Start Mittelsachsen „Fremde im eigenen Land!?"
Artikel von: Uwe Wolf
27.02.2023

„Fremde im eigenen Land!?”

Torben Knye (l.) und Bürgermeister Thomas Firmenich neben zwei der großen Porträts von starken Persönlichkeiten. Foto: Uwe Wolf

Neue Sonderausstellung in der ZeitWerkStadt zu Facetten der Diversität

Frankenberg. Derzeit zeigt das Erlebnismuseum ZeitWerkStadt die Sonderausstellung „Fremde im eigenen Land!?“. Die Ausstellung zu Facetten der Diversität stellt bis Ende Mai elf starke Persönlichkeiten vor, die stellvertretend für alle Menschen stehen, die sich von Zeit zu Zeit als „Fremde im eigenen Land“ fühlen. In ihren Bereichen sind sie Vorbilder und Pioniere und Pionierinnen. „Die Ausstellung passt gut in unser Haus“, sagte Ausstellungsmacher Torben Knye von der ZeitWerkStadt. „Hinter jedem Porträt verbirgt sich eine persönliche und bewegende Geschichte, die den Besucherinnen und Besuchern einen Eindruck und einen anderen Zugang zu Diversität und den zu führenden Kämpfen für Freiheit gibt.“

Da wird zum Beispiel ein jüdischer Rapper ebenso vorgestellt wie ein Bundeswehrsoldat aus der Region. Der in Sachsen stationierte Fahnenjunker kommt zu Wort und berichtet, wie er und seine Kameraden und Kameradinnen noch immer als „Fremdkörper“ im eigenen Land gelten. Christina Vogel, die Sportlerin, die durch einen Sportunfall querschnittsgelähmt ist berichtet, wie sich durch ihre Behinderung ihre Sicht auf die Gegebenheiten verändert hat und dass sie sich manchmal als Mensch zweiter Klasse fühlt.

„Diversität ist bunt und vielfältig, wir haben in der Ausstellung versucht, einen Querschnitt abzubilden“, sagte Thomas Firmenich, Bürgermeister der Stadt Frankenberg. „Es tut der Stadt und dem Museum gut, wenn wir uns der gesellschaftlichen Diskussion in Deutschland und Europa stellen. Wir wollen uns aktuell und offen Zeigen. Die neue Ausstellung ist eine Bereicherung für unsere Stadt und für unser Museum.“

Die Ausstellung geht der Frage nach, was unsere Gesellschaft divers macht. Sprache, Meinungen, Geschlechteridentität, Kultur, Tradition, Lebensweise, Abstammung, Hautfarbe, die Verfassung, der Pass…? Die Suche nach der eigenen Identität ist Teil unseres Lebens. Eine moderne, diverse Gesellschaft gibt uns dabei Halt. Sie akzeptiert uns – so wie wir sind. Doch wie divers, wie aufgeschlossen ist unser Land wirklich?

Diskriminierung, Benachteiligung, Hass und Gewalt sind Realitäten, mit denen sich Menschen aus Minderheiten auseinandersetzen müssen. Nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund stellen sich die Frage, ob Deutschland „ihr Land ist“. Da ist Ben Salomo, der schon als Kind Diskriminierung und Ablehnung erfahren hat – weil er Jude ist. Oder die Drag Queen Veuve Noire, die in ihrem Leben aufgrund ihrer bunten Persönlichkeit schon öfters um ihr Leben fürchten musste. Es sind aber auch Menschen vertreten, die stellvertretend für Bevölkerungsgruppen stehen: Unter anderem wird der Therapeut und Buchautor Dr. Udo Baer porträtiert, der mit seinem Bestseller „DDR-Erbe in der Seele: Erfahrungen, die bis heute nachwirken“ unter anderem der Frage nachgeht, wie sich Bürger und Bürgerinne der ehemaligen DDR heute als „Fremde im eigenen Land“ fühlen.

„Im Museum soll man den Pioniergeist entdecken. Auch die Leute, die wir porträtieren sind Pioniere. Sie kämpfen gegen Barrieren und vollbringen große Leistungen“, meinte Torben Knye

Ergänzt werden die Portraits durch Tatsachen aus der deutschen Rechtsprechung und Forschung. Farbige Plakate, die an eine Demonstration erinnern, präsentieren unterschiedliche Zahlen und Fakten. Ein Tisch mit Wendetafeln vertieft das Wissen rund um das Thema Diversität. Die Kombination aus emotionalen Geschichten und Fakten rufen dabei Aha-Momente hervor.  uw