Start Erzgebirge FCE-Boss Helge Leonhardt: Von Null auf Aufstieg!
Artikel von: Sven Günther
17.05.2016

FCE-Boss Helge Leonhardt: Von Null auf Aufstieg!

FCE-Boss Helge Leonhardt (Mitte) bei der Aufstiegsfeier auf dem Balkon des Rathauses. Foto: Birgit Hiemer
FCE-Boss Helge Leonhardt (Mitte) bei der Aufstiegsfeier auf dem Balkon des Rathauses.
Foto: Birgit Hiemer

Leonhardt: „Das ist erst der Anfang unseres Weges”

Im September 2014 übernahm Helge Leonhardt den FC Erzgebirge am Abgrund, litt im Mai 2015 mit den Fans beim Abstieg. Doch nach weniger als einem Jahr ist sein Herzensverein zurück in der 2. Bundesliga. Olaf Seifert sprach mit dem Präsidenten am Ende einer fantastischen Saison.

Was empfanden Sie nach dem Abpfiff in Köln?

Stolz, Glück und Genugtuung. Der Stein, die Riesenanspannung der letzten Tage und Wochen, war aber schon mit dem 2:0 abgefallen. Wirklich begriffen hab’ ich das Wunder von Aue erst auf der Heimfahrt im Bus. Da lief der ganze Film seit Heidenheim noch mal ab. Damals heulten wir vor Wut, denn der Abstieg war nach der super Rückrunde 2015 unverdient, das sage ich heute noch. Jetzt, in Köln, waren es Freudentränen.

Apropos Wunder, der letzte Aufstieg ist immer der schönste?

Dieser Aufstieg ist jedenfalls der wertvollste, weil am sauersten verdiente. Wir hatten keinen Trainer, mussten fast zwanzig neue Spieler holen, es war kein Trikotsponsor da, eine Riesen-TV-Summe fehlte. Das gab es so krass noch nie: Von Null auf Aufstieg! Klar wollten wir zurück in Liga zwei, aber jetzt schon, das hatte wirklich niemand gedacht.

Wer sind die Väter des Erfolgs?

Alle im Verein! Das ist eine kollektive Leistung, für die jeder beim FC Erzgebirge an seinem Platz seinen Beitrag gebracht hat. Vom Kommandeur bis zur Waschfrau. Von den Mitgliedern über die Sponsoren, die Führung und die treuen Zuschauer, die selbst die aller weiteste Auswärtstour nicht scheuen. Wenn’s ein Erfolgsrezept gibt, heißt es Zusammenhalt, harte Arbeit und Ehrlichkeit. Und: Wir haben uns konsequent auf das Kerngeschäft Profifußball konzentriert. Respekt, was das Team abgerufen hat! Pavel Dotchevs Verdienst ist, das Kollektiv und jeden Spieler weiterentwickelt zu haben. Der Marktwert von jedem Einzelnen ist kräftig gestiegen, übrigens auch der vom Trainer. Wir sind nicht am Ende des Wegs, sondern stehen erst am Anfang der Entwicklung.

Heißt konkret?

Wir wollen uns in der 2. Bundesliga festsetzen, auf Jahre. Dazu wird die Seele der Mannschaft erhalten und um circa vier bis fünf Verstärkungen ergänzt. Wie sich der Verein entwickelt, sieht jeder jeden Tag ein Stück mehr, wenn er dem Sparkassen-Erzgebirgsstadion beim Wachsen zuguckt. Das Erzgebirge darf stolz darauf sein. In der 2. Liga, mit unserer großen Tradition und mit diesem Fußballtempel ist unser Verein mehr denn je der beste Außenpolitiker von Aue und dem Erzgebirge. Das haben wir am Samstag zusammen gefeiert.

Erst der Anfang des Weges, das gilt auch für die Mitgliederentwicklung?

Ich hoffe das, der Aufstieg ist doch das beste Argument, jetzt den „Schachtausweis” für den Kumpelverein zu lösen. Als ich im September ’14 antrat, zählten wir rund 2.400 Kumpels, heute sind es über 6.400. Der Einsatz, aber auch die Einnahmen haben wesentlich geholfen, die nach dem Abstieg entstandene Finanzlücke zu schließen. Kumpelverein auf der Brust, das ist ein voller Erfolg. Aber es bleibt noch Luft nach oben, die Veilchen brauchen jeden.

Ihre Familie freut sich, dass Sie jetzt weniger Zeit in den Fußball stecken?

Sie freut sich über den Aufstieg, hat ja auch immer mitgefiebert und sich engagiert. Weniger Zeit für den FC Erzgebirge, das wird nicht wirklich passieren. Es gilt, mit sehr viel Sorgfalt und Kompetenz die 2. Liga vorzubereiten. Aber genau deshalb will ich meinen Leuten mal Danke sagen; meiner Frau und unsern beiden Töchtern sowie meinen Brüdern vor allem.

Zum Mitfiebern war in dieser Saison besonders viel Gelegenheit, Stichwort Derbys. Wie wichtig sind die Erfolge gegen Chemnitz und Dresden?

Das waren psychologische Big Points. Wer solche Spiele gewinnt, den pushen sie längere Zeit. Speziell hier haben wir das enorme Potenzial erlebt, das in der Mannschaft steckt. Ich will das aber nicht bloß an den Siegen gegen den CFC, gegen Halle, Magdeburg oder im Pokal bei Dynamo festmachen. Aufschlussreich ist die Entwicklung über Monate.

Gibt es ein Schlüsselspiel?

Ich sage, es war das Heimspiel im Advent gegen Großaspach, bis dahin die Nummer zwei. Danach haben wir den Angriff auf einen Aufstiegsplatz vorgenommen. Die Fieberkurve ging nicht mehr runter. Und es ist ja nicht nur der Aufstieg, es gab zahlreiche hoch emotionale Momente in diesem Spieljahr, jeder davon hat uns Fans unheimlich glücklich gemacht. So ist Aue erstmals ins Achtelfinale des DFB-Pokals vorgerückt. Die junge Mannschaft mit der besten Abwehr hat die meisten Zu-Null-Spiele der Liga geschafft, ist im direkten Vergleich inoffizieller Ostmeister, hat das Prestige-Neujahrsturnier in Chemnitz und am letzten Dienstag den Sachsenpokal gegen Zwickau gewonnen.