Start Erzgebirge Der „Kampf um die besten Köpfe“
Artikel von: Andre Kaiser
07.11.2019

Der „Kampf um die besten Köpfe“

Reichlich Gesprächsstoff hatten Steffen Böttcher von der HWK, Agentur-Chef Nino Sciretta, Stefan Schenk von der Christian Ulbricht GmbH & Co. KG, Jana Dost von der IHK und Frederic Günther vom Verbandes erzgebirgischer Kunsthandwerker & Spielzeughersteller e.V. Olbernhau (v.li.n.re.) während der Vorstellung der Jahresbilanz am Ausbildungsmarkt. Foto: André Kaiser

Seiffen. Jana Dost, Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Chemnitz, Region Erzgebirge, und Steffen Böttcher, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Erzgebirge, fassten kürzlich zur gemeinsamen Jahresbilanz die Entwicklung am Ausbildungsmarkt sehr treffend in einem Satz zusammen. Die Nachwuchsgewinnung sei mittlerweile ein „Kampf um die besten Köpfe“. Laut IHK ist das Angebot für Jugendliche quantitativ hoch, die Anzahl der Bewerber bei Unternehmen hingegen flächendeckend gesunken.

Agentur-Chef Nino Sciretta sprach von einem seit zwei Jahren anhaltenden Bewerbermarkt, wo trotz starker Nachfrage vor allem Ausbildungsplätze im produzierenden Gewerbe und im kaufmännischen Bereich unbesetzt blieben. Von den knapp 1.800 Mädchen und Jungen, die die Hilfe der Berufsberater der Arbeitsagentur in den letzten zwölf Monaten in Anspruch genommen hatten, seien lediglich noch ganze zwölf ohne Ausbildungsvertrag. Doch auch sie würden nicht allein gelassen werden. „Gemeinsam mit unseren regionalen Partnern, der Industrie- und Handelskammer und der Kreishandwerkerschaft Erzgebirgskreis, werden wir den Jugendlichen bis Jahresende gute und passende Angebote unterbreiten“, so Sciretta, der für die Präsentation der Jahresbilanz diesmal einen Handwerksbetrieb in Seiffen wählte – die Christian Ulbricht GmbH & Co. KG. Hier werden junge Menschen kontinuierlich zu Holzspielzeugmachern und Drechslern ausgebildet und nach erfolgreichem Abschluss auch übernommen. Dabei kann sich Stefan Schenk, Assistenz der Geschäftsführung, über mangelndes Interesse nicht beklagen. Denn entgegen dem allgemeinen Trend registriert man hier etwa zwanzig Bewerber auf eine Ausbildungsstelle. Und die Anfragen kommen nicht nur aus Deutschland.

Insgesamt scheint die Holzspielzeugmacher- und Drechslerbranche das Interesse Jugendlicher zu wecken. Dennoch würden immer noch zu wenige ausgebildet, wie Frederic Günther erklärte. Der Geschäftsführer des Verbandes erzgebirgischer Kunsthandwerker & Spielzeughersteller e.V. Olbernhau würde sich wünschen, dass wieder mehr Betriebe in den Nachwuchs investieren. „Wer die Branche erhalten will, sollte ausbilden“, so der Verbandschef.

 

Der Ausbildungsmarkt in Zahlen

Von Oktober 2018 bis September 2019 haben sich im Erzgebirgskreis insgesamt 1.795 Mädchen und Jungen bei der Agentur für Arbeit Annaberg-Buchholz gemeldet und bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz beraten lassen. Das sind 24 weniger als im Vorjahr. Insgesamt wurden in der Region 1.724 Berufsausbildungsstellen gemeldet, elf weniger als vor einem Jahr.

Unternehmen waren besonders an Azubis für das Produzierende Gewerbe bzw. dem kaufmännischen Bereich interessiert. Diese Ausbildungsstellen nehmen ein Viertel aller gemeldeten Ausbildungsstellen aus den TOP 10 ein. Gesucht werden vor allem Zerspanungsmechaniker (123), Einzelhandelskaufleute (73), Verkäufer ( 63) und Köche (51), um nur die wichtigsten zu nennen. Die Top 3 der Wunschberufe waren dieses Jahr – ähnlich wie auch in den vorangegangenen zwei Jahren – bei den Jungs der Kfz-Mechatroniker und der Werkzeug- bzw. Zerspanungsmechaniker.

Der Beruf des Berufskraftfahrers taucht dabei erstmalig unter den TOP 10 auf. Bei den Mädchen steht unverändert die Verkäuferin an erster Stelle, gefolgt von der Bürokauffrau und der Kauffrau im Einzelhandel. Neu unter den TOP 10 bei den Mädchen ist die Augenoptikerin. Immerhin 16 Mädchen interessierten sich dafür.

Von insgesamt 1.724 Ausbildungsstellen blieben 121 unbesetzt. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 106 bzw. 46,7 Prozent weniger.