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Artikel von: Sven Günther
26.06.2020

Dr. Tod hängt Jesus ans Kreuz

Das neuste Werk Gunther von Hagens ist ab 27. Juni in Greiz zu sehen, wird garantiert für heftige Debatten sorgen: Er hängt Jesus ans Kreuz und spricht von “religiöser Anatomiekunst”. Foto: Körperwelten

Darf der das?

Von Sven Günther
Greiz. Er sieht sich als Aufklärer in Sachen Anatomie, geht keiner Diskussion aus dem Weg und scheut auch die Provokation nicht. Gunther von Hagens. Der Plastinator. Weltbekannt als Dr. Tod. Am Samstag (27. Juni) öffnet seine neue Ausstellung “Körperwelten” in Greiz.
In der Thüringer Stadt an der Grenze zu Sachsen ist Gunther von Hagens geboren, hieß da noch Gunther Liebchen. Bis zum 27. September verspricht er den Besuchern der Ausstellung in seiner Heimatstadt: “Wir zelebrieren den umfangreichsten Aufmarsch von Plastinaten, die je in Deutschland gezeigt wurde.”

Sein neuestes Werk wird garantiert für heftige Debatten sorgen: von Hagens hängt Jesus ans Kreuz.

Hier die Erklärung auf der Schautafel unter dem Plastinat:

“Das Jesus-Projekt ist Gunther von Hagens jüngstes Werk.

Mit Bedacht hat er hierfür die Form einer Gefäßgestalt gewählt.
Gefäßgestalten sind perfekte innere Abformungen des Blutgefäßsystems. Zu ihrer Herstellung werden die Blutgefäße zunächst mit einem farbigen Kunststoff injiziert, der während seiner Aushärtung die Form der Gefäße annimmt. Anschließend wird das umliegende Gewebe mechanisch und chemisch entfernt. Gefäßgestalten enthalten als kein biologisches Gewebe mehr, sondern stellen lediglich Kunststoff-Ausgüsse des Blutgefäßsystems dar.

Auch das Skelettsystem des Exponates besteht nicht aus realen Knochen. Vielmehr wurde in die in den Knochen natürlich vorkommenden Hohlräume mit Hilfe eines speziell durch von Hagens entwickelten Verfahrens Kunststoff ausgegossen und das Knochengewebe im Anschluss herausgelöst.

Als reines Ausgusspräparat von Gefäßen und Knochen ist von Hagens Jesus Darstellung ein anatomisches Konstrukt.

Umso mehr versinnbildlicht es jedoch das Beziehungsgeflecht von Leben und Tod, von Erinnerung und Erneuerung, denn es bedarf zu seiner Herstellung zum einen realer, natürlich gewachsener anatomischer Strukturen, zum anderen deren komplette biologische Auflösung.

Das Jesus-Projekt ist ein Stück religiöse Anatomiekunst.

Fest steht nur, dass die Jesus-Darstellung sich für religiöse Deutungen genau so öffnet, wie sie sich gegen ihre Wahrnehmung der Gotteslästerung verschließt.”

Auf einer Pressekonferenz wird Gunther von Hagens am 2. Juli in Greiz seine Sicht der Dinge persönlich erläutern und auch einen Zusammenhang mit der vor der Jesus-Darstellung aufgebauten Giraffe erklären.

Kay M. Körner, der persönliche Assisten von Dr. Hagens: „Wir werden in Greiz eine Mischung aus Plastinaten zeigen, welche in dieser Form und Zusammenstellung noch nie gezeigt wurden. Zugleich möchten wir den Menschen Mut machen, dass das Leben auch nach und trotz Corona weiter geht und eine kulturelle Veranstaltung, die sich mit der Medizin befasst und mit zu den ersten Eröffnungen nach dem Lockdown (bzw. den ersten Lockerungen) gehört, kann durchaus ein Licht am Ende des Tunnels darstellen.“

Hier sehen Sie weitere Exponate, die in Greiz gezeigt werden.