Start Erzgebirge Eric Frenzel: Zentimeter um Zentimeter
Artikel von: Sven Günther
15.01.2019

Eric Frenzel: Zentimeter um Zentimeter

Eric Frenzel: Auf der Suche nach dem perfekten Sprung

Region. Er ist ein Wiederholungs-Tastentipper, ein Weiterschreiber, ein Dauer-Kolumnist. Eric Frenzel, unser erzgebirgischer Olympiasieger und Weltmeister der Nordischen Kombination, teilt seine spannenden Erlebnisse bei Weltcup und Weltmeisterschaften wieder exklusiv in unserer Region mit den Lesern des WochenENDspiegel.
Nur bei uns erfahren Sie, wie sich Eric Frenzel vor und nach den Wettkämpfen fühlt, wie er die Ergebnisse einschätzt und was er erlebt, wenn die Kameras der Fernsehteams längst ausgeschaltet sind.

Zentimeter um Zentimeter

Um es vorweg zu nehmen: Ich bin mit meiner Laufleistung mehr als zufrieden. In den Einzelwettbewerben und auch beim Teamsprint von Val di Fiemme lag ich in der Spitze und ich fühle, dass ich diese Saison auf hohem läuferischem Niveau weiterbestreiten kann. Der Fokus liegt, wie in der letzten Saison, wieder auf dem Springen.
Ich kämpfe hier tatsächlich gegenwärtig Zentimeter um Zentimeter. Die Grundkomponenten der einzelnen Sprünge am Wochenende fühlen sich gut an, es sieht von außen nicht fehlerhaft aus und trotzdem fehlen am Ende die entscheidenden Zentimeter, die einen besseren Startplatz verhindern. In der heutigen Weltspitze entscheiden in der Nordischen Kombination Zentimeter auf der Sprungschanze , ob man Erster oder Zehnter wird.
Die Arbeit rund um das Springen geht also in die nächste Runde. Motiviert von meinem Sonntagslauf, in dem ich von Platz 15 auf Platz 5 vorlaufen konnte und ich wieder mal eine Bestätigung meiner guten Laufform bekam, werde ich weiter mein Sprungsystem ausforschen, an welchen Stellen die Optimierung notwendig ist.
Identifizieren wir die entscheidenden Punkte, können wir daran sofort arbeiten, was sofort Weitenzuwachs bedeuten sollte, der mich sogleich in der Loipe in eine andere Position bringen wird. Das ist meine Motivation, ich will und ich werde den Knoten zum Platzen bringen, zumal ich darin ja schon etwas Erfahrung habe, nachdem ich in der letzten Saison auch eine mäßige Sprung-Performance aufwies und ich pünktlich zu den Olympischen Spielen die Probleme in den Griff bekommen hatte.
Das ist offensichtlich wieder die Blaupause für die Gegenwart, ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen, weil ich weiß, dass es nur um Kleinigkeiten geht, die miteinander besser abgestimmt werden müssen, um große Effekte zu erzielen. In Gedanken liege ich auf der Lauer, während wir es im stillen Kämmerlein natürlich anders betreiben, es herrscht maximale Aktivität um das Thema der Sprungform, wir analysieren akribisch, schauen uns jede Phase des Fluges an, um Bewertungen und Ableitungen vorzunehmen.
Auch meinen Körper werde ich nochmal, wie damals zu den Olympischen Spielen, auf den Prüfstand stellen insbesondere, was die Muskulaturen anbelangt, die für das Springen relevant sind, vor allem die rund um die Knie. Sind alle Muskeln ansteuerbar? Gibt es Dysbalancen oder gar Verklebungen, die zu Muskelabschaltungen führen können oder geführt haben? Überall können Quellen für kleine Fehler liegen, der Grund für ein paar Zentimeter zu wenig, die später über Gold oder Holz entscheiden.
Ich arbeite mit Geduld und Zuversicht an dieser Aufgabe.