Start Erzgebirge EHV Aue: Der Titel Erzgebirgsbotschafter bringt uns nichts!
Artikel von: Sven Günther
16.02.2016

EHV Aue: Der Titel Erzgebirgsbotschafter bringt uns nichts!

EHV Aue
Der EHV bestreitet am Freitag sein ersten Heimspiel 2016 gegen Coburg

Der Doppelgeburtstag des EHV Aue

Aue. Jahn Aue, Pneumatik Erzbergbau, BSG Zentra Aue, BSG Wismut Aue, EHV Wismut Aue und seit 1990 EHV Aue; diese Vereinsbezeichnungen stehen seit 1926 in der Chronik des Erzgebirgischen Handballvereins Aue. Somit wird in diesem Jahr neben „90 Jahre Handball in Aue“ außerdem „25 Jahre EHV Aue“ gefeiert. Wie diese Ereignisse begangen werden und mit welchen Erwartungen Rechtsanwalt Lutz Lorenz, der seit dem 28. April 2008 im Ehrenamt als EHV-Präsident fungiert, in das erste Heimspiel der Rückrunde geht, erläutert er im Interview mit Dr. Hans-Joachim Schwochow.

 

Lutz Lorenz
Lutz Lorenz

 

Der EHV Aue hat guten Grund, seine Erfolgsgeschichte zu feiern. Wie sieht im „doppelten Geburtstagsjahr“ der Festkalender aus?
Das sehe ich auch so! Die Erfolgsstory des EHV sucht nicht nur im Freistaat Sachsen ihres gleichen. Das werden wir mit unseren Fans und allen Handballfreunden gebührend würdigen. Los geht‘s im August mit einem Kinder- und Jugendturnier in der Halle auf dem Zeller Berg gemeinsam mit der SG Nickelhütte Aue. Ebenfalls im August stellen wir in der Erzgebirgshalle Lößnitz auf einer Pressekonferenz das EHV-Team der Saison 2015/20126 vor. Anschließend soll eine Spitzenpartie gegen einen Erstligisten steigen. Bei einem Sommer- und Grillfest am 28. Mai vor und in unserer Spielstätte feiern wir mit vielen Ehemaligen, allen Fans, Förderern und Freundes des Auer Handballs.  Ende August laden wir zu einer Festveranstaltung in die Erzgebirgshalle ein  und würdigen die beiden Jubiläen. Schon jetzt ein herzliches Willkommen zu unseren Geburtstagsfeiern.

Es kann nicht oft genug betont werden: Was der EHV Aue sportlich auf die Beine stellt, verdient Hochachtung. Wo liegen aus Ihrer Sicht die Ursachen für diese Erfolge?
Zunächst freue ich mich, dass unser Team an die Vorsaison anknüpfen konnte, zehn Heimsiege  in Serie hinlegte und damit das beste Ergebnis in 25 Jahren EHV-Leistungshandball erzielte. Unabhängig vom abschließenden Tabellenrang sehe ich die Ursachen zum einen in der professionellen Arbeit unseres Cheftrainers Runar Sigtryggsson, die er gemeinsam mit  Co-Trainers Stephan Swat und dem gesamten sportlichen Umfeld der Mannschaft leistet. Zum anderen verfügen wir über ein homogen besetztes und charakterstarkes Team.  Wir können uns aus wirtschaftlichen Gründen keine teuren Neuverpflichtungen leisten. Umso wichtiger ist es, jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs die Chance und die Zeit zu geben, in höhere Aufgaben hineinzuwachsen. Ich danke der SG Nickelhütte Aue für die erfolgreiche Nachwuchsarbeit.

Die schwierige wirtschaftlichen Situation des Vereins führt zur Frage: Wie sieht die Kaderplanung für die Saison 2016/2017 aus und wann fällt eine Entscheidung zum Trainer?
Ich sage es noch einmal: Teure Neueinkäufe wird es nicht geben. Mit Gregor Remke verstärkt ein 18-jähriges Nachwuchstalent des DHfK Leipzig auf der Grundlage eines Zweitspielrechts unser Team. Ob die sich anbahnenden Kooperationsbeziehungen zum Erstligisten aus der Messestadt für uns eine Lösung sein können, wird sich zeigen. Präsidium und Vorstand haben Rüdiger Jurke als Geschäftsführer der EHV Aue  Marketing und Spielbetriebs GmbH beauftragt, diesen Ansatz weiter zu verfolgen und ergebnisorientiert zu gestalten. Kurz zum Trainer. Natürlich wären wir froh darüber, wenn Runar als begabter und  ehrgeiziger Coach weiter beim EHV bliebe. Gespräche mit ihm werden seit geraumer Zeit geführt und stehen unmittelbar vor ihrem Anschluss.

