Start Erzgebirge Fichtelberg: Keine Grenzen, keine Gräben
Artikel von: Sven Günther
21.02.2023

Fichtelberg: Keine Grenzen, keine Gräben

Neustart am Fichtelberg. Daisy Richter ist die neue Tourismuschefin in Oberwiesenthal. Foto: Sven Günther

Daisy Richter ist die neue Tourismuschefin am Fichtelberg

Von Sven Günther
Kurort Oberwiesenthal. Wenn man sich das Foto anschaut und einen Hang zur Symbolik hat, kann man einiges in das Motiv hineindeuten. Wir sehen Daisy Richter, die neue Tourismuschefin von Oberwiesenthal, in einem Ski-Wirrwarr im Wiesenthaler K3. Ein Latten-Tohuwabohu, eine Kakophonie unterschiedlichster Richtungen türmt sich neben der lächelnden jungen Frau. Fast wie die diversen Vorstellungen unterschiedlichster Protagonisten am Fichtelberg, die alle etwas wollten, vor allem aber etwas anderes als andere…

Damit soll endlich Schluss sein. Daisy Richter will die Schwierigkeiten der Vergangenheit ausräumen.

Schwierigkeiten am Fichtelberg. Nichts, was die Mutter eines dreijährigen Sohnes schreckt. Schon früher nicht. Sie erinnert sich lächelnd: „Mit 16 Jahren bin ich als Austauschschülerin nach Arkansas geflogen. Da war ich auf dem Flughafen gelandet – und verstand als gute Englisch-Schülerin nur ‚Bahnhof‘. Das wurde bei der Familie, bei der ich wohnte, nicht anders. Man sprach einen Dialekt, an den ich mich erst gewöhnen musste.“ Das ging schnell und nach einigen Monaten Zeit hatte sie das Amerikanische intus, vermischte Deutsch und Englisch und träumt sogar in der Sprache. In den USA bleiben wollte sie nie…

Mit dem Dialekt in der höchsten Stadt Deutschland hat sie kein Problem. Die 32-Jährige ist Erzgebirgerin, lebt in Buchholz. Studiert hat Daisy Richter Medienmanagement an der Hochschule Mittweida, war dann Marketingleiterin eines Unternehmens und arbeitete dann im Regionalmanagement Erzgebirge.

Dann hörte sie von der vakanten Stelle in Oberwiesenthal, für die u.a. Eric Frenzels Manager Stephan Peplies Kandidaten suchte und die die Marketing-Expertin schon lange interessierte. Daisy Richter: „Ich habe mit Bürgermeister Jens Benedict Kontakt aufgenommen. Natürlich habe ich auch die politische Vorgeschichte verfolgt, glaube aber, dass mit Herrn Benedict sich viel zum Positiven verändern wird.“

Keine Gräben

Sie schaut nach vorn, sieht sich als Vermittler, will, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen. „Wir müssen gemeinsame Projekte auf den Weg bringen, weil Oberwiesenthal auch außerhalb des Winters viel Potential hat. Jeder sollte sich beteiligen, einbringen, Dinge mitentwickeln. Das kommt auch in Dresden sehr gut an und sorgt dafür, dass wir besser unterstützt werden.“

Es gibt ein Konzept „Erstellung einer touristischen Gesamtkonzeption 2030 als Entwicklungs- und Handlungsgrundlage für die Region Fichtelberg“ , das drei Gruppen vereint: ReS:tart Oberwiesenthal, Ambition 2030 und die Stadt Oberwiesenthal. Der TVE hat eine Förderung beantragt, Partner sind die Bietergemeinschaft dwif-Consulting und absolutGPS. Daisy Richter: „Bis Sommer suchen wir aus den Ideen die besten aus, die wir dann gemeinsam umsetzen wollen.“ Das erste Zeichen der Gemeinsamkeit. Bike-Trails und Alpine Coaster sind zwei Punkte, die schon in der Phase der intensiven Prüfung sind.

Daisy Richter: „Mein Ansatz ist jetzt, die Dinge voranzutreiben, die schon da, aber schlecht vermarktet sind. Zum Beispiel Wanderungen, für die es einfach bessere Karten, besseres Infomaterial geben muss, auf denen z.B. Sehenswertes, Aussichtspunkte sowie Unterkunfts- und Einkehrmöglichkeiten ausgewiesen sind.“

Keine Grenzen

Um die Vermarktung des gesamten Gebietes zu optimieren, denkt sie grenzenlos. „Wir haben so eine herrliche, grenzüberschreitende Landschaft. Da liegt so viel Potential, das wir nützen müssen.“
Das Erzgebirge als DAS Naherholungsgebiet zwischen Prag und Berlin.
Daisy Richter: „Genauso ist es. Da gehen wir jetzt ran, wollen mehr Projekte voranbringen, die weiter gefasst sind.“ Aus ihrer Sicht empfinden Gäste das Erzgebirge als Gesamtheit, unterscheiden nur bedingt, ob sie in Tschechien oder in Sachsen sind.
Auch Instagram und Facebook werden neu belebt, eine digitale Gästezeitung, ist in Arbeit. Daisy Richer: „Sie ist in erster Linie für Gäste in Oberwiesenthal gedacht und soll u.a. Angebote in der näheren Umgebung als Ausflugstipps vorstellen. Da gehören zum Beispiel auch die die Silber-Therme in Warmbad, das Freizeitbad Anna Mare in Geyer und das Bad in Joachimsthal dazu. Eben alles, was das Erzgebirge für Besucher unvergessen machen kann.“

Ein weites Feld, das brach liegt, eine gute Qualität hat und das Daisy Richter jetzt bepflanzen will. Aber sie sagt auch: „Es geht nur miteinander. Große Events, die manchmal gefordert werden, kann die Stadt finanziell und personell nicht allein leisten. Dazu braucht es Kooperationen. Aber ich finde es unglaublich spannend, diese Ausgangsposition zu haben. Es ist auch für mich eine persönliche Herausforderung, die Akteure an einen Tisch zu bekommen und zu sehen, ob und wie mir das gelingt. Man lernt täglich unglaublich viel dazu.“