Start Chemnitz Diskussionen über Schulgesetz
Artikel von: Redaktion
20.02.2016

Diskussionen über Schulgesetz

Staatsministerin Brundhild Kurth stellt sich offen Kritiken zur sächsischen Bildungspolitik und findet es wichtig, dass die Bürger sich aktiv an der Diskussion über die Novellierung des Schulgesetzes beteiligen. Vielmehr spiegelt es eben nicht die vielzitierte Politikverdrossenheit wider. Kritik kommt unter anderem auch von den Kammern, die mit zunehmender fehlender schulischer Bildung der Absolventen für die Ausbildung zu kämpfen haben. Foto: ihst
Staatsministerin Brundhild Kurth stellt sich offen Kritiken zur sächsischen Bildungspolitik und findet es wichtig, dass die Bürger sich aktiv an der Diskussion über die Novellierung des Schulgesetzes beteiligen. Vielmehr spiegelt es eben nicht die vielzitierte Politikverdrossenheit wider. Kritik kommt unter anderem auch von den Kammern, die mit zunehmender fehlender schulischer Bildung der Absolventen für die Ausbildung zu kämpfen haben. Foto: ihst

Zentrum/Chemnitz. Zentrales Thema des diesjährigen Jahresempfang der Handwerkskammer war die Schulpolitik in Sachsen. Vor dessen Hintergrund war auch die Sächsische Staatsministerin Brunhild Kurt als Festrednerin zu Gast. Diese musste sich vom Kammerpräsidenten Kritik anhören. Zum einen kritisierte er das mangelhafte Berufsschulnetz, welches nicht wirklich zur Attraktivität der dualen Ausbildung und des Handwerkes beiträgt.

„Viele Azubis müssen teils weite Wege in Kauf nehmen. Die teils hohen Fahrtkosten fressen dann das Ausbildungsgeld auf. Wir fordern deshalb ein Azubiticket, analog dem Studententicket“, so Mothes.

Zweiter Themenschwerpunkt war die aktuelle Schulgesetznovelle der Landesregierung.

„Wir brauchen eine flächendeckende Lernunterstützung an allen Schulen. Die Absolventen haben oftmals keine entsprechende Lernqualität mehr. Umso wichtiger auch für das Handwerk, dass auch an Gymnasien eine umfassende Berufsorientierung stattfindet. Das Handwerk braucht künftig mehr Gymnasiasten“, erklärt der Kammerpräsident und schließt eine grundlegende Forderung an: „Wir fordern, dass das Gymnasium nach neuem Schulgesetz erst ab der achten Klasse beginnt. Das längere gemeinsame Lernen ist ein sozialer Gewinn für alle.“

Bewusst ist sich die Handwerkskammer auch über die teils weitreichenden Folgen dieser Umstrukturierung.

Und doch bekam Dietmar Mothes von der Staatsministerin eine klare Abfuhr für dieses Anliegen: „Ein Gymnasium ab Klassenstufe acht ist kein Thema. Wir wollen an der achtjährigen gymnasialen Schullaufbahn festhalten. Es ist wichtig das wir die theoretische Autobahn über das Gymnasium bis hin zum Studium und gleichzeitig die praxisorientierte Bundestraße über die Oberschule und das berufliche Gymnasium haben. Auch eine aufkommende Diskussion zum 13. Schuljahr an allgemeinbildenden Gymnasium wird es nicht geben.“

Stattdessen will man den Übergang von Grund- bzw. Oberschule aufs Gymnasium in den Klassenstufen erleichtern. Auf diese Weise soll der Druck von den Eltern genommen werden, sich für einen Bildungsweg früh zu entscheiden. Unterstützung gab es hingegen bei der verbesserten Berufs- und Studienorientierung innerhalb der Gymnasien und Oberschulen.

„Hier sieht das neue Schulgesetz keine Differenzierung mehr vor“, erklärt Kurth und fügt hinzu: „Und doch ist die Oberschule das Herzstück der Schullandschaft, die wir mit dem neuen Schulgesetz stärken wollen.“

Gerade um die Lernqualität der potentiellen Azubis zu stärken baut die Staatsministerin vor allem auf die aktive Unterstützung der Schüler durch Schulsozialarbeiter. Auf diese Weise entlaste man die Lehrer.

Grundsätzlich sei es wichtig „den Beruf des Lehrers wieder in die Mitte der Gesellschaft“ zu bringen.

Dazu gehört es auch, dass im Freistaat drei zentrale Lehrerausbildungsstandorte existieren. Neben Leipzig als Zentrum der Lehrerausbildung und Dresden als Standort für die Berufschullehrerausbildung, soll auch Chemnitz und die Grundschullehrerausbildung an der Technischen Universität gestärkt werden. Damit formulierte sie ein klares Bekenntnis für den Standort Chemnitz.

Schulgesetz in Bürgerdialog

Seit 2004 ist kein neues Schulgesetz in Sachsen verabschiedet worden. Für die Sächsisches Kultusministerin Brunhild Kurth kein hinnehmbarer Zustand.

„In keinem anderen Land ist das Schulgesetz auf so einem alten Stand. es musste einfach den aktuellen Bedingungen angepasst werden“, erklärt Brunhild Kurth und fügt hinzu: „Das neue Schulgesetz ist das größte Vorhaben in der aktuellen Legislaturperiode.“

Erstmals haben auch die Bürger die Möglichkeit aktiv über das Gesetz zu diskutieren. Hier veranstaltet das Kultusministerium insgesamt neun Bürgerdialogforen im Freistaat. Die bereits durchgeführten Bürgerdialoge zeigten, dass es ein reges Interesse gibt. Auch in Chemnitz gibt es die Möglichkeit über die Schulgesetznovellierung zu diskutieren und Anregungen zu geben. Hierzu wird es am 1. März. 18 Uhr einen Bürgerdialog im BSZ Wirtschaft I geben. Anmeldungen über www.schulgesetz.sachsen.de

Von Stephanie Ihle