Neben der Kaderplanung dürfte die DHB-Lizensierung für die EHV-Gremien ein Arbeitsschwerpunkt sein. Muss der Verein konkrete  Auflagen erfüllen?
Nein! Wir haben den Nachweis erbracht, dass die Entschuldung des Vereins kontinuierlich verläuft. Für die Erzgebirgshalle gibt es seitens der Lizensierungskommission  keine Auflagen. Wir sind uns bewusst, dass die  Erzgebirgshalle besonders bei den Funktionsräumen nicht mehr modernen Ansprüchen entspricht. Deshalb sind wir froh, dass die Stadt Lößnitz als Halleneigentümer in der spielfreien Zeit das Hallenparkett erneuern lässt. Wir hoffen, dass dabei besonders auf die Qualität Wert gelegt. Ansonsten gibt es zwischen der Stadtverwaltung Lößnitz und der EHV Marketing und Spielbetriebs GmbH konzeptionelle Gespräche, um die Bedingungen für den EJV-Leistungshandball weiter zu verbessern.

Schon mehrfach wurde die Frage nach einer besseren EHV-Infrastruktur gestellt.  Gibt es Bewegung in dieser Frage?
So berechtigt Ihre Frage auch sein mag, so braucht ihre Beantwortung ein Höchstmaß an Realitätssinn. Für die nächsten zehn Jahre ist das Spielrecht für den EHV in der Erzgebirgshalle gesichert. Der Nachwuchs  nutzt die Spielstätten auf dem Zeller Berg und im Beruflichen Schulzentrum für Technik. Natürlich würden wir uns über eine allen modernen Ansprüchen gerecht werdende Halle freuen. Das bleibt aber für eine absehbare Zeit Zukunftsmusik. Das schließt ein, dass wir die Erzgebirgskreis-Investitionen in das neue Fußballstadion  begrüßen. Die Region braucht den FCE-Drittligisten; hoffentlich schon in der nächsten Saison in der 2. Bundesliga. Solche Projekte wie das FCE-Internat oder das von der Stadt Aue auf dem Bahnhofsareal geplante Sport- und Freizeitzentrum stellen zwar gescheite, regional bedeutsame Investitionen dar, lösen aber nicht unsere Infrastrukturprobleme.

Nun ist der EHV seit 2012 „Botschafter des Erzgebirges“. Was bringt dem Verein dieser Status?
Kurz und zugespitzt gesagt: Nichts! Der Handball „liefert“ dem Erzgebirgskreis attraktiven Zweitliga-Handball, von dem größere Städte nur träumen dürfen, und in der SG Nickelhütte Aue etwa 250 bis 300 Kindern und Jugendlichen eine sportliche Heimat. Aus dem Titel ergeben sich keinerlei finanzielle oder materielle Zuwendungen seitens des Erzgebirgskreises. Vielmehr ist der Botschafter-Status ein reines Marketinginstrument, mit welchem die Attraktivität der Region  erhöht werden soll. Bei mehr als optimistischer Betrachtung verdanken wir dem Status, dass es inzwischen auch über die ehemaligen Aue-Schwarzenberg-Kreisgrenzen hinaus Sponsoren und Förderer gibt, deren Herz für den Auer Handball schlägt.

Bei allem Verständnis und Realitätssinn bleibt die Frage: Trübt die geschilderte Situation die Geburtstagslaune?
Überhaupt nicht! Im Gegenteil! Wir sind stolz auf unseren Verein.  Wir haben in der 2. Handballbundesliga einen ausgezeichneten Ruf. Pro Heimspiel besuchen im Durchschnitt etwa 1.250 Fans unsere Partien. Gerne können es auch mehr werden. Mit unserem begrenzten Etat leisten wir Herausragendes. Dafür danke ich allen EHV-Entscheidungsgremien, der medizinischen und physiotherapeutischen Betreuung, den engagierten Helfern, der EHV-Geschäftsstelle, der EHV-Spiel und Marketing GmbH, den Sponsoren und Förderern und besonders unseren treuen Fans.