Start Erzgebirge Eric Frenzel: Showdown in Ramsau
Artikel von: Sven Günther
16.12.2016

Eric Frenzel: Showdown in Ramsau

Showdown in Ramsau

Von Eric Frenzel
Die Anreise nach Ramsau zum Weltcup ist immer etwas Besonderes. Nicht wie gewöhnlich fliegen wir zum am Weltcuport nächstgelegenen Flughafen und lassen uns die Reststrecke shutteln, nein wir reisen allesamt mit den eigenen Fahrzeugen an; zumeist habe ich einen Mannschaftskameraden oder einen Techniker als Beifahrer an Bord und wir haben Zeit für Gespräche, die in der Hektik des Weltcupgeschehens manchmal ein wenig zu kurz kommen.
Ramsau ist für mich wie ein heimischer Weltcup. Wenn ich die Serpentinen zum Dachstein hochfahre,  die Hochebene um Ramsau  erreiche und dann auf den Parkplatz der Pension Tischlberger fahre, ist das ein Stück weit „nach Hause kommen“.
Die Begrüßung mit der Wirtsfamilie ist ausgesprochen herzlich. Seit 20 Jahren schon ist das deutsche Team Gast in der Pension, die gerade mal zwei Kilometer entfernt zum Wettkampfareal liegt. Man kennt die gesamte Familie und wir werden über die neusten Nachrichten und die Ereignisse eines ganzen Jahres ins Bild gesetzt.
Natürlich  tauschen wir uns über die ersten Wettkämpfe der Saison  mit der Wirtin aus, die sie selbstverständlich allesamt im Fernsehen verfolgt hat; aber auch das privat-familiäre kommt nicht zu kurz. Ausführlich werde ich zu Leopolds Fortschritten im Gehen und Sprechen  befragt. Stolz zeige ich Bilder von Leopold und Philipp und kommentiere diese.  Familiär  ist es auch beim Abendessen. In der gemütlichen Stube sitzen wir alle zusammen, genießen die deftige steierische Hausmannskost und fühlen uns ausgesprochen wohl.
Unsere Ramsauer Pension ist ein wohltuender Kontrast zu den übrigen Hotels auf unseren Weltcupreisen: weniger Hektik, weniger Aufmerksamkeit von Journalisten, Athleten und Funktionäre anderer Nationen. Wir sind unter uns und können uns in aller Ruhe auf die bevorstehenden Wettkämpfe vorbereiten, die die letzten vor Weihnachten sein werden.
Ich bin in meiner Stube, genieße die kühle Bergluft bei geöffnetem Fenster und packe in Ruhe meine Sachen aus, sortiere die Ausrüstung  und mache mir meine Gedanken über die Loipen-und Streckenführung, die hoffentlich nicht wie in den letzten Jahren des Schneemangels auf eine kleine präparierte Schleife reduziert ist, sondern sich über das gesamte Wettkampfareal  erstreckt. Die originäre Weltcupstrecke hat einen selektiven Charakter, den ich liebe und der mir immer entgegengekommen ist, vor allem, wenn die Laufform meinerseits gut war.
Ich fühle mich sehr wohl und bin in bester Verfassung. Die Sprungleistungen stimmen, das Schanzentraining in Norwegen hat mir weitere Stabilität gebracht. Ich bin bereit, in beiden Wettkämpfen anzugreifen und Punkte auf das Gelbe Trikot gut zu machen.