Start Erzgebirge FC Erzgebirge Aue: Herz & Hirn
Artikel von: Sven Günther
23.02.2018

FC Erzgebirge Aue: Herz & Hirn

Vergebene Torchance durch Rostislav Broum, rechts der Regensburger Carsten Keuler. Szene aus dem allerersten Zweitbundesligaspiel der Veilchen am 3. August 2003, das die Platzherren an dem Sonntag gegen den SSV Jahn mit 0:1 verloren. Foto: Frank Kruczynski

200. Spiel in der 2. Bundesliga des FC Erzgebirge Aue

Aue. Wenn man nie Deutscher Meister war, den DFB-Pokal nicht gewonnen hat, keine legendären 5:0 Siege gegen Real Madrid im Europapokal gefeiert hat und nicht im Champions-League Viertelfinale stand, kann man den Abstiegskampf in der 2. Fußball-Bundesliga nicht als Tiefpunkt bezeichnen. So wie der FC Erzgebirge Aue. Die Veilchen und deren Fans wussten immer, dass es diese Situation geben könnte.

Aber die Roten Teufel? Der 1. FC Kaiserlautern? Der Verein der 54er Weltmeister Fritz und Ottmar Walter, Horst Eckel, Werner Kohlmeyer, Werner Liebrich? Ein Klub in dem Legenden wie Andy Brehme (Weltmeister 1990), Miro Klose (Weltmeister 2014), Hans-Peter “Die Walz aus der Pfalz” Briegel (Vizeweltmeister 1982 und 1985, Europameister 1980). Michael Ballack (Vizeweltmeister 2002) und Stefan Kunz (Europameister 1996) kickten? Viermal Deutscher Meister, zweimal DFB-Pokalsieger. Für solch einen Klub und dessen enthusiastische Fans ist der Abstiegskampf in der 2. Liga ein Niedergang.

Abstiegskampf. Am Samstag tobt der ab 13 Uhr im Auer Stadion. Das weiß auch der neuen Trainer des 1. FC Kaiserslautern. Michael Fronzek (Deutscher Meister 1992 mit Stuttgart, Vize-Europameister 1992) sagte im “Veilchenecho”: “Ich erwarte eine enge und hart umkämpfte Partie. Wir haben großen Respekt vor Erzgebirge Aue. Der Verein hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich gute Arbeit gemacht und sich in der Liga etabliert.”

Fronzek, der seit 1. Feburar Trainer in Lautern ist, hat Hoffnung, den Klassenerhalt trotz des letzten Tabellenplatzes (21 Punkte) noch schaffen zu können, erklärt: “Zunächst mal muss ich sagen, dass ich eine Mannschaft übernommen habe, die absolut fit und gut vorbereitet war. Daher musste ich zunächst auch gar nicht allzu viel ändern. Die Mannschaft hatte ja bereits gegen Düsseldorf eine gute Leistung gezeigt, auch wenn sie sich dafür noch nicht belohnt hat. Aber sicherlich ist es irgendwann auch eine Kopfsache. Du machst dir als Spieler natürlich Gedanken, wenn du längere Zeit nicht gewonnen hast. Daher habe ich in den ersten Tagen viele Gespräche mit den Spielern geführt. Und dann hatten wir das Erfolgserlebnis in Braunschweig, wo sich die Mannschaft endlich mal wieder belohnt hat. Das war wichtig. Wir wissen aber, dass es noch ein verdammt langer Weg zum Klassenerhalt ist.”

Ein langer Weg, den der FCE (Platz 15, 25 Punkte) versperren will. Die Erzgebirger empfangen den Traditionsklub vom Betzenberg zu einem historischen Spiel. Die Begegnung gegen den 1. FC Kaiserslautern ist das 200. Heimspiel in der Geschichte des FC Erzgebirge Aue in der 2. Bundesliga. Die Premiere gab es am Sonntag, dem 3. August 2003. Am  ersten Spieltag der Saison 2003/04 unterlagen die Veilchen dem damaligen Mitaufsteiger SSV Jahn Regensburg mit 0:1.

In den 199 Spielen gab es 88 Siege, 60 Unentschieden und 51 Niederlagen. Dabei wurden 324 Punkte erkämpft, und das bei einem Torverhältnis von 273:209.
Zu den 199 Begegnungen kamen 2.014.251 Zuschauer, was einem Durchschnitt von 10.121 pro Spiel entspricht. Die bestbesuchte Saison war übrigens 2004/05 – mit 217.905 Zuschauern in den 17 Heimspielen. Das macht 12.818 pro Partie. 10.000 und mehr Zuschauer kamen bisher zu 97 Spielen. Der Sonntag war der Tag, an dem die meisten Heimspiele in der 2. Liga im Lößnitztal ausgetragen wurden: 95-mal war das bisher der Fall. Gefolgt vom Freitag mit 56- und dem Samstag mit 20-mal.

Zahlenwerk, das  FCE-Cheftrainer Hannes Drews nur periphär interessieren dürfte. Er weiß: Gegen Lautern braucht es Herz und Hirn, will man einen Sieg holen. Drews: “Lauter steht auf dem letzten Tabellenplatz. Aber in den letzten Wochen haben sie besser gespielt als im Herbst. Wir müssen das gute Gefühl aus Kiel, wo wir einen 2:0-Rückstand aufgeholt haben, mitnehmen, wollen drei Punkte holen. Dafür werden wir alles geben. Es wird ein kampfbetontes Spiel, dass wir annehmen müssen und wissen, was uns am Samstag erwartet.”

Erwarten kann der FCE ein Spiel gegen einen Klub mit einem großen Namen, der sich aufmacht, mit aller Kraft den Abstieg zu verhindern. Einen namhaften Spieler schickt Trainer Fronzek aufs Feld: Halil Altintop (u.a. Schalke, Eintracht Frankfurt). Fronzek: “Halil tut unserer jungen Truppe mit seiner Präsenz und seiner unglaublichen Erfahrung gut. Und das nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz. An so einem Spieler können sich die Jungen hochziehen, können sich was abschauen, was Leistung und Verhalten betrifft. Ich bin froh, dass wir ihn haben, er ist jetzt schon eine große Hilfe.”