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Artikel von: Sven Günther
12.11.2018

Der Mensch Politiker

Als Christian Lindner schwankte…

Von Sven Günther
Region. P O L I T I K E R! Das Wort löst in vielen Menschen Negatives aus. Stirnen falten sich tief, Augenbrauen biegen sich himmelwärts. Münder formen sich, um Schimpftiraden abzufeuern. Nein, der Beruf hat das Ansehen seit Konrad Adenauer, Willy Brand, Helmut Schmidt, Hans-Dietrich Genscher und Co. derart verloren, wie es nur den Fußballern Aílton Gonçalves da Silva genannt “Ailton” und Eike Immel geschah.
Der eine, Ailton, wurde mit Werder Bremen 2004 Deutscher Meister und DFB-Pokal-Sieger, holte die Bundesliga-Torschützenkrone (28 Treffer). Nationaltorhüter Eike Immel (Stammkeeper bei der EM 1988) spielte für Borussia Dortmund und den VfB Stuttgart, wo er 1992 Deutscher Meister wurde.
Am Ende landeten beide nach unglückseligen Karriere zwischen Kakerlaken und Känguru-Hoden im RTL-Dschungel-Camp. Über die zwei Abgestiegenen sagt man (fast flüsternd): Beides sind gute Menschen.
Ein Satz, der auch auf die meisten Politiker zutrifft, wenn auch an Stammtischen, Kaffeetafeln und Werkbänken dieser Aspekt kaum relevant ist.

Umso bemerkenswerter ist das Interview, das der Schwarzenberger CDU-Bundestagsabgeordnete Alexander Krauß jetzt Christopher Gahler vom Blog https://erzgebuerger.de/blog/ <https://erzgebuerger.de/blog/>  gab. Es zeigt, dass Politiker Menschen sind. Krauß spricht über:

Gott und Glauben: Wichtig ist Demut. Man selbst ist fehlerhaft. Zu glauben, dass man das Paradies auf Erden schaffen kann, ist unrealistisch. Alle, die das versucht haben, sind gnadenlos gescheitert und haben das Gegenteil erreicht.” – “Ich besuche regelmäßig den Gebetsfrühstückskreis am Freitagmorgen vor den Bundestagssitzungen, wo man sich mit anderen Abgeordneten vertraulich und fraktionsübergreifend austauschen kann. – Ich weiß, dass Jesus Christus für einen selbst gestorben ist, dass man selbst nicht perfekt sein muss. Das macht einen ruhiger und gelassener. Ich weiß, dass ich mich nicht nur auf mich selbst verlassen muss, sondern dass es einen gibt, der auf einen aufpasst.

Das Berliner Leben: Ich habe ein Dach überm Kopf, schlafe in einer kleinen Wohnung. Von dort aus kann ich zum Reichstag laufen. Ich habe die Unterkunft mit meinem Mitarbeiter zusammen, gehe nur zum Übernachten dorthin. Die ist alles andere als luxuriös. Ich wohne im Erzgebirge, nicht in Berlin.
Daheim fahre ich einen Skoda superb, in Berlin nutze ich den Fahrdienst des Bundestages. Auf Bus und Bahn zu warten, würde zu viel Zeit kosten.

Elektromobilität: Von Elektroautos halte ich relativ wenig, weil die noch nicht ausgereift sind. Wenn ich nur 30 Kilometer am Tag im Stadtverkehr fahren kann, ist das aus meiner Sicht nicht das Nonplusultra. Da ist ein Dieselmotor weit besser.

Hass: Gibt es schon. Man erlebt, dass ungerecht mit einem umgegangen wird. Hass und Androhung von Gewalt haben in der Politik nichts zu suchen. Ich sehe es als große Gefahr für die Gesellschaft, dass die Ränder so stark zunehmen und der Umgang miteinander verroht ist.

Morddrohung: Die gab es gegen meine Familie. Anzeige wurde erstattet, der Täter aber nicht ermittelt. Wenn man ein Schreiben mit Menschenblut verschmiert, ist das ein Anhaltspunkt dafür, dass derjenige nicht ganz rational handelt.

Den Wünschewagen: Eine tolle Sache vom Arbeiter-Samariter-Bund für Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben und gern noch einen Wunsch erfüllt haben möchten. Das unterstütze ich.

Letzter Wunsch: Noch einmal das Meer sehen

Vollrausch? Ich sicher nicht! Kann mich erinnern, dass Herr Lindner bei einer Abstimmung schon einmal rein gestolpert ist und seinen Platz dann gefunden hat. Aber das mache ich ihm nicht zum Vorwurf. Die Tage sind manchmal lang und es kann passieren, dass einer mal einen zu viel trinkt. Politiker sind Menschen wie jeder andere auch, mit Stärken und Schwächen. Alle Probleme der Gesellschaft gibt es auch bei uns.

Wer mehr erfahren will: Das gesamte Interview finden Sie, neben einem mit Jens Weißflog, unter https://erzgebuerger.de/blog/