Start Erzgebirge Fachkräftemangel: Die vier Knackpunkte der IHK
Artikel von: Sven Günther
25.10.2018

Fachkräftemangel: Die vier Knackpunkte der IHK

Erstklassige Bildungsangebote, attraktive Wohnstandorte und qualifizierte Zuwanderung sind für die IHK Schlüssel im Kampf gegen den Fachkräftemangel

Maßnahmen gegen Fachkräftemangel: Bildung, Attraktivität, Zuwanderung

Von Sven Günther
Region. Fachkräftemangel. Er gibt kaum ein Gespräch mit einem Unternehmer, das diesen Punkt nicht bald zum zentralen Thema hat. Dabei steigt die Zahl der Beschäftigten in Sachsen an. Rund zwei Millionen Erwerbstätige gab es laut Statistischem Landesamt 2017 in Sachsen. Ein Prozent mehr als 2016. Vergleicht man das 2. Quartal mit dem Vorjahresquartal, erkennt man ein weitere Steigerung um ein Prozent. Im Dienstleistungs-Gewerbe (16.000), Erziehung/Gesundheit (10.000), Industrie (7000) und Handel (6000) stiegen die Mitarbeiterzahlen.
ABER DAS IST NICHT GENUG!
Der Konjunkturbericht von IHK und HWK macht deutlich: Der Fachkräftemangel wird von 61 Prozent der Firmen als größtes Geschäftrisiko genannt.

Fachkräfte-Studie kostet 348.125 Euro

Martin Witschaß, Referatsleiter Standortanalyse/Arbeitsmarktpolitik der Industrie und Handelskammer Chemnitz nennt auf www.wochenendspiegel.de Maßnahmen, die den Fachkräftemangel entgegenwirken würden.

1. Erstklassige Bildung gewährleisten

– ausreichend und erstklassig qualifizierte Lehrer sind nötig
– zeitgemäße Lehr- und Lernmaterialen bereitstellen
– leistungsfähige Anbindung von Schulen an das Breitbandnetz gewährleisten
– Senkung der Abbruchquoten
– weiterer Ausbau eines qualitativ hochwertigen Ganztagsschulsystems
– Intensivierung der wirtschaftsbezogenen Weiterbildung des pädagogischen Personals
– stärkere Berücksichtigung der Bedarfe der sächsischen Wirtschaft bei der Ausgestaltung der  Studiengänge und -inhalte an den Hochschulen
– Transparenz und Vergleichbarkeit der Studiengänge und Abschlüsse verbessern
– qualitative Verbesserungen im Vorschulbereich (Reduzierung von Sprach- und Sprechstörungen                sowie motorischer Defizite bei Kindern)

2. Wahrnehmung und Attraktivität der Berufsausbildung stärken

– Regionale Verortung der Ausbildung von Berufsschullehrern im Kammerbezirk Chemnitz
– Stärkung der Oberschule und deren Akzeptanz
– Vermittlung eines positiven Bildes der dualen Ausbildung bei Jugendlichen und Eltern
–  weitere Stärkung der an den Bedarfen der Wirtschaft ausgerichteten Berufsorientierung an Oberschulen und Gymnasien
–  erfolgreiche projektbezogenen Aktivitäten zur Berufsorientierung sind zu verstetigen
–  Sicherung eines flächendeckenden Berufsschulnetzes und Erhalt von Fachklassen in den Regionen
– bessere Vermittlung von Studienabbrechern in die duale Ausbildung
– Stärkung der gesellschaftlichen Anerkennung und Förderung der höheren Berufsbildung                (Aufstiegsfortbildung)
–  Einführung eines sachsenweiten Azubitickets

3. Steigerung der regionalen Standortattraktivität

– Erhalt der vorhandenen Hochschulinfrastruktur
– stärkere Verankerung der Lehrerausbildung in der Region Chemnitz, um den Lehrer-bedarf in der Region zu decken (Berufsschullehrerausbildung, insb. KatLA, an der Westsächsischen Hochschule und an der TU Chemnitz; Oberschullehrerausbildung an der TUC)
– bessere Koordinierung der Marketingaktivitäten des Freistaates unter Einbeziehung aller                Regionen Sachsens
– Aufrechterhaltung und Ausbau der Öffentlichen Daseinsvorsorge (Wohnumfeld,  Bildungsangebote, bedarfsgerechte Kinderbetreuungsangebote, ärztliche Versorgung (insbes. Hausärzte) und Freizeit- und Kulturmöglichkeiten)
– Verbesserung der IT- und Verkehrsinfrastruktur (insb. zwischen ländlichem Raum und  Großstädten, Fahrzeit zur Autobahn max. 30 min.)
– Verbesserung des ÖPNV und der Schienenfernverkehrsanbindung in Sachsen, speziell der Region Chemnitz, einschließlich der Industrie- und Gewerbegebiete

4. Qualifizierte Zuwanderung erleichtern

– Weiterentwicklung der Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte inkl. Familien
– Verstetigung 3+2-Regelung für Berufsausbildung von jungen Menschen aus Nicht-EU-Staaten
– ausländische Studierende im Freistaat für den regionalen Arbeitsmarkt gewinnen (verpflichtende Deutschkurse für ausländische Studierende)
– weiteres Engagement im Bund für erleichterte Rahmenbedingungen bei der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten (unbürokratisches Zuwanderungsgesetz, das Zuwanderung für Facharbeiter und ausgewählte berufliche Qualifikationen ermöglicht;
– Verbesserungen in der allgemeinen und berufsbezogenen Sprachförderung
– Marketingmaßnahmen für ausländische Fachkräfte durch Unterstützung der Anwerbung mit öffentlichen Initiativen und Kampagnen umsetzen