Start Erzgebirge Fichtelberg: Millionen & Kritik
Artikel von: Sven Günther
09.03.2023

Fichtelberg: Millionen & Kritik

Der Vierer-Sessellift am Fichtelberg gehört der LGO-Liftgesellschaft von Constantin Glöß. Sein Vater Rainer ist Gründer der Firma GK Software Schöneck, die jetzt verkauft werden soll.Foto: Rainer Weisflog/TMGS

Wintersportgipfel: Sachsen will investieren

Von Sven Günther
Oberwiesenthal. Der Ministerpräsident hatte geladen, Landräte und Bürgermeister folgten, trafen sich zum Wintersportgipfel in der Sächsischen Staatskanzlei. Tenor: Sachsen will weiter Ausrichter internationaler Wettkämpfe im Wintersport auch am Fichtelberg bleiben. Insbesondere in die Orte Altenberg, Oberwiesenthal und Klingenthal soll weiter investiert werden, um die Wettbewerbssicherheit zu erhalten. Dabei soll vor allem in die Nachhaltigkeit der Anlagen im Fokus stehen. Dazu gehören etwa auch der Ausbau erneuerbarer Energien und Energieeinsparungen.
MP Michael Kretschmer (CDU) betonte: „Sachsen ist ein Wintersportland, auch wenn wir sehen, dass die Winter wärmer werden, dass sie in Teilen nicht so schneesicher sind. Darauf muss man reagieren.“

Kritik hallt vom Fichtelberg

Auch Constantin Gläß, der neue Pächter des Fichtelberghauses und Chef der LGO-Liftgesellschaft (Vierer-Sessellift), hat das gehört, analysiert die Situation kritisch. Er sagt: „Die touristische Infrastruktur am Fichtelberg ist zwanzig Jahre alt und damit nicht konkurrenzfähig.“

Neue Lifte am Keilberg, alte am Fichtelberg. Ein Dilemma, aus dem man so leicht nicht herauskommt.

Gläß: „Deutschland steht sich selbst im Wege. Die Genehmigungsverfahren dauern endlos lang. Außerdem zeigt sich jetzt, dass es aus touristischer Sicht ein Fehler war, jeden Quadratzentimeter des Geländes am Fichtelberg als Naturschutzgebiet oder schützenswerte Bergwiese auszuweisen. So bremsen uns die Vergabegesetze maximal aus. Da sind die hohen Baukosten noch das kleinste Problem, weil man die ja beeinflussen kann.“
Und investieren würde Gläß gern. „Wir sind als Gesellschaft zu 100 Prozent privat und hätten damit Zugang zu Fördermitteln.“ Sogar eine Übernahme der städtischen Liftgesellschaft könnte er sich vorstellen. Gläß: „Damit wäre alles in einer Hand und man könnte einfacher und zielgerichteter planen und Ressourcen bündeln.“

Geld von der GK Software?

Könnte Vater Rainer Gläß am Fichtelberg mit einsteigen. Der plant, seine Firma GK Software in Schöneck an Fujitsu für 432 Millionen Euro zu verkaufen. Er und Mitgründer Stephan Kronmüller haben ihre 40 Prozent der Aktien schon auf den Tisch gelegt. Die Japaner verhandeln jetzt mit anderen Aktionären.
Geplant ist ein Einstieg von Gläß Senior in Oberwiesenthal aber nicht. Constantin Gläß: „Sowohl die LGO als auch das Fichtelberghaus sind unabhängig von der GK Software. Und das wird auch so bleiben.“
Aber sicher ist ein derartiger familiär-finanzieller Hintergrund auch kein Nachteil…

Den Nachbar auf dem Fichtelberg würde es freuen

Wenige Meter unter dem Fichtelberghaus, sieht Kultwirt Jochen Nöske in einem möglichen Investment die große Chance für Oberwiesenthal. Nöske: „Der Einstieg eines jungen Investors, eines Mannes mit Plänen und guten Kontakten, wie es Constantin Gläß ist, wäre für die Region goldwert.“

Vielleicht tauscht er sich am 17. oder 18. März mit dem „Nachbarn“ darüber aus, wenn in Nöskes Fichtelberghütte der Saisonabschluss gefeiert wird. Die Stimmung wird dort riesig sein. Am Freitag geht es mit dem „HouseKasper“ rund, Samstag stehen Melanie Müller und der AlpenTeufel auf der Bühne.