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Artikel von: Sven Günther
07.12.2021

Er ist wieder hier…

Sven Hannawald trainierte an der Sportschule in Klingenthal, wurde in Johanngeorgenstadt geboren. Foto: ARD/Holger Kiefer

 

Familienbesuch & Sportschau zum Weltcup

 

Von Sven Günther
Klingenthal. Hannaaaaaawaaaaaald… Lang und länger gezogen riefen die Moderatoren den Namen des Skispringers über Jahre in die Mikrofone. Olympiasieger, Weltmeister und erster Springer, der 2001/2002 alle vier Wettkämpfe der Vierschanzentournee (Oberstdorf, Garmisch, Innsbruck, Bischofshofen ) gewinnen konnte. Hannaaaaawaaaaald wurde historisch….
Im Hier und Jetzt arbeitet der ehemalige Skisprungstar im Sommer als Unternehmensberater, ist im Winter als TV-Experte unterwegs. Zum Weltcup in Klingenthal wird er die Springen für die ARD analysieren.

Dem WochenENDspiegel gab er folgendes Interview.

WOCHENENDSPIEGEL:
Willkommen in der Heimat, Herr Hannawald.
SVEN HANNAWALD:
Ja, ich freue mich, wieder einmal in an meine Wurzeln zurückzukehren. Ich werde meine Familie in Johanngeorgenstadt besuchen. Meine Oma, Tante und Onkel sind dort zu Hause. Insofern ist der Weltcup in Klingenthal für mich immer etwas ganz Besonderes.

WOCHENENDSPIEGEL:
Zumal auch Ihre sportlichen Wurzeln in Klingenthal liegen.
SVEN HANNAWALD:
Ein Teil, richtig. Ich bin als zwölfjähriger Junge von meinem Heimatverein Johanngeorgenstadt an die Sportschule gekommen. Hier wurden weitere Grundlagen für meine späteren Erfolge gelegt. Es war eine wichtige Etappe für mich, weil man so schon in jungen Jahren gelehrt bekam, wie wichtig es ist, sein Leben und seinen Tagesablauf zu koordinieren.
Meine Erinnerung an diesen Teil meiner Jugend wurden wieder richtig geweckt, als ich beim Abriss unseres alten Internats in Klingenthal war. Man hat hier schon immer großen Wert darauf gelegt, Talente zu entdecken und entsprechend zu fördern.
Damals war dieser Bereich zu 100 Prozent professionell besetzt. Heute ist das natürlich auch eine Kostenfrage. Wenn man im Jugendbereich zunehmend auf ehrenamtliche oder Teilzeit-Trainer setzt, wird es nicht einfacher. Ein anderer Punkt ist natürlich, dass es in jeder Sportart Idole braucht, denen Jungen und Mädchen nacheifern können.

WOCHENENDSPIEGEL:
Welches waren Ihre Idole?
SVEN HANNAWALD:
Ich hatte keinen speziellen Sportler als Vorbild, habe niemand konkret nachgeeifert. Aber erfolgreiche Skispringer wie Jens Weißflog, Matti Nykänen oder Ernst Vettori habe ich immer bewundert. Ich fand es sehr motivierend, sie gewinnen zu sehen. Die weiten Sprünge, dieser Jubel, diese Begeisterung der Fans. Das hat auch mich immer angetrieben, so zu trainieren, dass ich erfolgreich werden kann.

WOCHENENDSPIEGEL:
Heute betrachten Sie das Skispringen als Experte, sind für die ARD im Einsatz. Wie gefällt ihnen die Anlage in Klingenthal.
SVEN HANNAWALD:
Ich war ja schon ein paar Mal dort, stand auch schon oben am Ablauf. Da juckt es schon ein wenig… Aber im Ernst: Die Schanze ist wirklich nicht nur schön, sondern vereint auch viele Dinge, die beim Skisprung wichtig sind. Deswegen wird sie auch gern zum Training genutzt um direkte Rückmeldungen zu bekommen, die teils auch Richtung Skifliegen wichtig sind.

WOCHENENDSPIEGEL:
Sie waren erfolgreich, sprangen auf höchstem Niveau, bis Körper und Kopf sagten: STOPP. Was raten Sie Sportlern heute?
SVEN HANNAWALD:
Sie sprechen auf meine Burnout-Erkrankung an, die sicher individuell sehr unterschiedlich ist. Ich kann nur empfehlen, nicht zu denken „Naja, das geht schon wieder vorüber“, wenn man sich längere Zeit ausgebrannt und schlapp fühlt. Je früher ein Athlet auf Symptome reagiert, desto besser ist es. Das gilt übrigens auch außerhalb des Sports. Wenn ich im Sommer Firmen in Sachen Gesundheit berate, spreche ich das – neben vielen anderen Aspekten – auch immer wieder an. Früh reagieren – lange davon profitieren.

WOCHENENDSPIEGEL:
Als gebürtigen Erzgebirger muss ich sie im Advent fragen, wie es sich mit den weihnachtlichen Bräuchen bei Ihnen verhält.
SVEN HANNAWALD:
Fest steht: Es gibt nicht weihnachtliches vor dem ersten Advent zu essen. Da bin ich eisern. In der Weihnachtszeit kommt aber bei mir auch schon mal eine Gans mit Klößen und Rotkraut auf den Tisch, werden Räuchermännchen aufgestellt. Nur mit den Schwibbogen wird es nichts mehr, ganz einfach, da wir bodentiefe Fenster im Haus haben und Fensterbänke leider dafür fehlen…

WOCHENENDSPIEGEL:
Was kommt bei Ihnen Heiligabend auf den Tisch?
SVEN HANNAWALD:
Auf keinen Fall Wiener Würstchen und Kartoffelsalat. Das empfinde ich als Schande für den heiligen Abend. Wenn es die Möglichkeit ergibt natürlich die Gans mit Klößen. Alternativ tut es aber auch ein Sauerbraten.

WOCHENENDSPIEGEL:
Als Experte kann ich Sie nicht entlassen, ohne Sie nach einer sportlichen Prognose für die Saison zu fragen.
SVEN HANNAWALD:
Klar ist, dass es drei Höhepunkte gibt. Zuerst die Vierschanzen-Tournee, dann die Olympischen Spiele und danach die Skiflug-WM. Dem wird alles untergeordnet. Deshalb wäre ich auch nicht beunruhigt, wenn die deutschen Springer am Anfang der Saison nicht ganz oben auf dem Treppchen landen. Abgerechnet wird an den Höhepunkten und ich denke, wir werden beim Zusammenzählen vorn mit dabeisein…