Start Erzgebirge Eric Frenzel: In der Ruhe liegt die Kraft
Artikel von: Sven Günther
29.01.2018

Eric Frenzel: In der Ruhe liegt die Kraft

Olympiasieger Eric Frenzel schreibt auf www.wochenendspiegel.de Foto: Peplies Consult

Eric Frenzel: In der Ruhe liegt die Kraft

Er ist ein Weltstar aus dem Erzgebirge. Zwischen Sapporo (Japan) und Calgary (Kanada), von Ruka (Finnland) bis Seefeld (Österreich) kennen alle Skisport-Fans Eric Frenzel, den Weltmeister und Olympiasieger der Nordischen Kombination. Viele jubeln ihm an den Strecken zu, feuern ihn an, fiebern am Fernseher mit.
Doch wie tickt er wirklich? Was beschäftigt, was bewegt ihn? Was erlebt Eric Frenzel neben Schanzen und Loipen, wenn die TV-Kameras längst aus oder noch gar nicht an sind?
Auf www.wochenendspiegel.de können Sie es lesen. Bei uns schreibt Eric Frenzel wöchentlich eine Kolumne, lässt uns hinter die Kulissen blicken, an seinen Gedanken teilhaben.

Von Eric Frenzel
Die Triple-Ergebnisse in Seefeld haben das bestätigt, was wir selbst wissen und was natürlich immer stärker von außen an uns herangetragen wird. Die Sprungergebnisse bei uns Deutschen sind nicht so gut, als das sie eine verlässliche Grundlage für den Kampf in der Loipe darstellen. Die internationale Konkurrenz, vor allem die Norweger haben ihre Hausaufgaben gemacht und sind eine Klasse für sich. Andere Spitzenkönner aus anderen Nationen wie zum Beispiel  Akito Watabe werden bei der Medaillenvergabe in Südkorea auch ein Wörtchen mitreden.
Wird man jetzt aktionistisch, verliert man sich im Chaos. Wir müssen Ruhe bewahren und unsere Kräfte bündeln. Wir alle sind in einer guten Laufform, das sollte einen optimistisch stimmen. Am Springen ist nun zu arbeiten. Es ist eine richtige Entscheidung, nicht beim Weltcup in Hakuba anzutreten und sich ganz und gar auf die olympische Vorbereitung zu fokussieren, die wir als Team wahrscheinlich in Oberstdorf absolvieren werden und wo das Springen im Vordergrund steht.
Optimistisch sollte einen auch stimmen, dass wir auch im Detail wissen, woran es beim Springen liegt. Zumindest ist das bei mir so, dass ich schon seit längerem mit der Anfahrtshocke gehadert habe. Im Gegensatz zu früher kam ich nicht mehr in eine „tiefe“ Hocke, was sich kontraproduktiv auswirkte.
Der Grund hierfür ist nach vielen Diskussionen auch gefunden worden: Muskelverklebungen rund um die Knie, die eine tiefe Hocke verhinderten. Das Problem wurde erkannt, es wurde Abhilfe geschaffen und ich fühle mich auf der Schanze wieder wohl. Mit dem Springen in Seefeld war ich zufrieden. Ich bin auf dem richtigen Weg, aber der Körper und die Bewegungsabläufe müssen sich insgesamt wieder an die veränderten Rahmenbedingungen gewöhnen. Das braucht Zeit, die wir im Hinblick auf Pyeon Chang auch haben.
Oberstdorf statt Hakuba – das bedeutet nun eine intensive Beobachtung des Tuns auf der Schanze und die Automatisierung der notwendigen Ableitungen. Es fehlen beim Springen nur wenige Meter. Man muss sich auch vor Augen halten, dass wir ja in dieser Saison schon Weltcups gewonnen haben, die Serien aus den letzten Jahren ließen sich nicht wiederholen. Darauf aber weiter zu hoffen, hätte die Kompetenz anderer Nationen außer Acht gelassen.
Wir müssen jetzt reagieren und genau das werden wir auch tun. Ohne Hektik und mit aller Konzentration. Sonst wären die Medaillen in Südkorea bereits verloren. Wir sind Weltmeister und Olympiasieger, wir wissen, woran es liegt und wie wir die Dinge hinkriegen.
In der Ruhe liegt die Kraft.