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Artikel von: Uwe Wolf
30.03.2016

Jagd reguliert den Wildbestand

Rolf Bergmann ist als Jäger für eine rund 360 Hektar große Fläche auf Hermsdorfer und Rüsdorfer Gemarkung zuständig. Foto: Uwe Wolf
Rolf Bergmann ist als Jäger für eine rund 360 Hektar große Fläche auf Hermsdorfer und Rüsdorfer Gemarkung zuständig. Foto: Uwe Wolf

Region/Hermsdorf/Rüsdorf. Die Jagd ist bei vielen umstritten. Die einen sind strikt dagegen, dass Wildtiere erlegt werden, die anderen sehen darin eine Notwendigkeit, um den Wildbestand auf einem angemessenen Niveau zu halten. In Sachsen wurden 2014 3.581 Stück Rotwild, 32.864 Rehe und 26.173 Stück Schwarzwild geschossen. Weiterhin schossen die Jäger 12.734 Füchse und 598 Feldhasen.

Weitaus bescheidener geht es in den hiesigen Jagdrevieren zu. Rolf Bergmann, Jäger aus Bernsdorf, ist Jagdpächter einer 360 Hektar großen Fläche. Sie liegt auf den Gemarkungen Hermsdorf und Rüsdorf. “Flächenmäßig ist das Jagdrevier eher klein. Es ist fast eine reine Feldjagd”, so Rolf Bergmann. “Feldjagd heißt, dass es keine größeren Waldgebiete gibt, sondern nur einzelne Waldparzellen, sogenannte Bauernhölzer.”

Einen richtigen Wildbestand gibt es nicht. Den einen Tag ist das Wild im Revier, um am nächsten Tag auf Kuhschnappler oder St. Egidiener Flur aufzutauchen. Wo das Wild im Sommer auf Feldern konzentriert auftaucht, kann es enorme Schäden anrichten. “Gerade wenn die Tiere im Sommer in den Feldern stecken, sind sie für den Jäger unerreichbar, weil das Getreide hoch steht. Da kann man nicht einfach drauf los schießen”, so Rolf Bergmann. Im zurückliegenden Jagdjahr erlegte er sechs Wildschweine, zwei Stück Rehwild und 13 Füchse. Der Fuchsbestand bereitet zunehmend Probleme. “Der Fuchsbestand ist anhaltend hoch. Außerdem haben die Tiere ihre Lebensweise geändert. Sie halten sich inzwischen viel in der Nähe der Ortschaften auf, weil für sie dort die Nahrungsaufnahme viel einfacher ist. Das hat leider auch einige Hühnerspezialisten hervorgebracht”, erklärte Bergmann.

Was Hasen betrifft, so sind diese nur noch selten zu sehen. Es gibt noch einen Restbestand an der Feld-Wald-Grenze. “Seit 30 Jahren schieße ich keine Hasen mehr. Aber leider nimmt der Bestand nicht zu”, meinte Rolf Bergmann.

Dachse schießt der Jäger ebenfalls nicht. Er ist froh, dass sich die Dachspopulation wieder erholt hat. Immerhin wurden zu DDR-Zeiten Fuchsbaue begast, um die Tollwut einzudämmen. Dabei ließen auch viele Dachse ihr Leben. “Ich gehe seit 43 Jahren auf die Jagd. Einen Dachs habe ich noch nie geschossen”, sagte Rolf Bergmann.

Ein anderes Tier, dass sich langsam in der Region ausbreitet ist der Waschbär. Während in der Region Waldenburg oder Oberlungwitz die Tiere schon häufig vorkommen und auch geschossen beziehungsweise gefangen wurden, sind sie im Revier von Bergmann noch selten. Zwei Waschbären sah der Jäger mal im Mais. Auch in Rüsdorf wurden die Tiere schon festgestellt. “Es sind drollige Tiere aber die Waschbären sind Nesträuber aller erster Sorte. Sie können klettern, schwimmen und wo sie auftauchen, da wird man sie nicht wieder los. Nichts ist vor ihnen sicher. Die Waschbären haben hierzulande nichts zu suchen”, erklärte Bergmann.

Was Wildschweine betrifft, so gab es im zurückliegenden Jagdjahr kaum Schäden auf den Feldern und Wiesen von Bergmanns Revier. Im Vergleich zu anderen Revieren ist das gut, doch Bergmann ist lange genug Jäger, um einzuschätzen, dass sich das auch ganz schnell ändern kann.

Für Unruhe beim Wild sorgt der derzeit durchgeführte Waldumbau von der Monokultur auf einen mehrstufigen, artenreichen Mischwald. Eicheln, Buchegger, Kratzbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren sind, bedingt durch einen stärkeren Lichteinfall, inzwischen in den Wäldern wieder zu finden. “Der Dunkelwald gehört der Vergangenheit an. Das halte ich für richtig”, so Rolf Bergmann. Er findet es allerdings schade und nicht richtig, das im Interesse der Waldbewirtschaftung das Rot- und Rehwild derart stark dezimiert wird. “Man sollte das wirklich nicht übertreiben. Schließlich ist der Wald früher auch gewachsen und würde es sicherlich auch bei einem ordentlichen Rot- und Rehwildbestand heute tun”, so der Jäger, der gute Beziehungen zu den benachbarten Revierpächtern und zu den Landwirtschaftsbetrieben in seinem Revier pflegt. uw