Start Erzgebirge FCE: „Ich denke, die Mannschaft brennt!“
Artikel von: Sven Günther
23.01.2020

FCE: „Ich denke, die Mannschaft brennt!“

Dirk Schuster sprach mit Olaf Seifert über die Saison und blickte auf die Rest-Rückrunde voraus. Foto: Gregor Lorenz

Schuster: Definitiv sehr viel Licht

Aue. Als Spieler war er ein Beißer, ein Niemals-Aufgeber, ein Antreiber. Dirk Schuster. Der Chefcoach des FC Erzgebirge Aue. Auch in seiner Rolle als Übungsleiter ist er einer, der Gas gibt. Kondition und Kampf. Einstellung. Willen. Schuster setzt auf Grundwerte, auf denen er aufbauen kann. Im WochenENDspiegel-Gespräch zieht er Bilanz und schaut nach vorn.

Nächste Woche wird die Rückrunde fortgesetzt. Wo sahen Sie bisher Licht und Schatten?
Definitiv sehr viel Licht bei den 29 Punkten. Auch zum Großteil,was die Art und Weise angeht, wie wir sie geholt haben. Die Mannschaft ist bis auf die Ausnahme in Bochum immer ans Limit gegangen und hat immer versucht, Punkte einzufahren.
Was so ein bisschen das Gesamtbild trübt ist die Bilanz in den Auswärtsspielen, wo wir auch durch eigene Unzulänglichkeiten ein paar Konzentrationsmängel zu viel und ein paar Kleinigkeiten falsch gemacht hatten – und dann dafür bestraft wurden und dort eindeutig zu wenige Punkte geholt haben.

Mit der Verpflichtung des 22-jährigen Innenverteidigers Jacob Rasmussen gelang dem FC Erzgebirge eine bemerkenswerte Neuverpflichtung. Immerhin spielte der auf Schalke ausgebildete Däne schon für den FC St. Pauli, Rosenborg Trondheim und in Italien, zudem ist er U21-Nationalspieler. Was zeichnet ihn aus?
Jacob ist ein großer, technisch beschlagener Defensivspieler, der das Qualitätsniveau innerhalb der Mannschaft anheben wird, der den Konkurrenzkampf innerhalb der Truppe in der Dreier- oder Viererkette verstärken wird, sodass wir die Spieler auch zu noch höheren Leistungen treiben können.
Trotz seiner Jugend hat er schon einige Erfahrungen gesammelt. Er wurde ja in Deutschland ausgebildet, hat in Italien, in Empoli, Serie A gespielt und ist nicht umsonst für sieben Millionen Euro zum AC Florenz transferiert worden.
Ich denke, dass er uns helfen wird, in der Rückrunde die nötigen Punkte, die wir brauchen, zu sammeln und dass er auf und neben dem Platz unsere Mannschaft verbessern wird.

Sind weitere Verpflichtungen geplant oder möglich?
Jetzt punktuell bei der Mannschaft nicht. Ich glaube, wir haben ein gutes Team beisammen, wo wir zu jedem einzelnen Spieler vollstes Vertrauen haben.
Auf der anderen Seite halten wir natürlich Augen und Ohren ganz weit offen, falls noch außergewöhnlich viel Qualität auf den Markt kommen sollte. In solchen Situationen würden wir dann anfangen nachzudenken.

Wie beurteilen Sie die bisherige Vorbereitung, speziell im Trainingslager in Spanien? Worauf wurde bei den Einheiten besonders Wert gelegt?
Übergreifend muss ich sagen, dass es ein sehr gelungenes Trainingslager war, wo wir an Bedingungen alles vorfanden, was ein konzentriertes, intensives und akribisches Trainieren möglich gemacht hat.
Wir haben in allen Bereichen des Fußballs gearbeitet, sowohl auf der konditionellen als auch taktischen Seite. Es gab die Spiele gegen Unterhaching und Magdeburg, es wurden verschiedene Spielformen innerhalb der Gruppe durchgezogen.
Vom Umfang her haben wir sehr intensiv trainiert und teilweise bis zu drei Einheiten am Tag absolviert, sodass ich sehr zufrieden bin. Und auch sagen muss, dass – was extrem wichtig ist – wir keinen Verletzten hatten, alle gesund zurückgekommen sind und so die restlichen Tage bis zum ersten Punktspiel mit der Gruppe bestreiten können. Abgesehen von den Langzeitverletzten, die uns nicht zur Verfügung stehen.

