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Artikel von: Sven Günther
26.01.2016

Erzgebirge: 570 weitere Asylbewerber

Das ehemalige Gebäude der Firma ro.mann in Schlettau Foto: Mike Päßler

 

Alle angebotenen Unterkünfte für Asylbewerber werden geprüft

Von Sven Günther
Schlettau. Die Stadt bekommt vorerst keine neue Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber. Zunächst war die ehemalige Immobilie der Firma ro.mann in Betracht gezogen worden. Das Landratsamt teilte am späten Dienstagnachmittag mit, dass ein Besichtigungstermin abgesagt und das Privatangebot zurückgezogen wurde.
Zuvor hatte es Aufregung um die eventuelle Unterbringung gegeben. Schon am 20. Januar gab es eine Vorbesprechung der Gewerbetreibenden, zu der auch Carsten Hütter, der Landtagsabgeordnete der AfD aus Marienberg eingeladen worden war. Der Politiker: „Natürlich habe ich sofort zugesagt. Es war eine ganz sachliche Diskussion, in der die Sorgen und Nöte der Unternehmer ernst genommen wurden. Auf meinen Vorschlag hin, wurde auch Bürgermeister Conny Göckeritz von den GRÜNEN eingeladen, der sofort zu uns kam.“
Conny Göckeritz setzte sich wenig später mit dem Stadtrat zusammen. Gemeinsam wurde beschlossen, einen offenen Brief an Landrat Frank Vogel zu schicken. Darin steht:

1. Die Stadt Schlettau mit Ortsteil Dörfel hat mit der Gemeinschaftsunterkunft „Naturschutzzentrum“ sowie den dezentralen Unterkünften die vom Landratsamt vorgegebenen Unterkunftsquoten bis Ende des Jahres 2016 bereits jetzt erfüllt. Gefordert bis Ende 2016 sind 100 Personen.

2. Bereits jetzt ist erkennbar, dass die mit der Unterbringung der Asylbewerber notwendigen kommunalen Aufgaben nicht zufriedenstellend bewältigt werden können. Auch gelangen engagierte ehrenamtliche Unterstützer und Helfer an ihre Grenzen.

3. Eine weitere Gemeinschaftsunterkunft stößt bei der breiten Bevölkerung auf Unmut und Widerstand, wohingegen einer dezentrale Unterbringung Akzeptanz entgegengebracht wird.

Göckeritz und der Stadtrat bitten Landrat Frank Vogel auf eine Gemeinschaftsasylunterkunft zu verzichten. Göckeritz zum WochenSpiegel Erzgebirge: „Ich verstehe, dass der Landrat nach jedem Strohhalm greift und er ihm angebotene Objekte für Asylbewerber auf ihre Tauglichkeit prüfen lassen muss. Es ist auch positiv, dass sich die Unterbringung in Dörfel bisher als völlig problemlos dargestellt hat. Aber wenn Schlettau noch eine weitere Gemeinschaftsunterkunft bekommt, führt das zu einer Ballung und einem großen Konfliktpotential. Die Betreuung der Menschen wäre kaum zu gewährleisten und die Schlettauer, die Menschen in Wohnungen aufnehmen wollen, würden ihre Angebote wohl zurückziehen. Im Februar stehen immerhin fünf Wohnungen bereit.“
Der Brief ging am Montag beim Landratsamt ein. Am Dienstag kam die Pressemitteilung. Dort heißt es: „Nach der derzeitigen Zuweisungsprognose…muss der Erzgebirgskreis im Januar und Februar 2016 ca. 570 Asylsuchende aufnehmen. Weitere Prognosen liegen derzeit nicht vor. Die untere Unterbringungsbehörde geht vorerst von einer ähnlich hohen Jahresquote wie 2015 aus.
Bedingt durch den dadurch weiter vorherrschenden Bedarf an Unterbringungskapazitäten für Asylsuchende werden alle Angebote aus den Kommunen einschließlich von Privatpersonen geprüft.“