Start Vogtland Der Wald leidet weiter
Artikel von: Sven Günther
15.12.2021

Der Wald leidet weiter

Herrlich, diese Aussicht vom Auersberg. Doch der Schein trügt. Unser Wald bleibt weiter ein Patient. Foto: TVE/Dennis Stratmann

Nicht über den Berg

Von Sven Günther
Region. Der nasse Sommer brachte Linderung, der Patient Wald ist aber noch längst nicht über den Berg. Sachsens Forstminister Wolfram Günther: “Sachsens Wälder konnten in den letzten Monaten kaum verschnaufen. Es ist das vierte Jahr in Folge, in dem wir im Freistaat so besorgniserregende Daten zum Waldzustand verkünden müssen.” 31 Prozent der Bäume sind deutlich geschädigt, nur 24 Prozent sind kerngesund. Allein bei Kiefern und Fichten sammelten sich in diesem Jahr über eine Million Kubikmeter Schadholz an. Ursache war im Wesentlichen der immer noch sehr hohe Befall insbesondere durch Borkenkäfer und andere Schadorganismen.
Von Ende 2017 bis heute ist in Sachsen eine Schadholzmenge von rund zehn Millionen Kubikmetern angefallen. Mit etwa 80.000 Hektar Fläche sind mehr als 15 Prozent der sächsischen Waldflächen unmittelbar betroffen, annähernd 7.500 Hektar sind komplett entwaldet.
Minister Günther: “Der Waldzustandsbericht ist auch in diesem Jahr ein Zeugnis für den Klimawandel. In unseren Wäldern wird auf den ersten Blick sichtbar, wie dringlich Klimaschutz ist. Zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels gehört der Waldumbau.”
Konkret: Sachsen benötit leistungsfähige Mischwälder, in denen die Bäume in verschiedenen Höhen wachsen, um die biologische Vielfalt zu erhöhen. Die Ränder der Wälder müssen mit Sträuchern und kleinen Bäumen bewachsen sein, um Stürme abzuschwächen. Die Wilddichte ist so zu reduzieren, dass die Wälder wachsen können.
“Sachsens Wald der Zukunft besteht aus klimastabilen, artenreichen und strukturreichen Mischwäldern”, erklät Günther. “Dem Staatswald kommt hier eine Vorreiterrolle zu. Den Privat- und Körperschaftswald unterstützen wir mit Fördermitteln und intensiver fachlicher Beratung. Wir haben die Förderung gezielt erneuert. Ich freue mich, dass sie so breit angenommen wird. Der Wald in all seinen Funktionen von Schutz und Nutz ist zu erhalten.”
In Zahlen: Im Freistaat Sachsen wurden seit dem 1. Januar 2020 über zwölf Millionen Bäume gepflanzt. Davon entfielen ca. 9,4 Mio. Bäume auf den vom Staatsbetrieb Sachsenforst bewirtschafteten Landeswald. Im Privat- und Körperschaftswald wurde die Pflanzung von ca. 2,8 Mio. Bäumen durch den Freistaat gefördert.
Laut Ministerium lag die Jahresmitteltemperatur um 1,3 Grad über dem langjährigen Mittel, wodurch auch 2021 an den Trend hin zu wärmeren Jahren anknüpft. Die klimatische Wasserbilanz war dagegen überwiegend positiv. Die Bodenfeuchte bewegte sich nach der dreijährigen Trockenperiode wieder im Bereich der langjährigen Mittelwerte.
Ein Blick in die Zukunft bleibt schwierig. Daniel Gellner (Abteilungsleiter Land- und Forstwirtschaft im Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft) im September zum WochenENDspiegel: „Als Oberbegriff steht das Wort ‚Vielfalt‘! Kein wissenschaftliches Modell kann im Moment genau berechnen, ob die Temperaturen um 1,5 Grad oder deutlich stärker steigen werden. Wir wissen also letztlich nicht genau, was kommt, müssen uns deshalb auf unterschiedliche Szenarien einstellen, eine Risikoaufteilung vornehmen.“