Welche Erkenntnisse vermitteln die Testspiele gegen die Drittligisten 1. FC Magdeburg (1:1) und SpVgg Unterhaching (2:3)?
Die Erkenntnisse liegen hauptsächlich im individuellen Bereich. Jeder Spieler hat fast dieselben Einsatzzeiten bekommen und konnte zeigen, dass er der richtige ist für verschiedene Positionen, die er selber favorisiert.
Ansonsten sahen wir diese Spiele eher als Trainingseinheiten unter Wettkampfbedingungen. Eine gewisse Müdigkeit unsererseits ist da mit eingepreist, sodass die Ergebnisse für uns sekundär waren und wir das Hauptaugenmerk darauf legten, dass sich jeder Spieler anbieten kann.
Als Mannschaft sollten verschiedene Automatismen, die wir im taktischen Bereich anboten, auch zu sehen sein, was dann punktuell ganz gut funktioniert hat. Von den Ergebnissen her waren diese Spiele eher uninteressant für uns.

Wie fanden Sie es, dass Aue-Fans und -Sponsoren so zahlreich mit nach Spanien gereist waren?
Es ist erst mal eine schöne Wertschätzung für uns, dass so viele Fans und Sponsoren dabei waren, sich zum Verein bekennen und ihn in Spanien unterstützten.
Es bot natürlich auch Gelegenheit, neben der Trainingsarbeit in den Dialog mit Spielern und Trainerteam zu treten. An einem Abend gab es ein gemeinsames Beisammensein, wo Spieler und Trainer sich unter die Fans mischten und wo im lockeren Austausch diskutiert wurde, was gefällt und was vielleicht noch besser gemacht werden kann.
Es war rundum eine gute Geschichte für alle, dass die Fans so nahe bei der Mannschaft waren und wir ein offenes Ohr für sie hatten.

Am 28. Januar steht das erste Auswärtsspiel beim SV Wehen Wiesbaden an, bereits drei Tage später folgt die Heimpartie gegen Tabellenführer Arminia Bielefeld. Wie wichtig ist es, sofort erfolgreich aus den Startlöchern zu kommen?
Bielefeld interessiert mich heute noch gar nicht. Unser Fokus liegt auf dem Spiel bei den Wiesbadenern, die das letzte Spiel vor der Winterpause in Karlsruhe 1:0 gewonnen haben. Nach einem etwas holprigen Start in die Liga haben sie doch gut gepunktet und werden alles daransetzen, weiter den Anschluss zu halten und eine gute Rolle in der 2. Liga zu spielen.
Wer das Hinspiel gesehen hat, in dem Wiesbaden eine sehr ordentliche Leistung bot und durchaus einen Punkt verdient gehabt hätte, weiß, dass das am Dienstag alles andere als ein Spaziergang wird. Für uns ist es natürlich wichtig, gut in die restlichen Spiele zu starten. Ich denke, die Mannschaft brennt, sie hat diesen Eindruck auch im Trainingslager vermittelt. Sie hat sehr konzentriert gearbeitet und auch das Feeling entwickelt, dass es jetzt immer mehr in Richtung Wehen Wiesbaden geht. Vor dem Hintergrund bin ich sehr optimistisch, dass wir dort bestehen können.

Hier in Aue hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan, was Bedingungen, Infrastruktur und Umfeld anbelangt. Es passt alles soweit?
Ja, das passt alles soweit. Sehr gute Bedingungen von den infrastrukturellen Verhältnissen her, vom Stadion bis zu den Trainingsplätzen, von den medizinischen, physiotherapeutischen Abteilungen und auch von der Unterstützung her, die wir in allen Bereichen erfahren, sodass wir Tag für Tag auch viel Spaß beim Training haben und mit ’nem leichten Grinsen zur Arbeit fahren. Es macht Riesenspaß, mit der Mannschaft zu arbeiten und uns stetig weiterzuentwickeln. Nicht nur von der eigenen Persönlichkeit her und als Mannschaft, sondern dass wir auch versuchen, den Verein mit nach