Start Der Geist von Seefeld
Artikel von: Sven Günther
03.02.2020

Der Geist von Seefeld

Eric Frenzel. Foto: Marion Grumbd

Von Eric Frenzel
Seefeld. Wir passieren im Schritttempo das Ortsschild – Seefeld. Seit letztem Mittwoch sind wir mit der ganzen Familie zusammen quasi auf Weltcup-Reise. Laura war mit den Kindern nach Oberstdorf nachgereist, die ganz begeistert waren, mitgenommen worden zu sein.
Was für Boris Becker und Stefan Edberg Wimbledon war und für Nikki Lauda Monza, ist für mich Seefeld, mein Wohnzimmer, in dem ich auch die für mich unfassbare Siegesserie feiern durfte, zwölf Mal hintereinander in den Einzelwettbewerben unbesiegt gewesen zu sein, was mit erhöhenden Schlagzeilen, durch die ich zum König von Seefeld ernannt wurde, und schönen Gesten gefeiert wurde.
Ich erinnere mich gerne daran, wie der Inhaber unseres Mannschaftshotels „ Zum Gourmet“ mir stolz mitteilte, es gäbe nunmehr auch eine Eric-Frenzel-Suite in seinem Hotel, die mit Bildern meiner Triumphe hier ausgestattet sei.
Seefeld – nicht nur Ort meiner Triple-Erfolge, sondern auch Schauplatz der letzten Weltmeisterschaft, wo ich nach einer verkorksten Saison mir doch noch die Weltmeisterkrone aufsetzen durfte. Diesmal sind die Rahmenbedingungen zugegebenermaßen etwas anders.
Die Norweger eilen von Sieg zu Sieg, dominieren die Weltcups und wir wirken nicht nur manchmal ob der Resultate auf der Schanze etwas ratlos – wir sind es. Alle Parameter, die einen guten Sprung indizieren, sind gut, die Anlaufgeschwindigkeit passt, die biomechanischen Vektoren während des Flugs passen und trotzdem landen wir 20 Meter vor dem Punkt, an dem die Norweger ihren Telemark setzen.
Wir parken den Van in der Hoteleinfahrt. Drei Kinder, zwei Erwachsene und das ganze Equipment für den Sport ergeben einen gewaltigen Kofferberg, der mit Hilfe des Hotelpersonals schnell abgetragen wird.
Während ich einer österreichischen Fangruppe noch Autogramme gebe, ist Laura mit den Kindern schon zum Abendessen verschwunden. Als ich von der Mannschaftssitzung zurückkomme, schläft die „ kleine“ Mannschaft. Auch Laura ist nach dem Reisetag müde. Ich räume meine Wettkampfsachen in die Schränke und freue mich darüber, dass der Hotelier uns tatsächlich meine Suite gegeben hat. Vier Triple-Siege, schwarz-weiß und gerahmt, umgeben mich und ich merke, wie mich das gerade jetzt stärkt. Ich öffne die Balkontür und trete hinaus. Kühle und frische Schneeluft sind die Vorboten für den morgigen Prolog. Mein Blick geht in die Wälder und Berge – ja, hier irgendwo muss er sein, der Geist von Seefeld.