Start Erzgebirge Frame Tec: Voll den Durchblick!
Artikel von: Sven Günther
20.03.2019

Frame Tec: Voll den Durchblick!

Qualitätsprüfung ist Chefsache. Fotograf: Regionalmanagement Erzgebirge

Frame Tec: Vom Optiker zum Spezialisten

Von Sabine Schulze-Schwarz*
Aue/Zschopau. Tausende runde Rohlinge aus Kunststoff warten sicher verpackt im Lager der Firma FrameTec GmbH in Aue auf ihre Vollendung als Spezialbrillenglas in einer Sport- oder Gleitsichtbrille. Ursprünglich als reiner Einschleifdienst für regionale und überregionale Augenoptiker tätig, hat sich das Team um Geschäftsführer Stefan Praedicow in der Branche zu einem deutschlandweit bekannten und nahezu einzigartigen Hersteller für optische Erzeugnisse entwickelt.

Wie viele andere Unternehmen im Erzgebirge auch, werden die Brillenglasprofis immer vor allem dann gefragt, wenn andere Hersteller an ihre Grenzen kommen und spezielles Nischendenken erforderlich ist. Und das kommt nicht von ungefähr, sondern resultiert aus jahrelanger handwerklicher Erfahrung und Tradition.

Stefan Praedicow steht heute mit seinem Namen für einen traditionsreichen bodenständigen Familienbetrieb: Praedicow Optik Aue. Im klassischen Optikergeschäft seines Vaters erlernte er in den 80ern den Beruf des Augenoptikers von der Pike auf. Doch 1989 wurde ihm das Erzgebirge zu klein, acht Jahre Leben und Arbeiten in Aschaffenburg folgten.

Was danach kommt, ist nicht nur eine Rückkehrergeschichte mit Unternehmensübernahme sondern der Weg des Einzelfachgeschäftes „Brillenstube“ zu einem weit verzweigten Filialnetz. 1997 kam Praedicow zurück und übernahm den elterlichen Betrieb. Mit im Gepäck hatte er reichlich Erfahrung im Bereich der Glasherstellung. Über eine solche zu verfügen, war sein Traum. So baute er mit seinen Geschäftspartnern, die seit 2005 Franchisenehmer bei prooptik sind, parallel zu den Optikergeschäften eine eigene Glasfertigung auf.

23 Optikergeschäfte sowie 35 Hörakustikfilialen in ganz Mitteldeutschland werden heute von Stefan Praedicow und seinen Geschäftspartnern Thomas und Enrico Sühnel unter der Mr. Optik GmbH koordiniert. 240 vollbeschäftigte Mitarbeiter kümmern sich in den Geschäften vor Ort um die Bedürfnisse der Kunden. Neun Mitarbeiter werkeln im Hintergrund in den Labors für Brillen und Hörgeräte in Aue sowie sieben in der Einschleifwerkstatt in Zschopau für die Tochter der Mr. Optik GmbH namens FrameTec GmbH.

Es ist ein Großunternehmen, das die beiden inzwischen führen, was dank der Leidenschaft für die Produkte reibungslos funktioniert. Den Kopf immer voller neuer Ideen kristallisierte sich in den letzten Jahren ein Steckenpferd heraus: die Herstellung von Spezialbrillengläsern für gebogene Sport- und Arbeitsschutzbrillen, deren Gläser besondere Anforderungen aufgrund ihre Krümmung haben. „Wir arbeiten im Sinne einer Manufaktur, was heißt, jede Brille ist ein Unikat“, erklärt der Firmenchef. So können die Gläser beispielsweise in unzähligen Farbtönen von gelb, lila, blau bis orange gefärbt werden. Gerade im Markt der gebogenen Sportbrillen liegt dafür ein großes Potenzial. „Ursprünglich haben wir Brillengläser für unsere eigenen Filialen hergestellt. Da aber EU-weit für diese Technologie die Kapazitäten begrenzt sind, haben wir bereits Anfragen von externen Kunden“, so Praedicow.

Im Lager warten die Rohlinge auf ihren Weg zur Perfektion.

Viel getüftelt wurde in ihrem SmartLab, bis der Prozess optimal lief – ganze eineinhalb Jahre lang. Grundlage sind immer Rohlinge aus Kunststoff in unterschiedlichen Lichtbrechungskategorien – eben jene, die systematisch sortiert in dem Lager auf die nächsten Produktionsschritte zu ihrer Vollendung warten. Um die Herstellung zu optimieren investieren die Geschäftsführer immer weiter in den Maschinenpark in der Auer Fertigungsstätte. Erst neulich wurde die manuelle Poliermaschine ersetzt durch eine automatische Version, die die auf Durchmesser und Dicke gefrästen Rohlinge behutsam ansaugt und blitzblank poliert

Nächste Station im Prozess ist die Hartlackbeschichtung, bevor die Gläser in einer Hochvacuumanlage superentspiegelt werden. Erst dann kommen die noch runden Gläser per Kurier nach Zschopau in die eigene Einschleifwerkstatt und werden dort in Form gebracht und mit dem Brillengestell komplettiert. Im Gegensatz zu anderen Herstellern, sind bei Frametec Glasstärken für Sportbrillen teilweise bis über +/- sechs Dioptrien möglich sowie durch modernste Freiformtechnologie auch die Produktion von Gleitsichtgläsern.

Auch wenn der ursprüngliche Gedanke war, mittels einer eigenen Herstellung zügig und qualitativ hochwertig für die eigenen Filialen zu produzieren, füllen heute bereits 30 Prozent der Aufträge externe Optiker. „Immer wenn es um ganz spezielle Dinge geht, erinnern sich Unternehmern an uns und fragen uns an“, erklärt Stefan Praedicow. Individuelles Nischendenken, das so viele Unternehmen im Erzgebirge erfolgreich macht, kommt auch dem Erfolg der zweiten, noch junge Sparte im Unternehmen zugute: der Hörakustik, die sich mit eigenem Labor und Werkstatt inzwischen erfolgreich am Markt behauptet.

*Sabine Schulze-Schwarz ist für das PR-Management beim Regionalmanagement Erzgebirge zuständig