Start Erzgebirge FCE bleibt Kumpelverein
Artikel von: Sven Günther
05.12.2018

FCE bleibt Kumpelverein

Uwe Leonhardt, Gerd Schädlich und Helge Leonhardt bei der Mitgliederversammlung. Der Kulttrainer wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Foto: Olaf Seifert

Man darf den Verein nicht besitzen, man muss ihn lieben

Aue. Helge Leonhardt heißt der alte und neue Präsident des FC Erzgebirge Aue. Der auf der Mitgliederversammlung des Kumpelvereins am vergangenen Samstag gewählte Aufsichtsrat bestellte den 60-jährigen Unternehmer für weitere drei Jahre. Kontinuität auch auf den anderen Führungsposten: Vizepräsident bleibt Joachim Engelmann und auch Finanzvorstand Michael Voigt und Vorstand Kay Werner erhielten das Vertrauen.

Quantensprung

416 FCE-Mitglieder (von aktuell 7.314) waren am 1. Dezember in die VIP-Zone des Erzgebirgsstadions gekommen, um die Zukunft ihres Vereins mitzubestimmen. Bereits beim Rechenschaftsbericht gab es Standing Ovations, zog Helge Leonhardt doch eine überaus positive Bilanz der letzten drei Jahre. „Diese Zeit war ein Quantensprung für unseren Verein, in der wir das neue Stadion errichtet und eine umfassende Infrastruktur geschaffen haben. Wir sind wirtschaftlich gesund und der Zusammenhalt funktioniert”, betonte der Präsident.

Obwohl man über Jahre auf einer Großbaustelle spielen musste, seien der Wiederaufstieg und danach zweimal in Folge der Erhalt der 2. Bundesliga gelungen. Extra hob er das Nachwuchsleistungszentrum, das erstmals mit zwei Sternen des DFB ausgezeichnet wurde, und die Abteilung Ringen, die in der ersten Bundesliga kämpft, heraus.

Mehrspartenverein

Leonhardt bekannte sich zum Mehrspartenverein mit insgesamt 14 Abteilungen. Neun von zehn Mitgliedern gehören zum Bereich Fußball. 1,4 Millionen Euro habe der FC Erzgebirge an Eigenmitteln investiert, darunter im Stadion, ins Fanhaus, in einen neuen Mannschaftsbus und Videotechnik. In naher Zukunft müsse man auch bei der Wall of Fans und dem Traditionszimmer vorankommen, mahnte der Redner an.

Wirtschaftlicher Erfolg

Der Aufwind beim schuldenfreien Traditionsverein lässt sich mit Zahlen belegen. So wurde das Geschäftsjahr 2017/18 mit einem Plus von 82.000 Euro nach Steuern abgeschlossen, das Eigenkapital wuchs auf 287.000 Euro. Für 2018/19 planen die Veilchen einen Gewinn von 183.000 Euro, der Etat solle 2018/19 um rund zwei Millionen auf dann 18 Millionen steigen. Die Zahl der Sponsoren beträgt per 1. Dezember 282, in der vergangen Saison wurden 16 neue gewonnen. Der Zuschauerschnitt in dieser Zeit betrug knapp 9.000, der Umsatz im Fanshop rund 869.000 Euro; bei beiden Kennziffern plant der Verein mit dem neuen Stadion Zuwächse.

Profis bleiben im Verein

Eine Absage erteilte der Präsident Überlegungen, die Profiabteilung aus dem Verein auszugliedern: „Wir haben das geprüft und festgestellt, das bringt uns nichts. So eine Lösung hilft nur den Big Five im deutschen Fußball, wo internationale Millionen-Transfers gehandelt werden. Wir halten zum e. V.! Wir müssen es weiterhin mit der Kraft des Vereins und unserer Sponsoren schaffen.” Einen Investor wolle man nicht und würde ihn auch gar nicht bekommen. „Man darf den Verein nicht besitzen wollen, man muss den Verein lieben. Und wenn man ihn liebt, besitzt man ihn im Herzen.”

Appell an die Fans

Die sportliche Vision beschrieb Cheftrainer Daniel Meyer. Der Klassenerhalt besitze Priorität, aber auf Dauer brauche es einen roten Faden: „Wir wollen eine Strategie für Wachstum und dauerhaftes Überleben. Dazu gehörten professionelle Strukturen, Kontinuität in allen Bereichen, Entwicklung der Spielidee, den Kader breiter aufzustellen und die Brücke zum Nachwuchsleistungszentrum zu schlagen. „Im Stadion müssen alle Geschlossenheit auch in schwierigen Phasen zeigen. Wenn Jungs auf dem Platz Fehler machen, müssen wir sie wieder aufbauen und spielen lassen”, verlangte der Trainer. Pfiffe von den Rängen seien da Gift.

Satzungsänderung verschoben

Nicht einigen konnten sich die Mitglieder auf Satzungsänderungen. Nach heftiger und offener Debatte beschloss man, die strittigen Vorschläge in einer Arbeitsgruppe durch alle Interessierten zeitnah zu besprechen und der nächsten Mitgliederversammlung vorzulegen.

Ehrenrat gewählt

Mit jeweils großer Mehrheit gewählt wurden zwei ehrenamtliche Gremien des FC Erzgebirge. Geleitet von Roland May gehören Martin Henselin (beide sind Vereins-Urgesteine), Sponsor Michael Rüdiger, Zschorlaus Bürgermeister Wolfgang Leonhardt, Altlandrat Karl Matko sowie Fan und Rechtsanwalt Alexander Lindner zum Ehrenrat. Im Aufsichtsrat, wie bisher unter Vorsitz von Ehrenpräsident Bernd Keller, arbeiten die Unternehmer Uwe Leonhardt und Volker Carluß als Stellvertreter sowie Carsten Michaelis (Landratsamt) und die Unternehmer Tosten Enders, André Lang und Thorsten Jannschk als Mitglieder. Als Rechnungsprüfer erhielten Sören Ullrich, Doreen Günther und Jens Berghold das Mitgliedervertrauen.

Niemals aufgeben

Die Versammlung beendete Helge Leonhardt nach knapp fünfstündiger Dauer mit seinem Dank für die Leistungen der Mitglieder in den vergangenen drei Jahren und einem Lob für das sachliche, konstruktive Mitgliedertreffen. Der Präsident schloss: „Aue muss mit seinen Werten weiterkämpfen, darf niemals aufgeben. Dann schaffen wir es!”