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Artikel von: Sven Günther
25.05.2023

Die Bienenfresser sind da

In der Nähe von Hohenstein-Ernstthal konnte Fotograf Andreas Kretschel diese seltenen Bienenfresser im Bild festhalten. Foto: Andreas Kretschel
In der Nähe von Hohenstein-Ernstthal konnte Fotograf Andreas Kretschel diese seltenen Bienenfresser im Bild festhalten. Foto: Andreas Kretschel

Bienenfressen fühlen sich pudelwohl

Man erkennt ihn zuächst an seiner Stimme. Sein im Flug vorgetragenes heiseres „prürr“ oder „krük krük“ variiert vielfach. Fühlt er sich bedroht, hört man ein grelles „pitt-pitt-pitt“. Der Bienefresser, ein schillernd bunter Vogel, ist jetzt bei uns aufgetaucht. Fotograf Andreas Kretschel konnte eine ganze Schar der Tier fotografieren, die sich in der Nähe von Hohenstein-Ernstthal in den Wipfeln der Bäume pudelwohl fühlten

Mittlerweile haben wir uns in Deutschland bereits daran gewöhnt, dass die hübschen Bienenfresser (Merops apiaster) seit einigen Jahren auch zu unserer heimischen Brutvogelfauna zählen und in fast allen Bundesländern, auch hier in Sachsen und sogar im Erzgebirgsvorland als Brutvögel anzutreffen sind.

16 Tiere entdeckt

Doch Aufsehen und Aufmerksamkeit erregen die tropische-bunten Vögel allemal und immer wieder, so wie auch am Montag, den 22. Mai, als die Vögel von der zuströmenden Warmluft aus dem Süden immer weiter nach Norden getragen wurden.
An verschiedenen Orten konnten an diesem Tag ziehende Bienenfresser festgestellt, deren markante Stimmen die Vögel verraten, auch wenn man sie hoch am Himmel gar nicht sehen kann.
Dass sich dann am Abend am Stadtrand von Hohenstein-Ernstthal insgesamt 16 Individuen in Bäumen niederließen, vielleicht um die Nacht zu verbringen, und das beobachtet werden konnte, ist in der Tat ein Zufall.

Zum Glück hat ein Pressefotograf wie Andreas Kretschel, auf dessen Grundstück das Naturschauspiel stattfand, immer eine Kamera bei der Hand und konnte das nicht alltägliche Ereignis im Bild festhalten.

So tickt der Bienenfresser

Der Bienenfresser ist in Sachsen Brutvogel vor allem in den Tagebaugebieten. Insbesondere in Mittelsachen findet sich die Art zur Fortpflanzung in größeren Sandgruben ein.
Dort gräbt der Vogel über einen Meter lange Niströhren, ähnlich wie der Eisvogel, in geeignete Bodenschichten. Die Tagebauflächen bieten zudem ein besonders günstiges Mikroklima und ziehen auch Großinsekten, die der Vogel als Nahrung bevorzugt, an.

Das sagt der Vogelkundler

Der Ornithologe Hartmut Meyer war der 26 Jahre lang als Geschäftsführer des Landesvereins Sächsischer Orthitholgen tätig. Er beobachtet seit über 40 Jahren die Vogelwelt an den Tagebauflächen in den Landkreisen Zwickau und Mittelsachsen. Er bezeichnet die Sandabbaugebiete in der Region als Hotspots der Biodiversität.
„Alle in der umliegenden industriellen Agrarlandschaft bereits ausgestorbenen Vogelarten, finden sich heute als Brutvögel meist nur noch an, in und in der Umgebung der großen Sandgruben“. Das haben unsere Brutvogelkartierungen und Monitoring-Kontrollen zweifelsfrei nachgewiesen“, meint Hartmut Meyer.

Nomen est omen

Und woher stammt sein Name: In der Tat frisst der Vogel Bienen oder Wespen. Wenn er eine gefangen hat, reibt er sie mit dem Hinterleib zunächst mehrmals über eine Unterlage. So lang, bis er ihren Stachel entfernt hatzu entfernen. Prürr, krük krük…