessert haben. So konnten wir uns in der Vorbereitung schnell auf handballerische Aspekte konzentrieren. Dabei ging es auch darum, unseren Neuzugang zu integrieren.

WOCHENENDSPIEGEL:
Wie hat das funktioniert?

KIRSTEN WEBER:
Sehr gut. Aki Egilsnes hat schnell gezeigt, dass er ein sehr gutes Spielverständnis hat und uns weiterhelfen wird. Er hat unsere Kombinationen im Angriff und die Defensivsysteme schnell verinnerlicht.
Es ist wichtig, dass die Mannschaft diese Grundlagen sicher beherrscht. Darauf kann man aufbauen, Varianten entwickeln. Wir haben in diesem Jahr zwei Neuheiten mit aufgenommen, haben noch ein dritte in Vorbereitung. Schließlich wollen wir unsere Gegner auch vor Situationen stellen, die sie noch nicht kennen.

WOCHENENDSPIEGEL:
Worum ging es speziell?

KIRSTEN WEBER:
Wir haben an unserem Überzahlspiel gearbeitet, dafür viel Zeit investiert. Hat man einen Mann mehr auf dem Parkett, ist es wichtig, klar und sicher zu spielen, zu einfachen Toren zu kommen. Ich denke, wir sind da auf einem guten Weg, haben uns weiterentwickelt. Zum Beispiel zeigt zum Beispiel Adrian Kammlodt, dass er einen weiteren Schritt gemacht hat, trifft richtig gute Entscheidungen.

WOCHENENDSPIEGEL:
Gute Entscheidungen muss auch ein Trainer treffen. Wie fühlt es sich an, wenn man die volle Verantwortung auf der Bank trägt?

KIRSTEN WEBER:
Zunächst bereiten wir die Spiele im Team vor. Es ist eine Gemeinschaftsarbeit von Stephan Swat, Michael Hilbig und mir. Aktuell treffe ich dann die finalen Entscheidungen. Aber das war ja auch in den letzten Spielen der alten Saison so und hat funktioniert.

WOCHENENDSPIEGEL:
Weil es um nichts mehr ging, der Klassenerhalt geschafft war?

KIRSTEN WEBER:
Nein, wir haben auch richtig gut gespielt, viele richtige Entscheidungen getroffen. Aber es stimmt schon, dass jetzt der Druck höher ist. Ich versuche analytisch an die Sache ranzugehen, mögliche Fehler zu erkennen und abzustellen. Emotionen sollten da keine Rolle spielen.

Kirsten Weber hat bislang noch kein Spiel als Zweitligatrainer verloren. Foto: Manja Gehlert

 

WOCHENENDSPIEGEL:
In den Spielen, in der Du in der letzten Saison verantwortlich warst, konnte man immer wieder neue taktische Varianten in Abwehr und Angriff sehen. Woher kommt diese Experimentierfreude?

KIRSTEN WEBER:
Aus meiner Arbeit im Jugendbereich, bei der es darum geht, Spieler vielseitig auszubilden. Dort wird viel probiert, werden Spieler auf unterschiedlichen Postionen eingesetzt. Das habe ich jetzt auch in der Vorbereitung so gemacht, um zu sehen, ob wir welche weiteren Varianten spielen können. Natürlich geht das in den Punktspielen, wo die Resultate stimmen müssen, nicht mehr so einfach.
Trotzdem werden wir manche Taktik spielen, die die Gegner noch nicht kennen und mit der wir ihnen hoffentlich ein Stück voraus sind.

WOCHENENDSPIEGEL:
Wie schätzt Du die Gegner in dieser Saison ein?

KIRSTEN WEBER:
Es wird wieder ein schwerer Kampf werden. Allein schon die Tatsache, dass vier Teams abgestiegen sind, macht die Liga noch stärker. Dazu kommen mit Hagen und Rostock zwei Aufsteiger, die viel Potenzial haben. Wir werden bei jedem Spiel an unsere Leistungsgrenze gehen und einen kühlen Kopf bewahren müssen.
Wir werden immer wieder Phasen haben, in denen wir Spiele am Stück gewinnen, andere, in denen wir verlieren. Aber wir haben einen sehr guten Kader, sind gut eingespielt und wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können.