Start Erzgebirge Eric Frenzel exklusiv
Artikel von: Sven Günther
05.12.2019

Eric Frenzel exklusiv

Eric Frenzel, der Ausnahme-Athlet aus dem Erzgebirge, den die ARD-Sportschau zum „King of NoKo“ twitterte, adelt den WochenENDspiegel. Denn wie in den letzten Jahren auch, schreibt er seine Kolumne für unsere Leser. Foto: Peplies Consult

Eric Frenzels Triathlon: Springen, laufen, schreiben

Von Sven Günther
Region. Er ist einer der bekanntesten Wintersportler aller Zeiten. Weltmeister. Olympiasieger. Weltcup-Seriensieger. Eric Frenzel, der Ausnahme-Athlet aus dem Erzgebirge, den die ARD-Sportschau zum „King of NoKo“ twitterte, adelt den WochenENDspiegel. Denn wie in den letzten Jahren auch, schreibt er seine Kolumne für unsere Leser in der Zeitung und auf www.wochenendspiegel.de im Internet.
So erfahren Sie aus erster Hand, wie sich der Super-Sportler fühlt, welche Pläne er hat. Unsere Leser erleben Jubel und Enttäuschungen hautnah mit und bekommen vermittelt, was passiert, wenn die Scheinwerfer und Kameras längst auf „Off“ gestellt sind.
Auch wenn in dieser Saison keine Weltmeisterschaften oder Olympischen Spiele auf dem Plan stehen, erwarten die Experten wieder hochspannenden Wettkämpfe im Weltcup. Deutsche, Norweger, Österreicher. Alle werden ein Wörtchen mitreden.
Eric Frenzel, der in Geyer (Erzgebirge) geboren wurde, am Fichtelberg zum Weltstar reifte, sagt: „Nach einer sehr guten Vorbereitung im Sommer, wollte ich bereits am letzten Wochenende in Finnland angreifen.“

Vom Winde verweht

Von Eric Frenzel
Alle Jahre wieder beginnt der Weltcupwinter der Kombinierer im finnischen Kuusamo und das nicht gerade zur Freude der Athleten, denn dieser Weltcuport liefert zu dieser Jahreszeit auf Grund der klimatischen Rahmenbedingungen Windverhältnisse, die selbst von unseren Windmonitoren nicht richtig in den Griff zu bekommen sind.
Für den Athleten ist der Windmonitor neben dem eigenen Trainer, der den Springer abwinkt und ihm das Signal gibt, sich in die Spur zu setzen, das wichtigste Instrument zur Einordnung der Windverhältnisse. Ob Aufwinde am Schanzentisch angezeigt werden, die einen gut ins Tal tragen oder seitliche Böen, auf die man sich dann einstellt, immer ist der Monitor eine gute Versicherung, ein gutes Orientierungssystem für den Athleten. Nur nicht, wenn die sechs Windpfeile des Systems den Wind aus sechs verschiedenen Richtungen anzeigen und den Springer etwas ratlos in die Weite des Skisprungstadions schauen lassen.
Wenn er in einem solchen Fall, dann vom Trainer herabgewunken wird, dann, ja dann fühlt man sich wirklich als Spielball der Natur und der Gewalten, die eben doch nicht immer gut beherrscht werden können. So war es wieder eine Windlotterie in Kuusamo, die einen mit sehr gemischten Gefühlen über Helsinki und München nach Flossenbürg nach Hause geschickt hat.
Die gesamte Vorbereitungszeit meinerseits war von guten bis sehr guten Sprüngen geprägt und ich war voller Hoffnung nach Finnland angereist. Sowohl im Sommer als auch in der gesamten unmittelbaren Saisonvorbereitung haben mein Heimtrainer, Frank Erlbeck und ich, uns ein gutes Sprungsystem erarbeitet und auch entsprechend performt. Ich war bereit, dies in den ersten Weltcuprennen auch umzusetzen; zusammen mit meiner ebenso guten Laufform wollte ich gleich zum Saisonstart den norwegischen Mannen um Jan Magnus Riiber Paroli bieten.
Wie so oft in meiner Karriere haben mir die finnischen Winde um Kuusamo wieder einmal mehr einen Strich durch meine Flüge gemacht.
Läge nicht Kuusamo hinter mir, wäre es wohl ein kleiner Dämpfer zum Saisonstart. Die Ereignisse vom letzten Wochenende sind aber schlicht anders einzuordnen. Das Sprungsystem ist in Ordnung, die Laufform auch. Die Kunst liegt nun darin, das Wochenenderlebnis schnell auszublenden, es als unvorhergesehenes Ereignis einzuordnen und auf den wahren Weltcup-Start in Lillehammer zu schauen.
In München angekommen, setze ich mich ins Auto, unterhalte mich ein wenig mit meinem Mannschaftskameraden immer noch, aber jetzt mit einem Lächeln, über den Windmonitor von Kuusamo, um dann auch wirklich schon langsam in Gedanken an die Planungen für die Reise nach Lillehammer zu sein.