Start Die Schanze, die nie verzeiht…
Artikel von: Sven Günther
28.11.2022

Die Schanze, die nie verzeiht…

Karl Geiger. Deutschlands erfolgreicher Skispringer schreibt eine Kolumne im WochenENDspiegel und auf www.wochenendspiegel.de Foto: peplies consult GmbH

Einschätzungen eines Langschläfers

Karl Geiger. Deutschlands erfolgreicher Skispringer schreibt eine Kolumne im WochenENDspiegel und auf www.wochenendspiegel.de Foto: peplies consult GmbH

Von Karl Geiger
Das Wochenende von Ruka hat mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Eine Top-Ten-Platzierung und gute Probesprünge belegen dies eindeutig; vor allem habe ich aber jenseits von Platzierungsdenken wieder ein gutes Gefühl auf der Anlage und dies ist das Ergebnis der letzten zwei Wochen, in denen wir sehr intensiv analysiert haben und einige Optimierungen durchführen konnten.
In diesem Kontext ist der Sonntagswettkampf zu sehen, der trotz seiner zeitlichen Taktung, 5.30 Uhr Aufstehen, 7.30 Uhr erster Sprung-ich schlafe nämlich anerkanntermaßen gerne lange – gut für mich begann. Ein 148 – Meter Sprung mit ordentlichem Telemark bescherte mir das zweitbeste Ergebnis, was meinen Aufwärtstrend in der Zusammenschau mit dem 6. Platz vom Samstag eindeutig bestätigt….
…und dann kam der erste Durchgang auf der Schanze, vor der alle Springer ausreichend Respekt haben. Diese Schanze in Ruka ist eine eigenwillige Konstruktion, sie hat einen kurzen Anlauf und das bedeutet, dass sich der kleinste Fehler im Ablauf bemerkbar macht. Dieser Fehler potenziert sich dann. Eine kleine Unachtsamkeit in der Anfahrtsposition macht eine konkurrenzfähige Weite im Ansatz zunichte. Den idealen Druck -und Absprungpunkt habe ich am Schanzentisch offensichtlich verpasst und dann war es um mich geschehen. Eine kleine Nachlässigkeit, die brutale Folgen für das Sprungergebnis hat und mich den zweiten Durchgang gekostet hat. Eine kleine Nachlässigkeit, die in jedem Fall auch zeigt, dass die Konstanz in den Sprüngen bei mir noch nicht ganz da ist.
Mehr als diesen Fehler zu bedauern, freue ich mich aber über die Trainings -und Probesprünge hier im finnischen Ruka und meine Top-Ten-Platzierung im Wettkampf. Ich muss an den Dingen einfach weiterarbeiten.
Wir sind zurück im Quartier und inmitten des normalen Weltcup-Abreise-Stresses. Schmutzwäsche wird sortiert, Skisäcke und Reisetaschen werden gepackt. Die Shuttles zum Flughafen stehen schon zum Einladen bereit. Am Airport sollten wir die Verladung unserer Sachen diesmal besonders im Auge haben, damit diese wenigstens von Finnland nach Deutschland gleich im ersten Anlauf transportiert werden.
Jeder Handgriff sitzt, das Boarding geht an einem solch kleinen Flughafen schnell, im Flieger noch die E-Mails checken, Flug nach Helsinki und Weiterflug nach München. Ich freue mich auf den bevorstehenden Heimweltcup in Titisee und werde weiter versuchen, Schritt für Schritt in die richtige Richtung zu gehen. Ruka hat gezeigt, dass ich vorankomme. Diese Erkenntnis nehme ich zu der nächsten Station des Weltcups im Schwarzwald mit und freue mich darauf, vor den deutschen Fans zu springen.