Start Erzgebirge Elterlein: Osteks investiert 7,5 Mio. Euro
Artikel von: Sven Günther
17.04.2018

Elterlein: Osteks investiert 7,5 Mio. Euro

Aus der ehemaligen Briloner GmbH wurde die Osteks Gmbh. Die neue Firma spezialisiert sich auf perfekten Korrosionsschutz. Betriebsleiter ist Jens Lorenz. Foto: Sabine Schulze-Schwarz

Osteks investiert in Elterlein Millionen für perfekten Korrosionsschutz

Von Sabine Schulze-Schwarz*
Elterlein. Gigantisch. Das Wort bezeichnet die Ausmaße der neuen Anlage für kathodische Tauchlackierung – kurz KTL-Anlage – im erzgebirgischen Elterlein am treffsichersten – und zwar in mehrfacher Hinsicht. 7,5 Millionen Euro investiert die Osteks GmbH aktuell, davon 4,5 Millionen in die neue Anlage, die ab Juni die ersten Durchläufe an Teilen für die Fahrzeugindustrie und Landwirtschaftstechnik bewältigen wird.

Bevor es aber soweit ist, sind noch einige Vorbereitungen in großen Dimensionen zu bewältigen. Seit vergangenem Oktober steht die Osteks GmbH für Oberflächensystemtechnik auf höchstem Niveau. Unter dem Namen Briloner wurden in den Hallen seit 1993 bis zur firmeninternen Zentralisierung an den Standort Brilon im vergangenen Jahr Leuchten hergestellt. Mit der Umfirmierung in Osteks fand nun eine komplette Neuausrichtung des Unternehmens auf Oberflächenbehandlung statt. Die Mitarbeiter blieben und wurden umgeschult, der Maschinenpark wird per Großinvestition grundlegend erweitert. So steht neben dem Stellen der KTL-Anlage auch eine Modernisierung der Pulverbeschichtung an.

Nach 19 Tauchbecken zum perfekten Korrosionsschutz

Verteilt auf über 70 Lkw rollte die KTL-Anlage Anfang März vom weltweit agierenden Spezialhersteller aus Ungarn im Elterleiner Gewerbegebiet an. Seitdem setzen 30 bis 60 ungarische Fachleute auf dem Gebiet rund um die Uhr alles daran, die Anlage pünktlich zum Laufen zu bringen. Installiert wird in der einstigen Lagerhalle des Unternehmens, die aufgrund ihrer Fläche und dem Höhenmaß von über 12 Metern ideale Voraussetzungen bot, die 10 Meter hohe Anlage künftig zu beherbergen.

Diese steht gesichert auf knapp zwei Meter tiefen Fundamenten, die eigens für die Investition von einem regionalen Bauunternehmen einbetoniert wurden. Herzstück der Anlage wird die Strecke von 19 drei Meter tiefen Tauchbecken für Vorbehandlung, Waschen bis hin zur letzten Lackierung sein, in welchen die Teile mit einem maximalen Ausmaß von 2,5 Meter Breite, 2 Meter Höhe und 1 Meter Tiefe behandeln werden.

„Das elektrochemische KTL-Verfahren garantiert umwelt- und ressourcenschonend einen optimalen Korrosionsschutz der Teile bis in die letzte Ritze, so dass sie im Testverfahren 1.800 Stunden Salzspritz unbeschadet aushalten“, erklärt Betriebsleiter Jens Lorenz. 1.200 kVA jagen durch die Teile, um sie in Vorbereitung der Beschichtung elektrostatisch aufzuladen – das erklärt, warum ein Schaltschrank mit gigantischen 12 Metern Länge benötigt wird. Pro Stunde kann die Anlage 500 qm Fläche behandeln – jedes einzelne Teil braucht für alle Tauchbäder knapp 90 Minuten.

Erzgebirge idealer Standort für Investitionen

Vom Ursprung her ist die Firma Osteks kein unbekannter Name in der Beschichtungstechnik. Unter dem Namen Briloner hat sich das etwa 30 köpfige Team seit 2001 mit dem Verfahren der Pulverbeschichtung am Standort einen guten Ruf erarbeitet. Um weiterhin den hohen Qualitätsanforderungen der Kunden Rechnung zu tragen, wird die Pulverei noch in diesem Jahr einer Modernisierung unterzogen – vor allem auch, um ein ideales Anschlussverfahren anzubieten.

„Wir werden mit Inbetriebnahme der KTL-Anlage einer von drei Beschichtern dieser Größenordnung sachsenweit sein. Unser Kundenpotential schöpfen wir aus der Fahrzeugindustrie, die im Erzgebirge besonders stark aufgestellt ist“, erklärt Lorenz. Generell sei das Erzgebirge mit seinen hohen Kompetenzen ein idealer Standort, um in neue Technologien und Anwendungen zu investieren.

Die Nähe zu den Hochschulen und Forschungseinrichtungen bietet dabei Chancen, die auch das Unternehmen gerne nutzt: „Voraussichtlich im Sommer stellen wir ein neues Forschungsprojekt vor. Das ist eine Möglichkeit, uns einerseits weiter nach vorn zu bringen und andererseits auch eine Verpflichtung, uns mit den elementaren Verfahrensgrundlagen zu beschäftigen“.
Bis dahin gilt es aktuell noch den Neubau der 1.600 qm großen Lagerhalle zu stemmen. Nach der Einarbeitungs- und Optimierungsphase der KTL-Anlage von Juni bis August soll ab September der Durchlauf auf 100 Prozent hochgefahren werden.
Dann werden die frisch geschaffenen Lagerkapazitäten ebenso dringend gebraucht wie zusätzliche Fachkräfte unter anderem in den Bereichen Qualitätssicherung, Galvanik und Chemielabor. Dieser gesamte Bereich Oberflächenbehandlung soll dem Unternehmen künftig mehr als 90 Prozent des Gesamtumsatzes sichern. Die restlichen 10 Prozent fallen auf den seit Jahren etablierten Werksverkauf von Leuchten in Kooperation mit dem ehemaligen Mutterkonzern und der Herstellung von Leuchten-Displays für Baumärkte.

*Sabine Schulze-Schwarz ist für die Öffentlichkeitsarbeit des Regionalmanagements Erzgebirge zuständig.
Als Initiative der elf größten Städte des Erzgebirges und des Erzgebirgskreises versteht sich das Regionalmanagement Erzgebirge als Dienstleister und Promoter der Region. Durch ein aktives Regional- und Standortmarketing soll das Erzgebirge als lebenswerte Region und attraktiver Wirtschaftsstandort in Deutschland bekannt gemacht werden.