Start Erzgebirge FC Erzgebirge Aue: Trainer Dotchev im Interview
Artikel von: Sven Günther
21.01.2016

FC Erzgebirge Aue: Trainer Dotchev im Interview

FC Erzgebirge Aue: Trainer Dotchev und Präsident Leonhardt (rechts).
FC Erzgebirge Aue: Trainer Dotchev und Präsident Leonhardt (rechts). Foto: FCE

Vertrag verlängert! Neuzugänge echte Verstärkungen! Start in Stuttgart

Präsident Leonhardt hat ihren Vertrag beim FC Erzgebirge Aue dieser Tage vorzeitig verlängert, bis 2018 sogar. Wie empfinden Sie dieses Vertrauen?
Vor allem habe ich mich sehr gefreut, Herr Leonhardt ist im Trainingslager in der Türkei auf mich zugekommen und ich brauchte keine Sekunde zu überlegen. Wir arbeiten ausgezeichnet zusammen, darum genügte ein Handschlag, ohne vorher groß über die Bedingungen zu sprechen. Ich finde, es ist eine kluge und strategisch richtige Entscheidung für beide Seiten. Dazu passt auch, dass wir wichtige Spieler fest und längerfristig binden wollen.

Wie bei Abwehrmann Calogero Rizzuto geschehen.
Zum Beispiel, denn er hat sich in kürzester Zeit so mit dem Verein und der Mannschaft identifiziert, dass er momentan einer meiner wichtigsten Spieler ist. Wir setzen die Gespräche jetzt mit weiteren Leistungsträgern fort. Auch daran sieht man, auf welchem Niveau beim FC Erzgebirge gedacht und das strategische sportliche Konzept weiterverfolgt wird. Es zeigt zudem, dass hier auf mehreren Baustellen gleichzeitig gut gearbeitet wird, denken wir nur an die Mammutaufgabe Stadionbau.

Wie bewerten Sie die bisherige Saisonleistung?
Es war für Trainerstab und Spieler eine sehr intensive Hinrunde. Man sah, wie sich die Mannschaft, aber auch jeder Einzelne von Spiel zu Spiel weiterentwickelt haben. Die Automatismen greifen besser und besser, die Spielkultur wächst. Aber es war auch eine schwierige Hinrunde, die junge Mannschaft musste sich erst finden und die Ergebnisse waren fast alle sehr knapp. Und es waren Monate der großen Emotionen, besonders in den Pokalspielen. Ich meine, wir gehören aktuell zu den besten Teams der Liga, weil uns ein ganz besonderer Zusammenhalt auszeichnet. Das Wir-Gefühl ist ohne Frage ein Hauptgrund für die starken Leistungen, unser Markenzeichen. Es macht uns allen Spaß, die Jungs kommen früher als nötig zum Training und haben sichtlich Freude am Fußballspielen.

Was geht da noch bis Mai?
Über Tabellenplätze rede ich nicht, das wäre unseriös. Wir wollen das Erreichte fortsetzen und die Siegermentalität behalten, dann kommen erfahrungsgemäß viele Dinge von allein. Aber die Rückrunde ist meist auch die schwierigere, deshalb sind die nächsten Spiele richtungweisend. Die Karten werden neu gemischt, deshalb ist es uninteressant, dass wir Tabellendritter und die Stuttgarter Kickers am Freitag Letzter sind. Sie haben sich mit vier Neuen verstärkt und müssen unbedingt dranbleiben. Wir können dort aber etwas holen, wenn wir unser Konzept konsequent durchspielen.

Die Vorbereitung, speziell das Trainingslager im türkischen Side, hat gepasst?
Klares Ja, auch wenn das Wetter am Meer nicht das beste war. Wir haben trotzdem jede Einheit gemacht, hart trainiert und in den Testspielen gute Ergebnisse erzielt. Hotel, Essen, Plätze – alles okay. Doch das beste waren die Fans und Sponsoren, die uns begleitet haben. So etwas habe ich so noch nie zuvor erlebt. Überhaupt sensationell, wie alle im Erzgebirge zu ihrem Verein halten. Gehört hatte ich davon früher schon, aber das musst du auch mal erleben, damit du es glaubst.

In Side stießen zwei neue Offensivleute zum Team. Echte Verstärkungen?
Da bin ich sicher. Wir haben Philip Hauck und Tom Nattermann abgegeben und mussten für die Offensive Ersatz finden. Cebio Soukou hat gleich im ersten Test gegen Bayern Hof einen guten Eindruck gemacht und ihn in Side bestätigt. Pascal Köpke spielte zuletzt wenig und wird noch etwas Zeit brauchen, aber er ist so professionell und ehrgeizig, dass er das schnell hinbekommt. Beide Spieler werden uns sportlich weiterbringen, ihre Tore erzielen und mir ermöglichen, zu variieren. So musste Max Wegner im Angriff zuletzt oft an seine Grenzen gehen und wird es künftig hoffentlich etwas leichter haben. Zudem bleiben wir auf der Suche nach einem guten U-23-Mann im Defensivbereich. In der Hinrunde hatten wir kaum Verletzungspech, aber das kann sich ändern und dann brauchst du eine gewisse Absicherung auf den verschiedenen Positionen.

Es war zu lesen, dass sich Max Wegner und Simon Handle im Training verletzten?
Max Wegner habe ich nur zum Röntgen geschickt, reine Vorsichtsmaßnahme. Entwarnung auch bei Simon, er hatte kleinere Rückenprobleme. Alle Stammspieler sind fit.

Wie habt Ihr das Attentat in Istanbul wahrgenommen?
Jedem in der Mannschaft geht das nahe und die Lage war schon sehr angespannt, zumal es weitere Anschläge im Kurdengebiet gab. Ich hatte schon vorm Abflug ein ungutes Gefühl. Wer verfolgt in diesen Wochen nicht die politische Lage, macht sich Sorgen, wie die Welt momentan tickt? Aber wir sind Profis und dürfen uns von unserer Arbeit nicht ablenken lassen. Auch, weil Sport der beste Botschafter für Frieden und eine bessere Welt ist.

Ein weiteres Interview mit dem Trainer finden Sie hier:

http://www.dfb.de/3-liga/news-detail/aue-trainer-dotchev-und-der-aufstieg-da-sagen-wir-nicht-nein-138268/