Start Doppel-Pässe und grosse Namen
Artikel von: Sven Günther
06.11.2015

Doppel-Pässe und grosse Namen

Von Sven Günther
Chemnitz/Aue. Auf dieses Spiel haben die Fans zwölf Jahre gewartet. Es ist Derby-Zeit. Karl-Marx-Stadt/Chemnitz gegen Aue. Himmelblau gegen Lila-Weiß. Klub gegen BSG.
71 Spiele sind in der DFB-Statistik registriert. 26 Siege für Chemnitz/Karl-Marx-Stadt, 24 Siege für Aue. 21 Unentschieden.
Die Himmelblauen trafen 93 Mal, die Veilchen schossen 81 Tor und bevorzugten eine härtere Gangart: 52 Gelbe Karten, zwei Rote. Am 26. September 1954 gab es im Dr.-Kurt-Fischer-Stadion das erste Aufeinandertreffen. Vor 22.000 Fans trennte man sich 1:1. Ralf Hüber
traf für Karl-Marx-Stadt, Willy Tröger für Aue.
Für zwei Derbys hieß das Duell 1955 SC Wismut Karl-Marx-Stadt gegen SC Chemie Karl-Marx-Stadt, dann folgten bis 1963 sechs Partien SC Wismut Karl-Marx-Stadt gegen SC Motor Karl-Marx-Stadt. Schließlich wurde Wismut wieder Aue und spielte noch fünfmal gegen den SC Karl-Marx-Stadt. Ab 1966 stand BSG Wismut Aue gegen FC Karl-Marx-Stadt bzw. umgekehrt auf den Anzeigetafeln.
61 Derbys gab es in der DDR-Oberliga, sechs in der Regionalliga Nordost und vier in der Regionalliga Nord. Das letzte Derby wurde am 12. April 2003, 14 Uhr im Erzgebirgsstadion gespielt. 9750 Besucher sahen einen 3:0 Sieg der Auer unter der Leitung von Detlef Scheppe (Wenden). Die Tore schossen Ronny Jank und Nikolce Noveski.

Große Namen

Aue gegen Karl-Marx-Stadt/Chemnitz: Auch ein Spiel der großen Namen. Auf Chemnitzer Seite waren es Männer wie der schnauzbärtige Keeper Krahnke, Weitschuss-Spezialist Bähringer, der bei den Gegnern als Chancentod verschriene Michael Glowatzky. Dazu der flinke Flügelflitzer Eberhard Vogel, der Kantige Stürmer Hans Richter und ACHT Oberliga Top-Spieler, die den Namen Müller trugen. Auch Holzmüller und Eitemüller gab es. Jüngere erinnern sich an das kongeniale Due Heidrich/Steinmann, Libero Barsikow und Namen wie Ulf Mehlhorn, Ojokojo Torunarigha, Peer Kluge und natürlich Michael Ballack. Nicht zu vergessen der kultigste aller Kulttrainer Hans Meyer.
Bei den Auer prägten Typen wie die wackeren Torwächter Ulrich Ebert und Sven Beuckert gemeinsam mit legendären Spielern wie dem einhändige Willy Tröger, Harald “Der Wilhelm Tell vom Lößnitztal” Mothes, dem nimmermüden Dieter Schüßler und Konrad “Conny” Schaller, Sprintstürmer Ernst Einsiedel oder der elegante Libero Volker Schmidt und Stratege Holger Erler den Verein. Zuletzt waren es Skerdilaid Curri, Andrzej Juskowiak oder Nikolce Noveski. Auch Kulttrainer hatte Aue: Hans-Ulrich Thomale und Klaus Toppmöller

Doppelpässe

Wer dem Derby entgegenfiebert, erinnert sich auch an die Kicker mit gespaltenen Seelen. Spieler, die für Aue und Chemnitz aufliefen, beziehungsweise in den Vereinen aktiv waren. Da wäre natürlich Dieter Erler, der 1963 mit Albrecht Müller und Manfred Hambeck von Wismut zum FCK wechselte. John Bemme kam 1986 vom FCK zur BSG, Stefan Persigehl 1989. Auch Bringfried Müller ist zu nennen, der erst in Aue kickte, dann bei Karl-Marx-Stadt Trainer war und schließlich von der Eiskunstlauf-Trainer-Legende Jutta Müller geheiratet wurde. Müller war später zweimal Übungsleiter in Aue (1965 bis 1967 und 1971 bis 1977). Der Coach Gerhard Hofmann war ebenfalls in Aue und Karl-Marx-Stadt tätig. Auch Friedrich-Wilhelm “Wilfried” Göcke hatte einen Doppelpass und sogar der Aue-Kapitän Jörg Emmerich wagte den Schritt aus dem Gebirge zum CFC. Nicht zu vergessen: Jens Schmidt (letzter Nationaltorhüter der DDR) und Manfred Fuchs (später auch Trainer bei Wismut) stand für beide Vereine zwischen den Pfosten.
Aber es gab noch mehr Doppel-Spieler: Keeper Jörg “Flocke” Weißflog, der gerade entlassene HFC-Trainer Sven Köhler, die Angreifer Frank Lönig, Christian Cappek, Ronny König, Mirko Ullmann, Danilo Kunze, Kenny Schmidt, Kevin Hampf, Ervin Skela, Ersin Demir, Karl-Heinz Zeidler, Steven Zweigler und Dirk Vollmar, die Mittelfeldakteure Dirk Vollmer, Alexander Dartsch, Robin Lenk, Gregor Berger, Jens König, Claus Kreul, Zvetomir Tchipev, Alexander Tetzner, Borislav Tomosk sowie die Verteidiger Thorsten Görke, René Hecker, Hendrik Liebers, Jan Schmidt, Jan Seifert und René Trehkopf wagten den bei den Fans verpönten Schritt.
Zuletzt sei an Steffen Heidrich erinnert, der in Chemnitz als Spieler und in Cottbus als Manager reüssierte. Auf dem Posten des Sportdirektors in Aue hatte er kein Glück. Die Position hat jetzt Steffen Ziffert inne – und der spielte früher beim CFC…