Start Zwickau „Die lagern wie ein Sack Kartoffeln“
Artikel von: Redaktion
18.10.2015

„Die lagern wie ein Sack Kartoffeln“

Frigga Tiletschke referierte am Freitagabend kritisch über die derzeitige Asylpolitik. Foto: Alice Jagals
Frigga Tiletschke referierte am Freitagabend kritisch über die derzeitige Asylpolitik. Foto: Alice Jagals

Wilkau-Haßlau. Angela Merkel breche das Verfassungsrecht. Davon ist Frigga Tiletschke überzeugt. Ein ganzer Saal lausche der DaF-Lehrerin am Freitagabend im Schützenhaus. Sie folgten damit der Einladung der Zwickauer AfD. „Wir wollen auf einen Fall Krawall machen“, erklärte der Geschäftsführer der AfD Fraktion Zwickau, Frank-Frieder Forberg. „Wir wollen mit Fakten aufklären.“

Durchaus überzeugend referierte die Frau aus Nordrhein-Westphalen über das Reizthema Nummer eins: Die deutsche Asylpolitik. Sie sprach Tacheles. Seit Jahrhunderten gebe es Krieg und trotzdem kamen noch nie so viele Migranten nach Deutschland wie jetzt. Die Menschen hätten zwar nicht unseren Bildungsstandard, „doch sie sind clever“, betonte sie. In Deutschland gibt es ein Leben lang die soziale Absicherung. „Das weiß jeder Afghane im letzten Dorf“, so Tiletschke. Und natürlich werde jede noch so kleine Nachricht aus Deutschland über Smartphones ins Heimatland getwittert und gepostet. Vor allem für die jüngeren Einwanderer sei es ein Abendteuer und für die meisten eine Aussicht auf einen besseres Leben. „Das ist doch verständlich, dass die Menschen den Weg nach Deutschland auf sich nehmen, wenn sie auch noch so willkommen geheißen werden.“ Und das bezog die Historikerin auf das BAMF genauso wie auf die Willkommenskultur in der Bevölkerung.

Wer denkt was?
Seit zwölf Jahren beschäftigt sich Tiletschke mit dem Thema Asyl. Als Deutschlehrerin (Deutsch als Fremdsprache) hat sie engen Kontakt zu den Asylsuchenden. Zudem sammelt sie jegliche Zahlen zusammen und stellt Vergleiche mit ihrer täglichen Arbeit.

Pauschal gesagt, meinen die Deutschen, die Flüchtlinge kommen aufgrund von Krieg, wirtschaftlichen Belangen und religiöser Verfolgung. „In Eritrea zum Beispiel haben es die Christen wirklich schwer“, wirft sie bei dem Punkt ein.

Die Asylsuchenden dagegen würden sich freuen, dass hier beinahe nichts mit dem Messer geregelt wird, die Straßen aus Fließen seien, man nur fünf oder sechs Stunden arbeiten müsse und die Deutschen für alle Häuser bauen. „Das ist doch ein Kampf gegen die, die ihr eigenes Land retten könnten.“

Fachkräftezuwachs ja oder nein?
Deutschland braucht mehr Einwohner, vor allem Fachkräfte. Das kann man immer wieder in den Medien lesen. „Doch ich habe noch keinen Afghanen kennen gelernt, der je zur Schule gegangen ist“, so Tiletschke. Ihrer Meinung nach sei der Fachkräftemangel die Folge von Abwanderung der Deutschen. Der syrische Arzt sei die absolute Ausnahme. Das sind gerade einmal 23 in Deutschland. Lediglich 55 Prozent der Migranten würden in Deutschland bisher längerfristig eine Arbeit bekommen. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung wurde in einer Stichprobe herausgefunden, dass die Quote bei den erst seit kurzem Eingereisten bei unter 30 Prozent liege. Manch einer wolle lediglich ein Verfahren. So lang dieses laufe, verdient er derjenige Geld für die Familie daheim. „Außerdem müsse man einmal bedenken, dass Deutschland eines der kompliziertesten Bildungssysteme hat. Von der schwierigen Sprache mal ganz abgesehen.“

Integration ist ein Geschäft?
„Das DRK beispielsweise lasse ich in meine Kurse nicht mehr rein“, erklärt die Referentin. „Sie beraten in Asyl und das kann ich in Anbetracht der Situation nicht mehr nachvollziehen.“ Rund um die Integration habe sich eine Lobby gebildet. Sie schaffe uns Arbeitsplätze. 2,5 Millionen seien derzeit in der Asylindustrie beschäftigt. „Wir werden immer mehr ein Dienstleistungssektor aus Betreuern.“ Man werbe mit Integration und dann sehe man die Situationen in den Unterkünften: Die Menschen lagern dort wie ein Sack Kartoffeln. Was ist daran noch human?“

Artikel 16 a – das Übel aller Dinge?
Deutschland glaube über allem zu stehen. Dabei lache die Welt schon über uns. Es gebe genügend Konventionen wie die Flüchtlingskonvention, die Kinderschutzkonvention, „doch das große Problem ist der Artikel 16 a unseres Grundgesetz. Der gehört rausgestrichen“, fordert sie. Dieser beinhaltet das Recht auf Asyl. „Und der ist von 1948. Damals hatten wir ganz andere Bedingungen auf der Welt. Seit 1945 wurden zudem 52 Änderungen im Grundgesetz vorgenommen.“

Besonders prangerte sie Merkels Politik an. “Es ist schon bedenklich, das wir überall auf der Welt Frieden herstellen wollen und dann sagt Frau Merkel, dass wir unsere Grenzen nicht schützen können.“

Ein Fazit
Diejenigen, die der Einladung am Freitag folgten und sowieso schon gegen die derzeitige Asylpolitik sind, wurden sicherlich noch einmal in ihrer Meinung bestärkt. Referentin Frigga Tiletschke trat selbstbewusst und sicher auf. Auf die Frage, ob sie auch vor Vertretern der NPD einen Vortrag halten würde, antwortete sie: „Naürlich. Wenn einer Aufklärung braucht, dann die.“