Start Der EHV und zwei starke Unbekannte
Artikel von: Sven Günther
16.05.2023

Der EHV und zwei starke Unbekannte

Kevin Roch, der Kapitän des EHV, warf gegen den TuS Vinnhorst drei Tore, war auch in der Abwehr ein entscheidender Faktor.
Kevin Roch, der Kapitän des EHV, warf gegen den TuS Vinnhorst drei Tore, war auch in der Abwehr ein entscheidender Faktor. Foto: Manja Gehlert.

Die Unscoutbaren

Von Sven Günther
Lößnitz. Er kennt sich aus im Handball, ist ein Experte par ex­cel­lence. TuS Vinnhorst-Trainer Davor Dominikovic, ist nicht nur körperlich (2,03 m) ein ganz Großer in seinem Sport. Weltmeister 2003 und Olympiasieger 2004 mit Kroatien, Champions League-Sieger und spanischer Meisterschaft 2006 mit dem FC Barcelona.
Doch beim Spitzenspiel in der Aufstiegsrelegationsrunde zur 2. Bundesliga sah man den Fachmann teilweise mit fragender Miene auf seiner Bank. „Wer zum Teufel sind Mihkel Löpp und Jakob-Jannis Leun”, schien er zu rätseln und gab nach der deutlichen 25:29-Niederlage in der Pressekonferenz zu: „Wir kannten Dieudonné Mubenzem und Sebastian Paraschiv, wussten, wie wir diese Spieler in den Griff bekommen. Aber dann kamen zwei Unscoutbare…”

EHV mit zwei Unbekannten

Nicht auf dem Radar hatte der Kroate Mihkel Löbb und Jakob-Jannis Leun – ein Baustein zum Sieg der Auer, die es jetzt als Tabellenführer in der Hand haben, den Aufstieg klarzumachen.
In einem atemberaubenden Spitzenspiel schlugen die Erzgebirger den Tabellenführer TuS Vinnhorst vor 2.000 enthusiastischen Zuschauern mit 29:25. EHV-Geschäftsführer Rüdiger Jurke: „Was für ein Spiel, was für eine Stimmung. So eine Atmosphäre habe ich bestimmt schon zehn Jahre nicht mehr erlebt. Unglaublich.”
Unglaublich auch, wie die Auer in der 2. Halbzeit das Spitzenteam aus dem Hannoveraner Stadtteil (die Mannschaft war im Bus von Hannover 96 angereist, übernachteten im Hotel Blauer Engel in Aue) dominierte.

Echtes Topspiel

Die frenetischen Zuschauer in der Erzgebirgshalle erlebten ein echtes Topspiel, bei dem die Gäste zunächst einen stabileren Eindruck machten, meist in Führung lagen und die Angriffe des EHV immer wieder unterbrachen. Nach 13 Minuten konnte dessen Trainer Stephan „Apollo” Just erst drei magere Strichlein in der Spalte „Tor” notieren.

Entscheidende Wechsel

Dann aber kamen Minuten, in denen die Mannschaft das Spiel drehte. Zuerst schickte Just in der 23. Minute beim Stand von 10:11 Pascal Bochmann für den glücklosen Sveinbjörn Petursson ins Tor.
Sekunden später besorgte Elias Gansau (6 Tore) den Ausgleich, indem er den Ball nach Art des Talant Dujshebaev in den Winkel des Gästetores hämmerte.
Als dann der TuS-Trainer Dominikovic das Abwehrsystem seiner Mannschaft änderte, von einer 6:0 auf eine 5:1-Defensive umstellte, reagierte auch “Apollo”. In der 25. Minute stellte er Jakob-Jannis Leun (3) für den bis dahin glücklosen Dieudonné Mubenzem auf die halbrechte Angriffsposition. Für den beweglichen, schnellen und fintenreichen Sebastian Paraschiv (4) schickte er den noch beweglicheren, schnelleren und fintenreicheren Mihkel Löbb (3) als Mittelaufbauspieler aufs Feld. Löpp und Leun. Die beiden, die die Scouts des TuS Vinnhorst nicht sehen konnten, weil sie im Verlauf der Saison nur sporadisch zum Einsatz kamen.
Inzwischen waren die Auer hellwach. Petr Slachta fischte sich in der Abwehr einen Abpraller, Gansau holte im Gegenzug einen Siebenmeter heraus, den die DHB-Schiedsrichter des Jahres 2022, Robert Schulze/Tobias Tönnies aus Magdeburg, pfiffen und den der sonst feinhändige Maximilian Lux (7/4) brachial unter die Latte drosch. 14:13. Erste Führung. Pause.

EHV dominiert 2. Halbzeit

Was nach dem Wiederanpfiff passierte, wird Davor Dominikovic auch rätselhaft vorgekommen sein. Drei starke Paraden von Bochmann, Tore von Kevin Roch, Leun, Löpp, Gansau und Lux sorgten für einen 19:14-Zwischenstand, der die Spieler des TuS verunsicherte und sie zu hektischen Aktionen trieb.
So konnte der EHV den Gegner auf Distanz halten und am Ende waren es zwei, zur Beruhigung der Nerven betragende Tore von Sebastian Paraschiv, die den Sieg sicherten.

Schweres Restprogramm

Leichter wird es für den EHV Aue nicht. Schon am Himmelfahrtstag warten die Handballer das Männer-Turn-Vereins Braunschweig auf die Erzgebirger, dann kommt am Sonntag Eintracht Hildesheim nach Lößnitz und am letzten Spieltag muss der EHV am 27. Mai in Krefeld gegen die HSG bestehen.