Start Erzgebirge Der EHV und eine Präsidentin, die gut weh tut
Artikel von: Sven Günther
02.09.2022

Der EHV und eine Präsidentin, die gut weh tut

Kristin Schirbock, die neue Präsidentin des EHV Aue, kann als Physiotherapeutin richtig gut weh tun… Foto: EHV AUE

2 aus 68

Von Sven Günther

Lößnitz. Sie kann als Physiotherapeutin richtig gut anpacken und wird jetzt auch zeigen, dass sie als Präsidentin überzeugend arbeiten kann. Seit wenigen Wochen steht Kristin Schirbock (50) an der Spitze des EHV Aue. Schon seit Jahren ist sie als Physiotherapeutin für den EHV tätig, macht müde Muskeln wieder fit. An ihrer Seite arbeiten der 1. Vizepräsident Henry Sobieraj (Geschäftsführer Nickelhütte Aue GmbH) sowie als 2. Vizepräsident Thomas Gehart (Geschäftsführer der Thomas Gehart Projektmanagement GmbH).

Das Projekt Wiederaufstieg wird der EHV Aue in der Saison 2022/23 in der Staffel Ost angehen. Insgesamt sind der Staffel Ost 13 Mannschaften zugeteilt; darunter die 2. Mannschaften vom Deutschen Meister SC Magdeburg sowie den Erstligisten SC DHfK Leipzig, Füchse Berlin und Erlangen. Dazu kommen ambitionierte Mannschaften, wie Eintracht Hildesheim, Oranienburger HC und HaSpo Bayreuth. Die weiteren Gegner kommen aus Baunatal, Northeim, Söhre, Werder (Havel) und Bernburg. Von 68 Mannschaften in fünf Staffeln (Nord, Ost, Süd, Süd-West, West) steigen am Ende nur zwei Mannschaften in die zweite Handball-Bundesliga auf. Allein diese Tatsache zeigt, wie schwer das Projekt Wiederaufstieg für die Handballer aus dem Erzgebirge wird. Nach der Hin- und Rückrunde, welche voraussichtlich am 2. April 2023 endet, werden die Aufsteiger in einer Play-Off-Runde (zwei Staffeln je fünf Mannschaften) ermittelt. Die jeweils Erst- und Zweitplatzierten spielen über Kreuz die Aufsteiger in die 2. HBL aus. Ein weiter und anstrengender Weg zurück für den EHV Aue.

Dem WochenENDspiegel gab Kristin Schirbock dieses Interview.

WOCHENENDSPIEGEL:
Sie haben zwei Praxen, sind Inhaberin der PTA Perfect Therapy Academy, Präsidentin des 1. TC Zwickau, behandeln auch Fußballer des FCE. Was hat Sie bewogen, für das Amt der EHV-Präsidentin zu kandidieren und es auch zu übernehmen? Ihr Tag hat ja auch nur 24 Stunden.
KRISTIN SCHIRBOCK:
Stimmt, auch mein Tag hat nur 24 Stunden – und in Ihrer Aufzählung fehlt noch die Zeit für Familien und meine Hobbys.
Aber in allen Bereichen meines Lebens habe ich Mitarbeiter, funktionierende Backoffices, tolle Teams und Menschen um mich herum, die mich zusammen mit Disziplin, Tatkraft und Freude tagtäglich unterstützen.
Das passiert nicht von allein. Dazu braucht es Zeit und Erfahrung. Und die durfte ich sammeln. Als Physiotherapeutin bin ich seit 1993 selbständig. Meine PTA Akademie habe ich im Jahr 2005 gegründet. Das sind lange Zeiträume.
Zur Wahrheit gehört auch dazu, dass nicht alles planbar, vorhersehbar und nach dem berühmten Schnürchen läuft. In solchen Momenten komme ich auch ins Schwitzen und wünschte mir, dass alles einfacher wäre.
Der EHV Aue begleitet mich schon seit vielen Jahren. Als die Anfrage vom Verein kam, habe ich mich zuerst hinterfragt. ‚Kannst Du die Verantwortung tragen?‘ ‚Kannst Du für den Verein etwas bewirken?‘ ‚Was sagt meine Familie dazu?‘ Nach dem diese Punkte geklärt waren, habe ich zugesagt. Meine Motivation? Veränderung!

WOCHENENDSPIEGEL:
Die dritte HBL ist sportlich eine unübersichtliche Liga mit 68 Mannschaften und nur zwei Aufstiegsplätzen. Eine Gewähr für den Wiederaufstieg gibt es also nicht. Wie stellt sich die Lage beim EHV finanziell dar? Ist aus dieser Perspektive das Erreichen der 2. Liga Pflicht?
KRISTIN SCHIRBOCK:
Da haben Sie völlig Recht. Die dritte Handballliga stellt ein unübersichtliches Gemenge dar. Gewähr für einen Aufstieg hat niemand im Sport.
Deshalb planen wir auch nicht ausschließlich mit einem sofortigen Aufstieg. Sportlich bleibt es natürlich unser Ziel. Es finanziell zu meistern, ist eine Herausforderung, der wir uns zusammen mit unseren treuen Zuschauern, Sponsoren und kluger Vereinspolitik tagtäglich stellen.

WOCHENENDSPIEGEL:
Was sind Ihre konkreten Aufgaben als Präsidentin?
KRISTIN SCHIRBOCK:
Zu meinen Aufgaben gehört unter anderen die Unterstützung des Vereins in seiner Außenwahrnehmung. Ich repräsentiere den Verein, baue Verbindungen und Netzwerke auf und aus, pflege diese. Dazu gehören u.a.: Netzwerkveranstaltungen, Medien und Pressearbeit Meine Rolle liegt außerhalb der täglichen Arbeit des Vereins. Diese wird vom Vorstand und den Mitarbeitern des Vereins erledigt, die den Verein auch nach außen vertreten.

WOCHENENDSPIEGEL:
Durch Ihre Arbeit als Physiotherapeutin sind Sie ganz dicht an der Mannschaft, ganz dicht an den Spielern dran. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil, wenn es gilt, Entscheidungen zu treffen?
KRISTIN SCHIRBOCK:
Das kann ich gut trennen. Auf der einen Seite die Behandlungen der Spieler. Auf der anderen Seite kaufmännische Entscheidungen zum Wohle des Vereins. Beides hängt zusammen. Für beide Ebenen habe ich ein super Team um mich herum. Heutzutage trifft man wichtigen Entscheidungen nicht mehr allein.

WOCHENENDSPIEGEL:
Für welches Hobby hätten Sie gern mehr Zeit?
KRISTIN SCHIRBOCK (lacht):
Tennis, Golf, Yoga, lesen, schwimmen – für alle zusammen.

WOCHENENDSPIEGEL:
Aus physiotherapeutischer Sicht: Wo gibt es mehr zu tun: Bei Handballern oder Fußballern?
KRISTIN SCHIRBOCK:
Beides sind harte Sportarten, in denen es richtig zur Sache geht. Im Handball gehören Verletzungen der Schulter- und Armmuskulatur zur Tagesordnung, die ich im Fußball weniger sehe. Ich stehe für moderne Physiotherapie, in der wir interdisziplinär mit allen Bereichen, wie Trainings – und Fitnessmethoden, Ernährung, mentale Fitness, Prävention, Datenauswertungen und und und zusammenarbeiten und uns tagtäglich für die Gesundheit der Spieler einsetzen.